Ewald Burgener, CEO Valiant, im Interview

Ewald Burgener, CEO Valiant, im Interview
Valiant-CEO Ewald Burgener. (Foto: Valiant)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Burgener, Valiant hat im 3. Quartal mit 105 Mio Franken einen um 5,3 Prozent höheren Konzerngewinn erzielt als im Vorjahr. Was waren die wichtigsten Faktoren, die zum erfolgreichen Quartalsabschluss beigetragen haben?

Ewald Burgener: Das erfolgreiche Ergebnis ist die erfreuliche Entwicklung aller Geschäftsfelder von Valiant. Das Zinsengeschäft bildet für uns die Basis unseres Erfolgs. Dort haben wir wiederum einen hohen Erfolg erzielt – trotz eines bewegten Zinsumfelds. Weiter konnten wir den Erfolg aus dem Kommissionsgeschäft um erfreuliche 10 Prozent steigern. Ebenso trägt die Steigerung des Erfolgs aus dem Handelsgeschäft dazu bei. Demgegenüber steht das moderate Wachstum beim Geschäftsaufwand. Wir haben mit dem Programm zur Steigerung der Rentabilität frühzeitig die Weichen gestellt und sparen ab dem Jahr 2024 jährlich rund 15 Mio. Franken ein. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind jedoch das Engagement unserer Mitarbeitenden sowie das Vertrauen unserer Kundschaft und ihre Treue zu Valiant.

Der Brutto-Erfolg im Zinsengeschäft ging um 3,4 Prozent auf 307,4 Millionen zurück. Wie werden Sie angesichts einer zu erwartenden weiteren Zinssenkung der SNB im Dezember weiter agieren?

Der Brutto-Erfolg im Zinsengeschäft ist zusammen mit der Entwicklung des Erfolgs aus dem Handelsgeschäft zu betrachten, womit das Ergebnis weiterhin sehr stabil ist. Wir haben im Jahresverlauf zwar eine Zinssatzsenkung weniger vollzogen als die SNB – dies zugunsten unserer Kundschaft – aber trotzdem ein Zinsergebnis auf hohem Niveau erzielt. Valiant ist auf alle Zinsszenarien bestens vorbereitet. Wichtig aber ist, dass wir unsere Strategie konsequent verfolgen und dabei die Marktentwicklungen eng beobachten.

«Valiant ist auf alle Zinsszenarien bestens vorbereitet.»
Ewald Burgener, CEO Valiant

Der Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft verzeichnete eine Steigerung von 10,4 Prozent, beim Handelsgeschäft steig der Erfolg um fast einen Drittel. Was kennzeichnete die Entwicklung?

Es ist das Ergebnis bewusster Investitionen und Initiativen zur Diversifikation unserer Erträge. Im Kommissionsgeschäft haben sich insbesondere die Depotvermögen positiv entwickelt. Als Treiber sind der Kommissionsertrag aus dem Wertschriften- und Anlagegeschäft und das übrige Kommissionsgeschäft hervorzuheben. Beim übrigen Kommissionserfolg macht sich bezahlt, dass wir die Herausgabe unserer Karten selbst verantworten. Das Wachstum beim Handelserfolg steht im Zusammenhang mit Devisentermingeschäften.

Sie haben im laufenden Jahr nochmals insgesamt 20 Vollzeitstellen aufgebaut. In welchen Bereichen?

Wir wollen unserer Kundschaft eine ganzheitliche und umfassende Beratung bieten. So haben wir primär in die Bereiche mit Kundenkontakt investiert. Das heisst einerseits in die Beratung von Privatkundinnen und -kunden, aber auch in der Vorsorge- und Vermögensberatung haben wir Stellen aufgebaut sowie im Kundencenter.

Die Reserven für allgemeine Bankrisiken wurden nochmals um 16 auf fast 150 Mio Franken aufgestockt. Sie liegen nun mit knapp 150 Millionen Franken 36,4 Prozent höher als zu Jahresbeginn und die Kapitalquote beträgt 16,1 Prozent. Das ist deutlich über den regulatorischen Vorgaben. Welche strategischen Optionen ermöglicht Ihnen dies?

Vorneweg möchte ich erwähnen: Wir sind überzeugt, dass eine solide Kapitalisierung sowohl im Interesse der Kundschaft als auch der Investorinnen und Investoren ist. Grundsätzlich stärken wir so nicht nur die Stabilität und Flexibilität der Bank, sondern legen auch die Basis für das weitere Wachstum. Natürlich hilft eine solide Kapitalbasis auch bei strategischen Investitionen wie zum Beispiel in Technologie und Digitalisierung.

