VP Bank Spotanalyse: Deutschlands Wachstum kühlt sich ab

VP Bank Spotanalyse: Deutschlands Wachstum kühlt sich ab
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank, Moneycab)

Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Frühindikator zeigt nach unten.

Die ZEW-Konjunkturerwartungen, erhoben vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), fallen im September deutlich von 19.2 auf 3.6.

Wichtige Konjunkturfrühindikatoren signalisieren damit eine Abschwächung des deutschen Wachstums, ohne dass in den vergangenen Quartalen eine Erholung stattfand. Einzig zu nennen ist der Zuwachs des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 0.2 % im ersten Quartal dieses Jahres. Im zweiten schrumpfte es bereits wieder geringfügig um 0.1 %. Mit den bevorstehenden Wintermonaten scheint sich also auch die deutsche Volkswirtschaft in den Winterschlaf zu begeben. Bedauernswert ist, dass im Gegensatz zum Wetter für die heimische Wirtschaft der Hochsommer ausfiel.

Für einen nachhaltigen Aufschwung müssten sich die Auftragsbücher der deutschen Unternehmen wieder füllen. Doch genau daran hapert es im Moment. Die globale Investitionsnachfrage leidet derzeit, was die exportorientierte deutsche Volkswirtschaft besonders zu spüren bekommt. Dahinter stecken auch Deglobalisierungstendenzen, die in China aber auch in den USA unübersehbar sind.

Der private Konsum stockt ebenso. Die hohen Inflationsraten der vergangenen Jahre haben tiefe Spuren im Ausgabenverhalten vieler privater Haushalte hinterlassen. Auch verändert haben sich die Konsumpräferenzen in der Nach-Corona-Zeit. Der Konsum von Dienstleistungen hat Vorrang vor dem Warenkonsum. Unter anderem geniesst der Urlaub einen hohen Stellenwert, im Gegenzug wird selbst am Lebensmittelkonsum gespart. Gut ersichtlich ist dies beim Blick auf die Entwicklung des Einzelhandelsumsatzes in den vergangenen Monaten und Quartalen.

An dieser schwierigen Konstellation wird sich in den kommenden Monaten und vermutlich auch Quartalen kaum etwas ändern. Dies signalisieren heute auch die ZEW-Konjunkturerwartungen. Die deutsche Wirtschaft dürfte sich in den nächsten Quartalen im Dreieck zwischen Stagnation, leichtem Wachstum und leichtem Rückgang des Bruttoinlandprodukts befinden.

Schreibe einen Kommentar