Japans Notenbank tastet Leitzins erneut nicht an
Tokio – Die japanische Notenbank hat ihre Geldpolitik einmal mehr nicht verändert. Der Leitzins bleibe bei 0,25 Prozent, wie die Notenbank nach ihrer Zinssitzung am Donnerstag in Tokio mitteilte. Eine knappe Mehrheit der von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Volkswirte hatte damit gerechnet, dass die Bank of Japan den Leitzins zum dritten Mal in Folge unverändert lässt und nicht anhebt.
Die Bank of Japan hatte sich im März von ihrer jahrelangen Negativzinspolitik verabschiedet. Ende Juli folgte dann eine zweite Zinserhöhung. Seitdem hat sich der Leitzins nicht verändert.
Notenbankchef Kazuo Ueda sucht nach dem richtigen Zeitpunkt für eine dritte Zinserhöhung. Denn zum einen zeigen die jüngsten Wirtschaftsindikatoren, dass sich die Inflation im Einklang mit den Prognosen der japanischen Notenbank bewegt – eine Voraussetzung für eine Zinserhöhung. Andererseits betonte die Bank of Japan die Risiken für die wirtschaftlichen Aussichten des Landes. So bestünden nach wie vor grosse Unsicherheiten in Bezug auf die Wirtschaftstätigkeit und die Preise sowie hinsichtlich der Entwicklung der Rohstoffpreise und des Lohn- und Preissetzungsverhaltens der inländischen Unternehmen.
«Der Ausgang der Zinsentscheidung war unter Ökonomen umstritten», schrieb Analyst Matthias Krieger von der Landesbank Baden-Württemberg. Offenbar hätten bei der japanischen Notenbank nun aber doch die Sorgen um Japans Wirtschaft im kommenden Jahr die Oberhand behalten und diese zum Stillhalten veranlasst.
Krieger erinnerte daran, dass der künftige US-Präsident Donald Trump mit hohen Importzöllen droht, was auch in Japan zu einer massiven zusätzlichen Belastung für das Wirtschaftswachstum werden könnte. Vor dem Hintergrund einer im Trend ohnehin eher zur Schwäche neigenden Konjunktur dürfte die Bank of Japan daher auch im kommenden Jahr allenfalls noch marginale Zinsschritte nach oben beschliessen – und dies nur dann, wenn der Yen wieder deutlicher unter Druck geraten sollte und damit die Gefahr eines signifikanten Anstiegs der sogenannten importierten Inflation bestünde.
Der Yen geriet bereits nach der Zinsentscheidung unter Druck und beschleunigte seine Talfahrt nach Aussagen von Ueda auf der anschliessenden Pressekonferenz. Zeitweise war die japanische Währung zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Juli gefallen. Ueda betonte, er müsse die Dynamik der nächsten Tarifverhandlungen im Frühjahr abwarten. Die Bemerkungen liessen Zweifel daran aufkommen, ob die japanische Notenbank bereits im Januar eine Zinserhöhung vornehmen wird. (awp/mc/ps)