«Wir sind überzeugt, dass eine solide Kapitalisierung sowohl im Interesse der Kundschaft als auch der Investorinnen und Investoren ist.»

Valiant hat sich in den letzten Jahren von einer Regionalbank zu einer schweizweit tätigen Finanzdienstleisterin gewandelt. Wo legen Sie mit der «Strategie 2025-2029» den Fokus?

Wir wollen unsere Kundinnen und Kunden mit Einfachheit begeistern, die Rentabilität erhöhen und weiter wachsen. Den Hauptfokus legen wir auf die drei Themen «Einfachheit», «Ertragsdiversifikation» und «Effizienz». Einfachheit ist schon seit längerer Zeit zentrales Element unseres Angebots. Diesen Weg wollen wir weitergehen, um unseren Kundinnen und Kunden das Finanzleben noch einfacher zu machen. Bei der Ertragsdiversifikation geht es darum, die Erträge aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft überproportional zu steigern. Und wir wollen unsere Effizienz weiter verbessern. Dazu verfolgen wir die Kosten weiterhin eng und wir werden die Prozesse und Schnittstellen noch stärker optimieren.

Valiant will also auch künftig «Mit Einfachheit begeistern». Was bedeutet das konkret?

Kundinnen und Kunden sollen im Kontakt mit Valiant spüren, dass unsere Produkte und Dienstleistungen einfach verständlich, schnell zugänglich und mühelos zu nutzen sind. Wir arbeiten daran, dass Kundinnen und Kunden die Einfachheit nicht einfach nur wahrnehmen, sondern begeistert davon sind. So können wir eine langfristige Kundenbeziehung aufbauen und idealerweise erzählen sie ihre positiven Erlebnisse weiter. Das hilft uns, neue Kundschaft zu gewinnen. Konkret heisst dies, dass unser Produktangebot übersichtlich, transparent und verständlich sein soll. Egal, ob der Kontakt mit Valiant in der physischen Beratung oder auf den digitalen Kanälen stattfindet, es soll sich einfach, friktionslos und angenehm anfühlen.

«Kundinnen und Kunden sollen im Kontakt mit Valiant spüren, dass unsere Produkte und Dienstleistungen einfach verständlich, schnell zugänglich und mühelos zu nutzen sind.»

Sie setzen auf schlanke, durchgängige Prozesse und einen höheren Automatisierungsgrad. Welche Rolle spielt dabei die Künstliche Intelligenz?

Im Vordergrund stehen für uns die Bedürfnisse unserer Kundschaft und damit die kontinuierliche Verbesserung des Kundenerlebnisses. KI-basierte Voice- und Chatbots bieten uns das Potenzial, Kundenanfragen rund um die Uhr effizient zu bearbeiten, das heisst die Bearbeitungszeiten zu reduzieren und die Anliegen rascher zu beantworten. Darüber hinaus ermöglichen uns neue datenbasierte Analysemodelle, zukünftig grosse Datenmengen sicher und effizient zu verarbeiten. So können wir personalisierte Angebote schaffen, die noch besser auf die individuellen Kundenbedürfnisse abgestimmt sind.

Wo setzen Sie heute bereits KI-Anwendungen ein und wo erhoffen Sie sich langfristig den grössten Nutzen durch KI?

In der Betrugsprävention setzen wir seit längerem einfache Formen von KI ein, um die Risiken finanzieller Verluste zu reduzieren. Die hohen Anforderungen an Transparenz und Nachvollziehbarkeit in der stark regulierten Finanzbranche erfordern fundierte Abklärungen zur Nutzung von KI. Zukünftige KI-Anwendungen werden wir auf Basis der Erfahrungen und Erkenntnisse unserer laufenden Experimente gezielt definieren. Dabei sehen wir Potenzial im Wissensmanagement – also bei der Nutzung und Weitergabe von Wissen, in der Unterstützung des Kundencenters sowie in der automatisierten Dokumentenerkennung und -verarbeitung.

Wie beabsichtigen Sie, die Erträge zu diversifizieren?

Unser Geschäft besteht zu einem grossen Teil aus Ausleihungen, das heisst Hypotheken und Firmenkredite. In diesem Geschäft wollen wir weiter wachsen. Beim Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft werden wir die Themen Anlegen und Vorsorgen für Privatpersonen, alltägliche Bankdienstleistungen für KMU sowie das B2B-Geschäft ausbauen. Durch überproportionales Wachstum in diesen Bereichen wollen wir über die Zeit unsere Erträge breiter abstützen.

Schreibe einen Kommentar