Boeing-Krise brockt Ryanair Wachstumsdelle ein
Dublin – Die Dauerkrise bei Boeing macht Europas grösstem Billigflieger Ryanair weiter zu schaffen. Wegen des Risikos zusätzlicher verspäteter Auslieferungen von bestellten Maschinen stellt sich die Fluggesellschaft auf ein geringeres Passagierwachstum im nächsten Geschäftsjahr 2025/2026 ein. Für das laufende Geschäftsjahr wurde die Prognose für diese Kennzahl am Montag bestätigt.
Das reichte nicht aus, um Anleger zu besänftigen: Die Ryanair-Aktie verlor zeitweise rund drei Prozent. Bis zuletzt halbierte sie die Verluste auf 1,5 Prozent. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund sieben Prozent eingebüsst. Die Konkurrentin Easyjet hat dagegen seither um zwei Prozent zugelegt. Ganz bitter sieht es für Aktionäre der Deutschen Lufthansa aus: Seit Anfang 2024 haben die Papiere um gut ein Fünftel an Wert verloren.
Wie Ryanair weiter in Dublin mitteilte, dürfte die Fluggesellschaft in den zwölf Monaten bis Ende März 2026 nur noch rund 210 Millionen Passagiere und damit fünf Millionen weniger als bislang erwartet befördern. Nach Angaben der Iren verzögern sich bereits die Auslieferungen von neun Maschinen um drei Monate – diese waren für das laufende Quartal eingeplant.
Goodbody-Analyst Dudley Shanley deutete die Prognosesenkung als Unternehmensentscheidung, das Risiko von zu viel Personal im kommenden Sommer vermeiden zu wollen. Das neue Passagierziel für das kommende Geschäftsjahr dürfte den Konsens nach unten verschieben, schrieb Jeffries-Analystin Jaina Mistry in einer ersten Reaktion. Sie monierte zudem, dass Ryanair sich bei den Gewinnaussichten für das laufende Jahr bedeckt halte – dies sei als «Unsicherheit auf dem Markt» zu deuten.
Für das noch bis Ende März 2025 laufende Geschäftsjahr bleibt Konzernchef Michael O’Leary aber beim Ziel von 198 bis 200 Millionen Fluggästen. Im vergangenen Jahr waren es noch 184 Millionen. Bis 2033/34 soll die Zahl der Passagiere auf 300 Millionen steigen.
Unterdessen zeigte sich der Manager mit Blick auf die Preisentwicklung im laufenden Quartal vorsichtig. Zwar sei die Nachfrage «stark» und der Preisrückgang scheine sich abzuschwächen. Insgesamt dürften die Preise für Flüge bis Silvester aber leicht unter dem Vorjahresniveau liegen.
In den drei Monaten bis Ende September kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um drei Prozent auf knapp 5,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente Ryanair allerdings wegen deutlich gestiegener Personalkosten und Flughafengebühren mit 1,4 Milliarden Euro rund sechs Prozent weniger. Mit den Quartalsergebnissen habe die Airline sich in etwa wie erwartet entwickelt, schrieben mehrere Analysten in ersten Reaktionen.
Ryanair setzt bei seiner Flugzeugflotte ganz auf den US-Hersteller Boeing und hier vollständig auf die Baureihe 737. Dies bringt Vorteile beim Flottenmanagement, sorgt aber jetzt für Schwierigkeiten, da der Airbus -Konkurrent schon länger mit technischen Problemen und seit einiger Zeit mit einem breit angelegten Streik kämpft. (awp/mc/ps)