Intergenerika: Höchst fragliche Aussagen des Preisüberwachers zum neuen Margensystem bei Medikamenten der Spezialitätenliste
Von Dr. Lucas Schalch, Geschäftsführer Intergenerika
Angesichts steigender Krankenkassenprämien unterstützen Akteure im Gesundheitswesen das Anliegen der Politik, das Kostenwachstum im Gesundheitswesen zu bremsen. Das grundsätzlich löbliche Bestreben treibt jedoch teilweise sonderbare Blüten und kann zu einer erheblichen Benachteiligung von Patientinnen und Patienten führen, wie ein aktuelles Beispiel zeigt: Mit dem Ziel, Apotheker, Ärzte und Spitäler zu animieren mehr günstige Medikamente abzugeben, wurden per 1. Juli für den Verkauf von rezeptpflichtigen Medikamenten neue Vertriebsmargen eingeführt. Konkret sind bei günstigen Medikamenten die Margen erhöht und bei teuren gesenkt worden. Diese Massnahme hatte vielerorts einen Aufschrei zur Folge und der BLICK titelte: „Sparen absurd! Beliebte Medikamente werden jetzt teurer statt billiger“ und analysierte korrekt: „Die Pharmafirmen, die die Medikamente herstellen, bekommen gleich viel wie vorher. Der Preisunterschied liegt in der Vertriebsmarge, die Zwischenhändler, Apotheken und andere Verkaufsstellen erhalten.“
Preisüberwacher gibt sich ignorant und unsozial
Die Undurchdachtheit des neuen Margensystems und die hohen finanziellen Mehrbelastungen für die Patientinnen und Patienten haben den Preisüberwacher aber nicht davon abgehalten, im Newsletter vom 18. Juli diese Neuerung im Grundsatz gut zu heissen. Die Preiserhöhungen bei niedrigen Arzneimitteln seien zwar sehr störend, erwiesen sich bedauerlicherweise aber als kaum vermeidbar, um unerwünschte Preissprünge und Fehlanreize zu korrigieren. Diese Aussage ist ein Schlag ins Gesicht, gerade von chronisch kranken Patienten, welche die Preisanstiege besonders schmerzt! Der Preisüberwacher wäre jedoch nicht der Preisüberwacher, würde er nicht noch einen drauflegen und mit der wiederholten Forderung nach Senkung der Generikapreise dem Dilettantismus die Krone aufzusetzen. Sollte dies passieren, würden nämlich etliche günstige Medikamente der Grundversorgung vom Markt verschwinden. Die Konsequenz wäre der Einsatz von teureren Alternativen. Man kann sich schon heute ausmalen, wie der Preisüberwacher dereinst darüber wettern würde. Mit Verlaub sind seine mathematischen Kenntnisse zudem als sehr bescheiden einzuschätzen. Wenn nämlich mit der neuen Marge vermehrt günstige Generika abgegeben werden, die nun im Endpreis dank der neuen Margenordnung teurer werden, werden die angekündigten Einsparungen nie erreicht werden. Si tacuisses, philosophus mansisses.