Sonova will Hörgerätemarkt mit Echtzeit-KI-Technologie aufrollen

Sonova will Hörgerätemarkt mit Echtzeit-KI-Technologie aufrollen
Das Flaggschiff Audéo Sphere Infinio nutzt eine Dual-Chip-Technologie, bei der einer der Chips die Audiosignale mittels Echtzeit-KI verarbeitet. (Bild: Sonova)

Zürich – Der Hörgerätehersteller Sonova will mit seinen neuen KI-basierten Hörgeräten zuletzt verlorene Marktanteile zurückgewinnen. Das Sprachverstehen in geräuschvollen Umgebungen werde dank der neuen Technologie deutlich verbessert, sagte Andi Vonlanthen, Senior Vice President Hearing Instruments Research & Development beim Phonak-Hersteller Sonova.

«Wir glauben, dass Echtzeit-KI eine echte Revolution in der Hörgerätetechnologie darstellt – vergleichbar mit der Digitalisierung oder der Einführung von Software in Hörgeräten», so der Sonova-Manager am Freitag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AWP. Die neue Technologie, die im Modell Phonak Audéo Sphere Infinio zum Einsatz komme, verwende ein tiefes neuronales Netzwerk (DNN) mit 4,5 Millionen neuronalen Verbindungen. Klinische Studien hätten gezeigt, dass Nutzerinnen und Nutzer nun Sprache in geräuschvollen Umgebungen bis zu dreimal besser verstehen könnten als mit bisherigen Produkten.

Der Grund: «Die Echtzeit-KI kann Sprache in Echtzeit von Hintergrundgeräuschen trennen», erklärte Vonlanthen. Möglich mache dies der eigens von Sonova entwickelte Deepsonic-Chip, der über die 50-fache Rechenleistung aktueller Hörgeräte-Chips verfüge und 7700 Millionen Operationen pro Sekunde ausführen könne.

Die Technologie ermögliche zudem eine neue Funktion namens «Spheric Speech Clarity», die es dem Nutzer ermögliche, Sprache aus allen Richtungen zu verstehen, ohne den Kopf drehen zu müssen. Die Technologieentwicklung wurde nach der Übernahme eines spezialisierten KI-Start-ups im Jahr 2019 gestartet. 22 Millionen anonymisierte Tonbeispiele und gut 100’000 menschliche Bewertungen der Tonqualität wurden zum Training des DNN verwendet.

Guter Start der neuen Produkte
Die Investition in die neue KI-basierte Plattform scheint sich am Markt derweil bereits auszuzahlen. Wie Sonova-CEO Arnd Kaldowski am 19. November bei der Präsentation der Halbjahreszahlen für das Geschäftsjahr 2024/25 sagte, wurden in den ersten acht Wochen nach der Lancierung in den USA mit den Geräten Rekordumsätze erzielt im Vergleich zu früheren Produktplattformen.

Konkret konnte die Sonova-Marke Phonak in den USA in den ersten zwei Monaten nach der Produkteinführung den Marktanteil im kommerziellen Segment um rund 5 Prozentpunkte steigern. Die Preise für Geräte mit der neuen Technologie wurden im Vergleich zur voherigen Lumity-Plattform im zweistelligen Prozentbereich angehoben. Die Preiserhöhung spiegle «die bedeutenden Innovationen und den Nutzen der neuen Hörgeräte wieder», so Sonova.

Für das zweite Geschäftshalbjahr rechnet Sonova deshalb mit weiteren Marktanteilsgewinnen und einer deutlichen Verbesserung der Profitabilität. Entsprechend zuversichtlich zeigte sich das Management in Bezug auf die bisherigen Geschäftsprognosen für das Gesamtjahr. Die Gruppe strebt ein Umsatzwachstum von 6 bis 9 Prozent und eine Steigerung des bereinigten EBITA von 7 bis 11 Prozent an. (awp/mc/pg)

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