Rieter schreibt deutlich weniger Umsatz und senkt Prognose
Winterthur – Der Spinnereimaschinenhersteller Rieter hat in den ersten neun Monaten wie erwartet einen deutlichen Umsatzschwund hinnehmen müssen. Für das Gesamtjahr senkt die Gruppe die Umsatzprognose. Etwas besser sieht es an der Auftragsfront aus.
In den Monaten Januar bis September schrumpfte der Umsatz von Rieter im Vergleich zur Vorjahresperiode um 46 Prozent auf 584 Millionen Franken, wie es am Mittwoch in einer Mitteilung hiess. Bereits zu Jahreshälfte betrug das Minus mehr als 40 Prozent. Im dritten Quartal allein halbierte sich der Umsatz auf 163 Millionen.
Beim Auftragseingang ging es in die andere Richtung: Dieser kletterte nach neun Monaten um 43 Prozent auf 630 Millionen Franken. Im dritten Quartal stiegen die Bestellungen um 78 Prozent auf 226 Millionen, während der Bestellungsbestand per Ende September auf rund 690 Millionen zu liegen kam (VJ: 900 Mio).
Mit den Zahlen hat Rieter die Vorgaben der Analysten verfehlt, allen voran mit dem Umsatz. Im Vorfeld rechneten diese im Durchschnitt mit einem Umsatz von deutlich höheren 672 Millionen Franken und einem Auftragseingang von 636 Millionen.
Nachfrage bleibt unter Druck
Zu schaffen macht Rieter seit einiger Zeit das schwache Marktumfeld im weltweiten Spinnereimarkt. Bis auf China sei dieses in fast allen Regionen von Investitionszurückhaltung bei Neumaschinen geprägt gewesen, hiess es. In der grössten Einnahmequelle, dem Bereich «Machines & Systems», brach der Umsatz um 65 Prozent auf 264 Millionen Franken ein.
Auch die Nachfrage nach Verbrauchs-, Verschleiss- und Ersatzteilen schwächte sich wegen der tiefen Auslastung der Spinnereien ab. Zusätzlich habe die getrübte Konsumentenstimmung entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette belastet. Im Bereich «Components» wurden mit 185 Millionen Franken 11 Prozent weniger umgesetzt, bei «After Sales» ging der Umsatz nur um 1 Prozent auf 136 Millionen zurück.
Umsatzprognose gesenkt
Aufgrund der geopolitischen Gesamtlage und der allgemein getrübten Konsumentenstimmung entwickelt sich die Markterholung laut Mitteilung verhaltener als bislang prognostiziert. Erste Anzeichen einer Erholung seien nur in China und Indien erkennbar.
Vor diesem Hintergrund senkt Rieter die Umsatzprognose ein weiteres Mal. Neu wird nur noch mit 900 Millionen Franken Umsatz im Gesamtjahr 2024 gerechnet. Bislang galt eine Bandbreite von 900 Millionen bis 1 Milliarde. Hingegen hält Rieter am Ziel einer EBIT-Marge zwischen 2 bis 4 Prozent fest.
Im 2023 hatten sich der Umsatz auf 1,42 Milliarden Franken und die Marge auf 7,2 Prozent belaufen.
Massnahmen werden umgesetzt
Das Performance-Programm «Next Level» zur Steigerung der Profitabilität werde weiter konsequent umgesetzt, so die Mitteilung. So würden Ressourcen und Verantwortlichkeiten nach Indien und China verlegt, damit diese Schlüsselmärkte besser auf Kundenanforderungen und Zyklen reagieren können.
Auch an der Kostenschraube dreht Rieter weiter, wie es ohne die Nennung von Details hiess. Unklar bleibt, wie viele weitere Stellen verloren gehen. Letzte Woche hiess es von Gewerkschaftsseite, dass vom laufenden Konsultationsverfahren 74 Mitarbeitende betroffen seien, wobei 14 davon gekündigt hätten.
Rieter will erst nach Abschluss des Verfahrens zum Stellenabbau Stellung nehmen. Denkbar ist, dass sowohl zu den Personalmassnahmen als auch zu den Aussichten am kommenden Montag im Rahmen des Investorentages weitere Details kommuniziert werden. (awp/mc/pg)