Europa-Schluss: Erholt dank guter Unternehmensnachrichten
Paris / London / Zürich – Europas Aktienmärkte haben sich am Donnerstag dank überwiegend positiv aufgenommener Unternehmensnachrichten wieder erholt. Die erwartungsgemässe Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) hatte letztlich kaum Einfluss auf die Kurse.
Zum Handelsende notierte der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,79 Prozent im Plus bei 4.947,30 Punkten. Damit holte er zumindest einen Teil der Verluste wieder auf, die er zuvor aufgrund negativer Nachrichten der Index-Schwergewichte ASML und LVMH erlitten hatte.
Der schweizerische SMI hatte sich zuletzt schon besser gehalten. Mit einem Anstieg von 0,91 Prozent auf 12.304,27 Punkte machte er am Donnerstag die jüngsten Abschläge mehr als wett. Der britische FTSE 100 hatte bereits zur Wochenmitte deutlich von der Erholung der Öl- und Rohstoffwerte profitiert und legte um weitere 0,67 Prozent auf 8.385,13 Zähler zu.
Die EZB senkte wie allgemein erwartet den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Sie reagierte mit der dritten Senkung in diesem Jahr auf die rückläufige Inflation sowie die schwache Konjunktur im Euroraum. Ebenso wenig überraschend verzichteten die Währungshüter auf Hinweise für eine weitere Senkung auf der Dezember-Sitzung. Man werde weiter datenabhängig entscheiden und lege sich nicht im Voraus auf einen Zinspfad fest, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. «Wir haben der Inflation noch nicht ganz das Genick gebrochen, aber wir kommen voran.»
Im europäischen Branchentableau waren am Donnerstag die Aktien von Lebensmittel- und Getränkeherstellern am meisten gefragt. Für gute Stimmung sorgten Nestlé und Pernod Ricard, deren Aktien um 2,5 beziehungsweise 1,8 Prozent anzogen. Beim Nahrungsmittelriesen griffen offenbar Schnäppchenjäger zu, nachdem die Aktien zunächst mit einem Tief seit dem Jahr 2019 auf enttäuschende Quartalszahlen und eine Semlimg des Ausblicks reagiert hatten. Der Spirituosenhersteller Pernod Ricard hielt trotz des überraschend schwachen Starts ins neue Geschäftsjahr an seinen Zielen fest.
Aus dem freundlichen Bankensektor ragte EuroStoxx-Spitzenreiter Nordea mit einem Kurssprung von 6,3 Prozent heraus. Die skandinavische Bank legte starke Quartalszahlen vor und erhöhte ihre Jahresziele.
Airbus-Titel setzten mit plus 3,9 Prozent ihre Erholungsrally fort. Am Mittwoch hatte der Luftfahrtkonzern angekündigt, wegen enormer Verluste im Satellitengeschäft bis zu 2.500 Stellen in seiner Rüstungs- und Raumfahrtsparte zu streichen. Analysten lobten den Sparkurs.
In Zürich verteuerten sich die Anteilsscheine von ABB um 2,4 Prozent. Der Industriekonzern überzeugte mit einem Auftrags-, Umsatz- und Gewinnanstieg.
Ein zuversichtlicher Ausblick des taiwanischen Halbleiterherstellers TSMC stützte die europäische Branche. So verteuerten sich Infineon im EuroStoxx um 1,7 Prozent. STMicroelectronics und ASM International gewannen 1,3 beziehungsweise 1,1 Prozent. TSMC sieht eine weiter hohe Nachfrage nach Chips für Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz (KI) und überraschte mit seinen Zielen für das vierte Quartal positiv. Damit milderte das Unternehmen die Sorgen um die weltweite Chipnachfrage sowie die Nachhaltigkeit des KI-Booms.
Der Branchenrally schlossen sich die kaum veränderten Aktien von ASML allerdings nicht an. Auf ihnen lastet weiterhin die jüngste Gewinnwarnung des Halbleiterindustrie-Ausrüsters.
Der Telekomausrüster Nokia sieht allmählich den Wendepunkt in seinen schwachen Märkten erreicht. Das konnte allerdings nicht über ein durchwachsenes drittes Quartal hinwegtäuschen, das hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieb. Die Aktien büssten am EuroStoxx-Ende 2,5 Prozent ein, nachdem sie am Mittwoch den höchsten Stand seit April 2023 erreicht hatten. (awp/mc/ps)