Internationale IT-Störung wirbelt Schweizer Flugpläne durcheinander
Zürich/Genf/Basel – Ein global fehlgeschlagenes Update der Cybersicherheitsfirma Crowdstrike hat am Freitag die Flugpläne am Flughafen Zürich durcheinander gewirbelt. Die Flugsicherung Skyguide und die Fluggepäckabfertigungen hatten Probleme. Spitäler, Telekomanbieter und Finanzdienstleister waren nicht oder nur am Rand betroffen.
Die globale Probleme verursachte ein fehlerhaftes Update des IT-Sicherheitsdienstleisters Crowdstrike für Windows-Computer. Dieses wurde über Nacht bei den Kunden installiert. Mehrere Stunden nach Beginn der Ausfälle teilte Crowdstrike-Chef George Kurtz mit, dass der Fehler entdeckt und behoben worden sei. Damit alles wieder läuft, mussten aber erst auch die Systeme der Kunden wieder auf den neuen Stand gebracht werden. Um einen Cyberangriff handelte es sich nicht.
Der Flughafen Zürich strich am Vormittag Flüge in die USA, nahm sie am Nachmittag aber wieder auf. Flüge nach Zürich starteten zeitweise nicht mehr. Ab Mittag fuhr der Flughafen die Landungen wieder auf 100 Prozent hoch, und ab der Mitte des Nachmittags konnten Flugzeuge wieder regulär starten und landen, wie es in einer Mitteilung des Flughafens Zürich hiess.
Letztendlich konnten sämtliche Langstreckenflüge durchgeführt werden, wie die Fluggesellschaft Swiss am späteren Nachmittag mitteilte. Allerdings mussten im Europaverkehr 69 Flüge annulliert werden. Davon betroffen waren rund 9300 Passagiere.
Auch mehrere andere Fluggesellschaften hatten Verspätungen oder strichen Flüge. Nach Flughafenangaben mussten mindestens 120 Flüge von und nach Zürich annulliert werden. Zudem hatten sich viele Flüge verspätet.
Die Systeme von Swiss waren gemäss deren Angaben von der Panne bei Crowdstrike ebenso wenig betroffen wie jene der Flughäfen Zürich, Genf und Basel-Mülhausen.
Skyguide schränkt Kapazitäten ein
Skyguide musste wegen der Panne am Morgen die Kapazität im Transitverkehr über der Schweiz und für Landeanflüge auf Zürich vorübergehend um 30 Prozent herunterfahren. Zeitweise konnten nur noch in der Luft befindliche Flugzeuge mit Destination Zürich dort landen, wie der Flughafen mitteilte.
Am Nachmittag hob Skyguide die Kapazitätsreduktionen auf. Auch im An- und Abflug operierte das Unternehmen wieder normal. Die Flugsicherheit im Schweizer Luftraum war jederzeit gewährleistet, wie es weiter hiess.
Nicht betroffen von der Panne war der Flughafen in Genf, wie aus einer Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hervorging. Auch Skyguide arbeitete dort normal. Der binationale Flughafen Basel-Mülhausen meldete Probleme bei der Gepäckabfertigung. Die Flugsicherung dort besorgt Frankreich.
Check-in von Hand
Weil die Panne den Flugdienstleister Swissport stark beeinträchtigte, traten auf den drei Landesflughäfen Probleme bei der Gepäckabfertigung auf. Der Check-in erfolgte teilweise von Hand.
Die global tätige Servicefirma Swissport bestätigte, die meisten Abfertigungsanlagen für Fluggepäck seien in der Schweiz ausgefallen. Am Morgen suchte der Gepäckabfertiger mit Microsoft eine Lösung. Swissport ist nach eigenen Angaben die weltgrösste Servicegesellschaft für Fluggesellschaften und Flughäfen.
Auf die Spitäler hatte die Panne keine Auswirkungen. Das Berner Inselspital meldete, es sei nicht betroffen. Gleiches verlautete beim Zürcher Stadtspital Triemli und der Universitätsklinik Zürich. Das Spital Wallis überwachte seine Computer und gab Entwarnung. Die SBB meldeten keine Probleme.
Die Bundesverwaltung verzeichnete auch keine Störungen durch die Panne. Das Bundesamt für Cybersicherheit teilte mit, es habe Meldungen von verschiedenen Unternehmen und kritischen Infrastrukturen erhalten.
Die Stromlieferanten Axpo, CKW und BKW hingegen hatten mit dem Sicherheits-Update zu kämpfen. Einige Systeme waren betroffen und wurden am Nachmittag wieder hochgefahren Die Versorgungs- und Infrastruktursicherheit war immer garantiert. Die AKW-Betreiberin Alpic blieb von der Störung verschont.
Postfinance, Swisscom und SIX nicht betroffen
Beim Finanzdienstleister Postfinance liefen die Systeme störungsfrei, wie er auf Anfrage der Wirtschaftsnachrichtenagentur AWP mitteilte. Bei der Swisscom hiess es, das Telekomunternehmen benutze das Angebot von Crowdstrike nicht. Das Unternehmen unterstütze aber jene Geschäftskunden, die Crowdstrike verwenden, beim Beheben von Problemen.
Der Schweizer Börsenbetreiber SIX merkte ebenfalls nichts von dem fehlgeschlagenen Update. «SIX hat Crowdstrike nicht im Einsatz», sagte ein Sprecher.
Axpo, CKW und BKW von Crowdstrike-Problemen betroffen
Auch bei einigen Schweizer Energieversorgern sind Systeme betroffen. Auswirkungen hat dies aber nicht. «Einzelne Systeme bei Axpo sind betroffen», sagte ein Sprecher des Unternehmens mit Sitz in Baden AG auf Anfrage von AWP. Die Sicherheit der Infrastruktur und die Versorgungssicherheit könnten jedoch nach wie vor uneingeschränkt sichergestellt werden.
Gleiches gilt für die Axpo-Tochter CKW. Man sei «ähnlich betroffen» wie die Muttergesellschaft, sagte ein Sprecher. Die relevanten Systeme für die Stromversorgung seien aber nicht betroffen, diesbezüglich herrsche dort «Normalbetrieb».
«Die BKW war von der weltweiten IT-Störung bei Crowdstrike ebenfalls betroffen», sagte ein Sprecher den Berner Versorgers. Entsprechend funktionierten verschiedene Systeme teilweise nicht. Die Sicherheit der Infrastruktur sei während der Störung jederzeit gewährleistet gewesen und der Betrieb habe aufrechterhalten werden können.
Aktuell sei die BKW daran, die Systeme wiederherzustellen. Wann alle Systeme wieder im Normalzustand laufen werden, könne man jedoch nicht verbindlich sagen.
EWZ, Alpiq und Repower nicht betroffen
Entwarnung geben die Elektrizitätswerke der Stadt Zürich (EWZ): «Wir sind in der erfreulichen Situation, dass wir nicht von diesen Problemen betroffen sind.» Ebenfalls keine Probleme festgestellt hat das Bündner Energieunternehmen Repower, wie ein Sprecher auf Anfrage erklärte
Ähnlich tönt es bei der Alpiq. Das Unternehmen, das unter anderen an den Kernkraftwerken Gösgen und Leibstadt beteiligt ist, sei, «Stand jetzt, nicht davon betroffen», sagte ein Sprecher. (awp/mc/pg)