CH-Verlauf: Unsicherheit hält an – SMI leicht schwächer
Zürich – Das Geschehen am Schweizer Aktienmarkt bleibt auch zu Beginn der neuen Woche von Zurückhaltung geprägt. Die Verunsicherung der Anleger seit dem Ausgang der US-Wahlen sei gross, sind sich Marktbeobachter einig. Mal dominierten die Hoffnungen auf eine wachstumsfreundliche Politik Trumps mit Steuersenkungen und Deregulierung, mal stünden die Risiken wie eine tendenziell steigende Staatsverschuldung oder ein möglicher Inflationsanstieg im Falle von Zollerhöhungen im Vordergrund, heisst es etwa bei Helaba.
Zudem sei das Thema Zinsfantasie seit vergangener Woche mit den Aussagen von Jerome Powell wieder stärker in den Fokus gerückt. Dieser hatte erklärt, aufgrund des konjunkturellen und inflationären Umfelds keine Eile für weitere geldpolitische Lockerungen zu haben. Auch für diese Woche ist der Terminkalender sehr übersichtlich. Einige Händler werten dies jedoch als positiv, da es den Anlegern Zeit gebe, über die jüngsten Ereignisse nachzudenken. Zudem ist auch die Berichtssaison so gut wie abgeschlossen. In den USA stehen zur Wochenmitte allerdings die Zahlen von Nvidia an. Sie dürften die Stimmung für Technologiewerte insgesamt bestimmen. Hierzulande dürfte zudem bereits am (morgigen) Dienstag der Kapitalmarkttag des Nahrungsmittelriesen Nestlé mit Spannung verfolgt werden.
Der Leitindex SMI notiert gegen 11.15 Uhr 0,15 Prozent tiefer bei 11’609,16 Punkten. Im Verlauf war der Index kurzzeitig unter die Marke von 11’600 Punkten gefallen. Der SLI mit den 30 wichtigsten Titeln verliert 0,11 Prozent auf 1910,03 Punkte und der breiter gefasste SPI 0,19 Prozent auf 15’458,79 Punkte. Von den 30 Titeln des SLI liegen 16 im Minus und 14 im Plus.
Zu den grössten Verlierern auf den Verkaufslisten gehören die Vertreter der Technologiebranche. Bei den Blue Chips verlieren VAT 2,0 Prozent und Logitech 0,6 Prozent. Dahinter folgen AMS Osram, Comet und Inficon mit Abschlägen von bis zu 2,8 Prozent. Damit setzen sie ihre schwache Tendenz vom Ende der vergangenen Woche fort. Nachdem am Freitag Applied Materials mit einem trüben Ausblick enttäuscht hatte, sind es nun Sorgen um den KI-Konzern Nvidia. Der Weltmarktführer habe Probleme mit der Überhitzung seiner neuen KI-Chips. Gerade im Vorfeld der anstehenden Quartalszahlen schüre dies Sorgen in der Branche, sagt ein Händler.
Erneut schwach sind auch die beiden Pharma-Schwergewichte Novartis (-1,1%) und Roche (-0,8%). Die Wahl von Robert Kennedy Jr. zum neuen US-Gesundheitsminister hatte die Gesundheitsbranche vor dem Wochenende durchgerüttelt. Kennedy gilt als erklärter Impfgegner und Verschwörungstheoretiker.
Besonders deutlich hatte es am Freitag Lonza mit Kursverlusten von mehr als 8 Prozent getroffen. Nachdem die Aktien im frühen Handel noch das Gewinnerfeld anführten, bewegen sie sich mittlerweile mit aktuell +0,3 Prozent in einer engen Spanne um den Freitagsschluss.
Überdurchschnittlich schwach präsentieren sich auch Zykliker wie der Industriekonzern ABB, der Bauchemiespezialist Sika oder der Sanitärtechniker Geberit, deren Kurse um bis zu 1,3 Prozent nachgeben.
Werte wie Lindt&Sprüngli, Swatch, Swiss Re oder auch SGS legen derweil um mindestens 1 Prozent zu. Beim Goldhasen-Spezialisten hat die Dubai-Schokolade auch in der Schweiz für einen Ansturm gesorgt: Vor der Lindt-Schokoladenfabrik in Kilchberg bildeten sich am Samstagmorgen Schlangen. Ein willkommener PR-Schub, heisst es am Markt.
Zu den gefragtesten Titeln gehören am Vortag des Kapitalmarkttages auch die Aktien des Schwergewichts Nummer drei, Nestlé (+0,9%). Der neue CEO Laurent Freixe werde versuchen, der Aktie neues Leben einzuhauchen, heisst es am Markt. Ob ihm dies gelingt, bleibt abzuwarten.
In der zweiten Reihe zeigen sich Meyer Burger (+14%) etwas fester, nachdem sie am Freitag mit dem Verlust ihres grössten Kunden um mehr als 60 Prozent eingebrochen waren. Peach Property wiederum (+7%) hat sich von einem Teil des Immobilienportfolios getrennt und damit den finanziellen Spielraum vergrössert.
Börsenrückkehrer Sunrise (-3,8%) hingegen gehört am zweiten Handelstag zu den grossen Verlierern. Die Titel waren am Freitag mit 44.75 Franken gestartet und im frühen Handel bis auf knapp 47 Franken gestiegen. Danach ging es jedoch mehrheitlich abwärts. Heute kamen die ersten Analysteneinschätzungen hinzu: UBS startet mit ‹Kaufen›, Barclays mit ‹Untergewichten›. (awp/mc/ps)