Erster Vorfahr aller Lebewesen existierte schon vor 4,2 Milliarden Jahren
Biologen nehmen an, dass alle heute lebenden Organismen einen gemeinsamen Vorfahren haben. Und der könnte laut Forschern weit älter sein als bisher vermutet.
Die heutigen Lebewesen weisen viele Parallelen auf, unter anderem nutzen sie den gleichen genetischen Code. Deshalb nehmen Biologen an, dass alle heutigen Lebewesen einen gemeinsamen hypothetischen Vorfahren haben – genannt Luca, was für «Last Universal Common Ancestor» steht. Dieser letzte gemeinsame Vorfahr aller bekannten Lebens hat womöglich schon viel früher gelebt als bisher angenommen, nämlich vor etwa 4,2 Milliarden Jahren.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie in der Fachzeitschrift «Nature Ecology & Evolution». Ein internationales Forschungsteam verfolgte den Stammbaum der Arten bis zurück zu deren mutmasslichen Anfängen: der Studie zufolge ein Einzeller, der heutigen Bakterien ähnelt. Es könnte aber damals auch schon andere Lebewesen sowie Viren gegeben haben, schreibt die Gruppe.
Bisher wurde für Luca ein Alter von höchstens 3,9 Milliarden Jahren angenommen. Dafür sprach, dass frühes Leben vermutlich das sogenannte späte schwere Bombardement nicht überlebt hätte, bei dem vor grob 4 Milliarden Jahren allem Anschein nach zahlreiche Himmelskörper auf der Erde einschlugen. Doch neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese Einschläge möglicherweise weniger heftig waren als angenommen. Dann könnte der letzte gemeinsame Vorfahre auch schon wesentlich früher gelebt haben.
Treffen die Kalkulationen aus der Studie zu, wäre Luca nur grob 400 Millionen Jahre jünger als das Sonnensystem. «Wir hatten nicht erwartet, dass Luca so alt ist», wird Co-Autorin Sandra Álvarez-Carretero von der Universität Bristol in einer Mitteilung der Hochschule zitiert. Doch passten die Ergebnisse zu heutigen Ansichten über die Bewohnbarkeit der frühen Erde.