H&M enttäuscht mit Quartalszahlen und Entwicklung im Juni
Stockholm – Der Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) ist schwach ins dritte Geschäftsquartal (bis Ende August) gestartet. Auch die Zahlen zum abgelaufenen Quartal enttäuschten die Erwartungen der Analysten. An den Jahreszielen hält das Management am Donnerstag zwar fest; es dürfte allerdings schwieriger werden, sie tatsächlich zu erreichen. Die H&M-Aktien brachen ein. Am Vormittag verloren die Papiere bis zu 15 Prozent auf 165,45 schwedische Kronen und fielen zeitweise auf ein Tief seit Mitte April.
Der jüngste Aufwärtstrend, der sie zuletzt bei 195 Kronen auf ein Hoch seit Anfang Juli getrieben hatte, findet also ein jähes Ende. Die Papiere sackten auch unter die kurzfristiger geprägten 21- und 50-Tage-Linien. Seit Jahresbeginn hat H&M knapp vier Prozent an Börsenwert auf umgerechnet rund 24 Milliarden Euro verloren. Zum Vergleich: Die Marktkapitalisierung des Konkurrenten Inditex (Zara, Bershka, Massimo Dutti) zog um rund ein Fünftel auf 145 Milliarden Euro an.
Bei H&M dürfte der Umsatz im Juni in Landeswährungen gerechnet sechs Prozent unter dem Vorjahreswert liegen, teilten die Schweden am Donnerstag in Stockholm mit. Vor allem zu Monatsbeginn habe schlechtes Wetter in zahlreichen Märkten die Geschäfte belastet. Dazu käme ein hoher Vergleichswert bei den Erlösen ein Jahr zuvor. RBC-Analyst Richard Chamberlain sprach von einer enttäuschenden Entwicklung, H&M habe seine ohnehin vorsichtigen Schätzungen noch etwas unterboten.
Obendrein dürften die Kosten durch Rabatte im Verhältnis zum Umsatz im dritten Geschäftsquartal leicht über dem Vorjahresquartal liegen. Schon zu Beginn des Jahres musste H&M einige Bestände billiger losschlagen. Hauptgrund war auch in diesem Fall das Wetter und ein in der Folge kurzes Zeitfenster für den Verkauf der Herbstkollektion. Im abgelaufenen Quartal hatte sich die Entwicklung der Rabatte immerhin zeitweise normalisiert und lag auf dem Niveau von vor einem Jahr.
Ansonsten enttäuschte H&M aber auch im zweiten Geschäftsquartal auf ganzer Linie: Die Erlöse stiegen um drei Prozent auf 59,6 Milliarden schwedische Kronen (rund 5,3 Mrd Euro). Der operative Gewinn kletterte von 4,7 Milliarden im Vorjahreszeitraum auf 7,1 Milliarden Kronen nach oben. Die operative Marge lag bei 11,9 Prozent und damit deutlich höher als vor einem Jahr. Nach Steuern verdiente H&M knapp 5 Milliarden Kronen und damit gut die Hälfte mehr als vor einem Jahr. Analysten hatten sich allerdings wesentlich mehr erhofft.
Das Zahlenwerk folge auf eine starke Erholung der Aktien in den Vormonaten, schrieb Jefferies-Analyst James Grzinic in einer ersten Reaktion. Dabei habe speziell der operative Gewinn die Erwartungen verfehlt und laste nun auf dem Aktienkurs. Richard Edwards von der US-Investmentbank Goldman Sachs wies ausserdem darauf hin, dass H&M im abgelaufenen Quartal zwar Umsätze etwa wie vor der Pandemie gemacht habe. Im Juni dürften die Erlöse aber neun Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau liegen.
Der neue H&M-Chef Daniel Ervér hält trotzdem an seinem Jahresziel fest und peilt 2024 weiterhin eine operative Marge von 10 Prozent an. «Die Bedingungen, um dieses Level zu erreichen, sind allerdings herausfordernder geworden», sagte er laut Mitteilung. Dabei verwies er auf teurere Materialien im Einkauf und ungünstigere Wechselkurse, die im zweiten Geschäftshalbjahr einen stärkeren negativen Einfluss auf den Umsatz haben dürften als gedacht. Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag die Marge bei 6,2 Prozent. (awp/mc/ps)