Oracle schliesst Partnerschaft mit Amazon-Tochter AWS – Gewinnplus
Austin – Der US-Softwareriese Oracle hat im ersten Quartal zugelegt und zeigt sich weiter überraschend optimistisch. Die Cloudangebote machten Tempo beim Erlös – insbesondere das Geschäft mit Rechenleistung aus dem Netz, wie der SAP-Konkurrent am Vorabend in Austin (Texas) mitteilte. Dazu kündigte das Unternehmen eine umfassende Vereinbarung mit der Amazon-Tochter AWS an: Oracle-Datenbanken sollen künftig verstärkt auf der Cloudplattform des Marktführers laufen. Zudem bemühte sich Konzerngründer Larry Ellison, Sorgen um die Geschäftschancen mit Künstlicher Intelligenz (KI) zu zerstreuen. Die Oracle-Aktie stieg am Dienstag im vorbörslichen US-Handel um fast neun Prozent.
Damit dürfte das Papier den zuletzt schwungvollen Lauf fortsetzen. Im laufenden Jahr hat der Kurs im Haupthandel bereits rund ein Drittel zugelegt. Der deutsche Rivale SAP kann ein ähnlich starkes Plus vorweisen – doch bei der Bewertung hinken die Walldorfer dem US-Erzrivalen weiter deutlich hinterher. So kommt Oracle – zum Vortagesschluss – auf einen Börsenwert von rund 386 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 349 Milliarden Euro. SAP bringt rund 225 Milliarden Euro auf die Waage. Die beiden Konzerne konkurrieren vor allem bei Software zur Unternehmenssteuerung (ERP – Enterprise Resource Planning). Gründer Ellison besitzt mehr als 41 Prozent der Oracle-Aktien.
Oracle-Vorstandschefin Safra Catz bestätigte das Jahresziel eines Umsatzwachstums im zweistelligen Prozentbereich – Analysten bezweifelten bis dato mehrheitlich, ob Oracle das hinbekommt. Auch der Datenbank-Deal mit AWS kam bei Fachleuten gut an, nachdem der Konzern bereits mit Microsoft und Google ähnliche Partnerschaften geschlossen hatte. JPMorgan-Analyst Mark Murphy verwies vor allem auf die optimistischen Aussagen von Larry Ellison rund um Künstliche Intelligenz (KI). Ellison ist neben seinem Posten als Verwaltungsratschef auch Technikvorstand des Konzerns.
Der Oracle-Konzernumsatz zog in den drei Monaten bis Ende August im Jahresvergleich um 7 Prozent auf 13,3 Milliarden US-Dollar (knapp 12 Mrd Euro) an. Der Cloudumsatz legte dabei um gut ein Fünftel auf 5,6 Milliarden Dollar zu. Innerhalb der Sparte wuchs das Geschäft mit Rechenleistung im Netz (IaaS – Infrastructure as a Service) fast um die Hälfte. Oracle baut das Geschäft in dem Bereich stark aus, um mit den Platzhirschen AWS, Google Cloud Platform und Microsoft Azure zu konkurrieren.
Ellison zeigte sich zuversichtlich für die Chancen der Sparte mit KI. Das notwendige Training von KI-Anwendungen und die Nutzung läuft vorwiegend in Datencentern ab, die Oracle mit dem neuen Geschäftsbereich auch anbietet. «Dieses Rennen zum Bau immer besserer und besserer neuraler Netzwerke wird ewig weitergehen», sagte Ellison in einer Telefonkonferenz mit Analysten und prophezeite damit einen weiter anziehenden Bedarf für Rechenkapazität. Zudem würden die durchschnittlichen Kosten für die Rechenzentren mit zunehmender Grösse deutlich fallen, kündigte er an. Zuletzt hatten sich am Kapitalmarkt vermehrt Zweifel breitgemacht, ob und wann sich die hohen Investitionen in KI-Chips und -Technik für die Firmen auszahlen.
Das bereinigte operative Ergebnis stieg im Quartal um 13 Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar. Unter dem Strich verblieb ein um 21 Prozent gestiegener Gewinn von 2,9 Milliarden Dollar, das bereinigte Ergebnis je Aktie legte um 17 Prozent auf 1,39 Dollar zu, was besser war als von Analysten erwartet. Die Umsätze lagen im Rahmen der Schätzungen. (awp/mc/ps)