Orior kündigt Restrukturierung an und senkt Finanzziele

Orior kündigt Restrukturierung an und senkt Finanzziele
Orior produziert ab sofort unter neuer Leitung: Möfag-Mostbröckli. (Co­py­right: ORI­OR AG, Zü­rich)

Zürich – Nach dem überraschenden Abgang des Chefs vor einem Monat räumt Orior nun auf. Die Lebensmittelgruppe senkt die Finanzziele für das laufende Jahr und kündigt diverse Restrukturierungsmassnahmen an.

Der Verwaltungsrat und die Konzernleitung hätten in den letzten Wochen «intensiv an der konkreten Aufarbeitung aller laufenden Themen gearbeitet», heisst es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Nun wolle man die «Situation sowie die wichtigsten Einflüsse» darlegen und damit «für die Zukunft mehr Klarheit schaffen».

Im laufenden Jahr erwartet Orior organisch und währungsbereinigt neu noch einen Umsatz «knapp» über dem Vorjahresniveau. Bislang war das Management noch von einem Plus von 0,5 bis 1,5 Prozent ausgegangen.

Die Stagnation sei auf teilweise starke Sortimentsbereinigungen und rückläufige Absätze des Exportgeschäfts im Bereich der pflanzlichen Lebensmittel zurückzuführen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Darum wolle man künftig eine Partnerschaft in England in diesem Bereich sistieren. Auch Ausschreibungsverluste hätten sich negativ niedergeschlagen und führten zu einer Beeinträchtigung der betrieblichen Produktivität.

Das führe zu einem Rückgang der EBITDA-Marge auf einen Wert zwischen 5,0 und 5,3 Prozent, heisst es. Zum Vergleich: 2023 lag die EBITDA-Marge bei 9,2 Prozent. Um die Einmaleffekte bereinigt werde die operative EBITDA-Marge 2024 noch zwischen 8,0 bis 8,3 Prozent nach bisher erwarteten 9,0 bis 9,3 Prozent betragen.

Sonst verlaufe das operative Geschäft aber grundsätzlich stabil, in manchen Einheiten verzeichne man ein Wachstum. «Einige Kompetenzzentren werden voraussichtlich ihr bislang bestes Jahresresultat ausweisen können», heisst es in der Mitteilung.

An der Dividendenstrategie will der Verwaltungsrat derweil nicht rütteln. Das operative Geschäft entwickle sich robust und der Ausblick sei positiv, heisst es. Es wird daher eine unveränderte Dividende von 2,51 Franken je Aktie vorgeschlagen.

Diverse Umstrukturierungen geplant
Bei verschiedenen Projekten im Bereich der Werksentwicklung setzt das Unternehmen nun en Rotstift an. Teilweise sollen diese gestrichen oder nur vereinfacht realisiert werden.

So werde das Anfang Jahr vorgestellte Projekt eines Convenience Hubs in Oberentfelden (AG) eingestellt. Zudem sollen die nicht operativ genutzte Nebengebäude am Standort Oberentfelden umgenutzt oder verkauft werden. Das führt zu Wertberichtigungen in Höhe von 20 bis 22 Millionen Franken.

Darüber hinaus zieht das Management die Schliessung eines kleineren Werks im belgischen Olen per Ende September 2025 in Betracht. Grund dafür sei der Verlust eines grösseren Volumenauftrags eines ausländischen Kunden. Die Rückstellungen für den Sozialplan, Wertberichtigungen, Restrukturierungen und Volumenverschiebungen beziffert das Unternehmen auf 11 bis 12 Millionen Franken.

Weitere Rückstellungen in Höhe von 4 bis 5 Millionen Franken muss das Unternehmen bei der Tochter Casualfood bilden. Dieses Geld werde wegen möglicher rechtlicher Verpflichtungen und Rechtsstreitigkeiten aus den Vorjahren zurückgestellt. Weitere Mittel in Höhe von 2 Millionen seien für strukturelle Anpassungen auf Gruppenstufe vorgesehen. Damit wolle die Gruppe die Effizienz der Geschäftseinheiten stärken.

Insgesamt rechnet das Management durch die Bereinigungen für das Geschäftsjahr 2024 mit einmaligen Belastung von rund 37 bis 41 Millionen Franken. Davon wirkten sich 17 bis 19 Millionen negativ auf den EBITDA aus.

Die getätigten Investitionen für 2024 fallen derweil mit 41 bis 43 Millionen Franken deutlich tiefer aus als geplant. Zuvor hatte man noch mit Investitionen zwischen 48 und 51 Millionen Franken gerechnet.

Ausblick bleibt positiv
Für das kommende Jahr erwartet das Orior-Management um Einmaleffekte bereinigt eine stabile organische Umsatzentwicklung. Durch die allfällige Schliessung des Werks in Olen werde der Umsatz in einem tiefen einstelligen Millionenbereich belastet. Einen positiven Beitrag soll dagegen der Bereich Casualfood leisten.

Bei der EBITDA-Marge erwartet das Management 2025 wieder eine Verbesserung. In den kommenden Jahren soll sie kontinuierlich gesteigert werden.

Für 2025 seien Investitionen in Höhe von 18 bis 20 Millionen Franken geplant. Auch 2026 wird eine ähnliche Grössenordnung angepeilt. Bei der Verschuldungsquote erwarten das Management per Ende 2025 einen Wert von unter 3x.

Die Suche nach einem neuen CEO laufe derweil weiter. Der frühere Chef Daniel Lutz hat das Unternehmen im November überraschend verlassen. (awp/mc/ps)

Schreibe einen Kommentar