Europa-Schluss: Etwas höher – EZB-Zinssenkung kein echter Treiber
London / Paris / Zürich – Die Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag an den europäischen Börsen keine grossen Spuren hinterlassen. Die wichtigsten Indizes schlossen überwiegend leicht höher.
Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone legte um 0,12 Prozent auf 4.965,53 Punkte zu. Der Dax in Deutschland schloss mit moderatem Zuwachs, der Cac 40 in Frankreich kaum verändert.
Ausserhalb des Euroraums stieg der Schweizer SMI um 0,29 Prozent auf 11.715,85 Punkte. In Zürich stützte eine überraschend deutliche Zinssenkung durch die Schweizerische Nationalbank um 0,50 Prozentpunkte den Markt. Der britische FTSE 100 gewann 0,12 Prozent auf 8.311,76 Punkte.
Die EZB senkte zum vierten Mal in diesem Jahr den Leitzins. Sie reagierte mit einem Schritt um 0,25 Prozentpunkte auf die schwächelnde Konjunktur im Euroraum. Zudem wurden die Inflations- und Wachstumsprognosen leicht gesenkt.
«Die Weihnachtsstiefel blieben heute nicht leer», kommentierte die Kapitalmarktstrategin Ann-Katrin Petersen vom Vermögensverwalter Blackrock die Zinssenkung. «Eine Reihe aufeinanderfolgender Lockerungen bleibt auf dem Tisch, vorbehaltlich eines fortgesetzt ‹datenabhängigen› Ansatzes.» Angesichts des anhaltenden Inflationsdrucks glaubt sie jedoch, dass nur eine weitere starke konjunkturelle Eintrübung die EZB zu kernigeren Zinsschritten und einem raschen Senken des Zinsniveaus in lockeres Terrain veranlassen würde.
Unter den schwächsten Sektoren waren am Donnerstag die Einzelhandelswerte. Nach dem Kursrutsch am Vortag fiel das Schwergewicht Inditex um weitere 2,8 Prozent. Die enttäuschenden Zahlen des Modekonzerns zogen skeptische Analystenkommentare nach sich. So hatte die RBC den Wert auf «Underperform» abgestuft.
Gewinne verzeichneten dagegen die Nahrungs- und Getränkehersteller. Hier ragten Diageo mit plus 2,8 Prozent hervor. Die Schweizer Bank UBS hatte die Titel von «Sell» auf «Buy» doppelt hochgestuft. Im US-Geschäft des Spirituosenherstellers könnten Investoren allmählich wieder zuversichtlich sein, dass der Zyklus sinkender Gewinnschätzungen sich dem Ende zuneige, hiess es.
Unter den Schweizer Standardwerten zogen Lonza um 4,9 Prozent an. Der Pharmazulieferer will sich auf sein Kerngeschäft, die Auftragsfertigung, konzentrieren und das Geschäft mit Nahrungskapseln und Ergänzungsstoffen aufgeben. Zudem bestätigte Lonza beim Kapitalmarkttag den Ausblick für das Gesamtjahr. Die Analysten von RBC werteten die Neuigkeiten positiv. (awp/mc/ps)