CH-Verlauf: Überraschender SNB-Zinsentscheid schiebt SMI an

CH-Verlauf: Überraschender SNB-Zinsentscheid schiebt SMI an
(Adobe Stock)

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstagvormittag fester. Grund dafür sei die Schweizerische Nationalbank (SNB), die mit ihrer starken Zinssenkung den Markt angeschoben habe, heisst es von Händlern. Die SNB senkte den Leitzins um 50 und nicht wie mehrheitlich erwartet nur um 25 Basispunkte (BP). «Und der weitere Weg der Zinsen in Richtung null scheint vorgezeichnet», sagt ein Händler. Dies sollte dem hiesigen Markt Auftrieb verleihen, denn tiefere Zinsen sprechen unter anderem für Aktienanlagen. Wie stark diese davon profitieren würden, müsse sich erst zeigen. Denn es sei bezüglich Zinsentwicklung schon sehr viel in den Kursen eingepreist.

Über die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten dürfte aber auch die Europäische Zentralbank (EZB) mit entscheiden. Diese wird um 14.15 Uhr die Ergebnisse ihrer Zinsberatungen veröffentlichen. Auch hier wird am Markt mehrheitlich eine Zinssenkung um 25 BP erwartet. Wichtiger sei aber, wie EZB-Chefin Christine Lagarde die Beschlüsse kommentieren wird, heisst es. Daher dürften die Anleger im weiteren Handelsverlauf zunächst einen Gang zurückschalten, und die Gewinne könnten noch weiter wieder abschmelzen. Dies auch, weil kommende Woche noch der Zinsentscheid der US-Notenbank Fed ansteht.

Der Leitindex SMI notiert gegen 11.00 Uhr um 0,28 Prozent höher bei 11’714,12 Punkten und damit bereits klar unter dem Tageshoch von fast 11’780 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,33 Prozent auf 1943,02 Punkte und der breit gefasste SPI 0,20 Prozent auf 15’625,30 Zähler. Im SLI kommen auf 14 Verlierer 14 Gewinner. Zwei sind unverändert (Sika und Swisscom).

Im Fokus stehen die Aktien von Lonza (+6,0%). Der Pharmazulieferer will sich auf sein Kerngeschäft – die Auftragsfertigung (CDMO) – konzentrieren und das Geschäft mit Nahrungskapseln und Ergänzungsstoffen aufgeben. Zudem bestätigte Lonza anlässlich des Kapitalmarkttags den Ausblick für das Gesamtjahr 2024. «Die Fokussierung auf das Kerngeschäft kommt am Markt sehr gut an», sagt ein Händler.

Gefragt sind zudem Richemont (+1,2% auf 135,30 Fr). Der Luxusgüterhersteller erfreut sich einer Kurszielerhöhung von Kepler Cheuvreux auf 150 von zuvor 140 Franken. Der Broker belässt die Einstufung zudem auf «Buy». Trotz der aktuellen Schwäche sei die Branche insgesamt in guter Verfassung. Hochwertige Uhren dürften 2025 für Wachstum sorgen, heisst es weiter. Das scheint laut Händlern auch Swatch (+0,5%) zu einem Kursplus zu verhelfen. Und dies trotz Abstufung auf «Reduce» von «Hold» durch den gleichen Broker. «Der Titel hat 2024 bisher fast 30 Prozent verloren ist inzwischen unglaublich günstig bewertet», sagt ein Börsianer dazu.

Zu den Gewinnern zählen UBS (+0,7%). Zinssenkungen seien ein zweischneidiges Schwert für Banken. Denn tiefere Zinsen drückten auf die Margen der Banken. Aber die Grossbank dürfte als Vermögensverwalterin von steigenden Gebühren und Kommissionen profitieren, sagt ein Händler. Zudem habe UBS gegenüber den stärker gestiegenen Aktien der US-Konkurrenten viel Aufholpotenzial.

Unter Druck stehen dagegen Kühne+Nagel (-3,2%). Die Bank of America hat die Aktien des Logistikkonzerns auf «Underperform» von «Neutral» reduziert. Verluste von mehr als 1 Prozent verbuchen noch die zyklischen Adecco (-2,4%) und der Lebensversicherer Swiss Life (-1,1%).

Uneinheitlich sind die defensiven Schwergewichte Roche GS (-0,7%), Nestlé (+0,2%) und Novartis (+0,3%).

Schindler PS (-0,2%) neigen ebenfalls leicht zur Schwäche. VR-Präsident und CEO Silvio Napoli gibt nicht nur wie versprochen seine Doppelfunktion nach spätestens drei Jahren wieder auf, er verlässt im Frühling Schindler ganz. Sein Nachfolger als CEO wird Paolo Compagna.

Am breiten Markt legen Temenos (+6,5%) auffällig zu, nachdem Jefferies die Titel neu zum Kauf empfiehlt. Unter Druck stehen Leonteq (-13%). Die Derivatboutique hat nach einer Gewinneinziehung durch die Finma eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Bei Helvetia (-3,1%) kommen die neuen Ziele am Markt nicht gut an. (awp/mc/ps)

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