CH-Verlauf: SMI klar fester – US-Wahl schneller entschieden als befürchtet
Zürich – Donald Trump wird zum zweiten Mal zum Präsidenten der USA gewählt. An den weltweiten Finanzmärkten sorgt sein zuletzt klarer Vorsprung gegenüber der Demokratin Kamala Harris für einen regelrechten Spurt. Marktteilnehmer begründen dies damit, dass die im Vorfeld – wegen eines womöglich sehr knappen Ergebnisses – gefürchtete Hängepartie ausgeblieben ist. Zudem zeichnet sich ab, dass die Republikaner auch in beiden Kammern eine Mehrheit erringen, womit Trump ohne grösseren Widerstand regieren könnte.
«Der Wahlsieg von Donald Trump als zukünftiger und erneuter Präsident der USA ist an den Finanzmärkten bereits ausgemachte Sache», sagt Händler Andreas Lipkow. «Der Drops ist gelutscht, und die Jahresendrallye damit offiziell eingeläutet.» Nun bliebe noch die morgige Sitzung der US-Notenbank Fed als weiteres wichtiges Ereignis für die Märkte. Nicht zuletzt nach diesem sich abzeichnenden Wahlausgang werden Börsianer genau auf die begleitenden Bemerkungen von Fed-Chef Jerome Powell schauen. Denn durch den sich abzeichnenden Politikwechsel gerate das Fed in eine schwierige Lage, heisst es bei der Commerzbank. So seien eine Zinssenkung am Donnerstag und vermutlich auch eine im Dezember wohl relativ sicher. Spätestens im Frühjahr, wenn sich eine Umsetzung der Zollpläne Trumps abzeichne, dürfte sich das Umfeld für die Fed-Entscheidungen aber wohl deutlich verschoben haben.
Der Schweizer Leitindex SMI zieht gegen 11.00 Uhr um 1,56 Prozent an auf 12’050,77 Punkte. Sein bisheriges Tageshoch hat der Index zuvor bei 12’122 Zählern gesetzt.
Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Titel enthalten sind, gewinnt 1,51 Prozent auf 1974,74 und der breite SPI 1,34 Prozent auf 16’024,56 Zähler. Im SLI gewinnen 23 Werte hinzu und sieben geben nach.
Auch an den europäischen Märkten geht es für die wichtigsten Indizes wie den deutschen Dax, den französischen CAC 40, den britischen FTSE 100 um bis zu 1,5 Prozent aufwärts. Noch stärker dürfte die Reaktionen in den USA selbst ausfallen. Dort wird für den Dow Jones aktuell ein Kurssprung von annähernd 3 Prozent zum Handelsstart erwartet. Auch S&P500 sowie Nasdaq dürften klar fester eröffnen.
Gleichzeitig kann der US-Dollar seine Gewinne aus der Nacht verteidigen. Sowohl zum Euro als auch zum Franken hat der Greenback klar zugelegt. «Bei sinkender Unsicherheit über die politischen Entwicklungen wird der Franken als sicherer Hafen nicht zusätzlich gesucht sein», kommentiert Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin.
Bei all der ersten Erleichterung über den recht klaren und schnellen Wahlausgang warnen zahlreiche Experten, dass bereits in den kommenden Wochen dann eine gewisse Ernüchterung eintreten dürfte, wenn sich klarer abzeichne, was genau Trump alles umsetzen werde. Das betrifft dann auch die Schweiz. Denn Trump setze auf hohe Zölle, mit einem allgemeinen Satz von 10 Prozent auf Importe und 60 Prozent auf chinesische Produkte, heisst es bei Oddo BHF.
Im Falle einer Eskalation könnte dies der Schweiz wirtschaftliche Verluste von bis zu 7 Milliarden Franken bescheren. «Die Schweizer Sektoren für Pharmazeutika, Maschinenbau, Präzisionsinstrumente und Uhren, die zusammen 86 Prozent der Exporte in die USA ausmachen, wären besonders stark von den amerikanischen Zöllen betroffen.»
Diese Sorge bekommen Titel wie Logitech (-4,5%) und Kühne+Nagel (-2,6%) bereits am Mittwoch klar zu spüren. So produziert Logitech einen beachtlichen Teil seines Computerzubehörs in China, während beim Logistiker die Sorgen um mögliche Handelskriege unter einer Regierung Trump belasten.
Auf Gewinnerseite führen Werte wie ABB, UBS oder auch Richemont das Feld mit Kursgewinnen von mehr als 3 Prozent an. Auch andere Finanzvertreter wie Partners Group, Julius Bär und die Versicherungstitel Swiss Life, Swiss Re und Zurich gewinnen bis zu 2,3 Prozent hinzu. Laut Händlern werde erwartet, dass Bankaktien von einem klaren Sieg der Republikaner profitieren würden, da die Partei für Deregulierung stehe.
In den hinteren Reihen ziehen die Aktien der Online-Bank Swissquote (+5,3%) an. Hier setzen Investoren auf einen möglichen Krypto-Boom unter Trump, heisst es. Barry Callebaut (+3,4%) sind nach Zahlen klar gefragt. (awp/mc/pg)