CH-Schluss: Fulminante technische Erholung

CH-Schluss: Fulminante technische Erholung
(Adobe Stock)

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Freitag auf breiter Front deutlich zugelegt. Der Leitindex SMI stieg praktisch über den ganzen Tag kontinuierlich an und nahm am späteren Nachmittag gar die Marke von 12’000 Punkten in Angriff, schaffte sie dann allerdings nicht ganz. Im Handel war von einer technischen Gegenbewegung auf die Verluste der letzten Tage die Rede. Die Vorgaben aus den USA seien zwar auch am Freitag negativ gewesen, doch der Markt sei definitiv reif gewesen für eine Erholung, so ein Händler. So hatte der SMI vom letzten Hoch am 21. Oktober bis zum Tiefpunkt am gestrigen (Donnerstag) über 600 Punkte oder rund 5 Prozent eingebüsst.

Grundsätzlich seien aber die meisten Marktteilnehmer aufgrund der kommende Woche anstehenden US-Präsidentschaftswahlen und dem nächsten Fed-Zinsentscheid weiter vorsichtig gestimmt, heisst es. Dass die jüngste Abwärtsbewegung einfach so wieder vorbei sein könnte, sei jedenfalls nicht zu erwarten, meinte ein Marktbeobachter. Es gebe einfach zu viele Unwägbarkeiten: neben den genannten Faktoren etwa auch die zum Teil wieder anziehende Inflation und die weiterhin sehr angespannte geopolitische Lage. Kaum Einfluss auf das Geschehen hatten derweil die am frühen Nachmittag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten. Die Daten fielen zwar etwas schwächer aus als erwartet, waren aber von Sondereffekten wie Hurrikans oder dem Boeing-Streik etwas verzerrt. Rechne man die Sondereffekte heraus, sei der Arbeitsmarkt weiterhin robust, sagte ein Händler.

Der SMI gewann zum Handelsschluss 1,48 Prozent auf 11’967,20 Punkte, wobei das Tageshoch bei knapp 11’992 Punkten lag. Trotz der Erholung zum Wochenschluss gab es allerdings ein klares Wochenminus von 220 Punkten bzw. 1,8 Prozent. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, rückte am Freitag um 1,45 Prozent vor auf 1955,21 Punkte und der breite SPI um 1,39 Prozent auf 15’929,51 Zähler. Von den 30 Top-Werten schlossen 28 im Plus und zwei im Minus.

Stark von der allgemeinen Erholung profitierten die Bankenwerte Julius Bär (+3,1%) und UBS (+2,1%). Gerade letztere waren trotz starker Quartalszahlen am Mittwoch und Donnerstag im grossen Stil verkauft worden und entsprechend prädestiniert für einen Rebound, wie es hiess.

In diese Kategorie gehörten auch Swisscom (+1,2%) und Novartis (+1,8%). Beide hatten ebenfalls diese Woche gute oder zumindest zufriedenstellende Resultate präsentiert – Novartis hatte sogar zum dritten Mal den Ausblick erhöht – und wurden trotzdem an der Börse stark abgestraft.

Rege gekauft wurden auch Lonza (+3,1%), wobei es laut Händlern keine fundamentalen Gründe dafür gab. Die Titel des Pharmazulieferers sind im bisherigen Jahresverlauf bester Blue Chip mit einem Zuwachs von mehr als 50 Prozent. Dies dürfte wohl ein Grund für die Käufe gewesen sein, meinte ein Händler.

Zuletzt sei das ein klares Muster gewesen: Titel, die schon stark zugelegt haben, avancieren weiter und umgekehrt. Sandoz (+1,9%) gehörten auch dazu. Die Papiere des Generika-Herstellers haben mittlerweile ein Jahresplus von gegen 50 Prozent. Avancen im Bereich von 2 Prozent schafften am Freitag auch noch Logitech, Straumann, Roche und Swatch.

Im Minus blieben einzig Geberit (-1,0%) und SIG (-0,3%). Erstere hatten am Vortag sehr gute Zahlen vorgelegt und danach gegen 5 Prozent hinzugewonnen. Relativ weit hinten waren auch Adecco (+0,2%) – der Personaldienstleister wird kommende Woche Zahlen präsentieren.

Im breiten Markt waren Kuros (+8,2%) weiter im Aufwind und haben sich damit seit Jahresanfang schon bald verachtfacht. Das auf Knochenersatzprodukte spezialisierte Medtech-Unternehmen hat mittlerweile eine Börsenkapitalisierung von 1 Milliarde Franken erreicht und könnte damit für weitere potentielle Investoren interessant werden, wie ein Händler meinte.

Spekulativ gesucht blieben auch der Biopharma-Wert Relief Therapeutics (+6,7%). Hier steht fast eine Versechsfachung allein seit Anfang September, wobei die Börsenkapitalisierung noch unter 100 Millionen Franken ist.

Die Papiere des Peptid-Herstellers Polypeptide (+8,9%) profitierten derweil von einer Analysteneinschätzung stark. Weitere Verluste nach dem Kursdebakel am Vortag gab es derweil bei SoftwareOne (-6,8%). (awp/mc/ps)

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