VP Bank Spotanalyse: Deutschland – Massiven Auftragsrückgang im November nicht überbewerten

VP Bank Spotanalyse: Deutschland – Massiven Auftragsrückgang im November nicht überbewerten
Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank. (Foto: VP Bank, Moneycab)

Die Auftragseingänge fallen im November unerwartet deutlich um 5.4% gegenüber dem Oktober. Die Einzelhandelsumsätze für den November enttäuschen ebenfalls mit einem Minus von 0.6% gegenüber dem Vormonat.

von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank

Auf den ersten Blick ist der deutliche Auftragsrückgang erschreckend, doch einmal mehr steckt das nun schon seit längerem bekannte Muster volatiler Grossaufträge dahinter. Umfangreiche Grossaufträge im Sonstigen Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge) fielen im November um satte 58.4 % gegenüber dem Vormonat. Unter Ausklammerung von Grossaufträgen legten die Auftragseingänge indes sogar um 0.2% zu. Der deutliche Rückgang der Neubetellungen muss deshalb richtig eingeordnet werden.

Nichtsdestotrotz gilt: Die Auftragseingänge waren über die vergangenen zwei Jahre hinweg äusserst schwach und werden damit das Jahr 2025 prägen. Dünne Auftragsbücher färben auf die Produktion ab und in weiterer Folge auch auf die Beschäftigung. Der im Herbst von zahlreichen Unternehmen bekanntgegeben Stellenabbau passt hierzu.

Ob sich in solch einem Umfeld der private Konsum erholen kann, bleibt fraglich. Wenn der Arbeitsplatz unsicher ist, halten sich Konsumenten mit Konsumausgaben zurück. Hierzu passen auch die Einzelhandelsumsätze für den November. Die privaten Haushalte halten sich mit Anschaffungen zurück. Im November sank der reale Umsatz im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmittel um 1.8%. Diese Entwicklung war getragen vom Internet- und Versandhandel, der dortige um 1.2% gegenüber dem Vormonat.

Immerhin kann nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes im Gesamtjahr 2024 der Einzelhandel in Deutschland ein reales Umsatzplus von 1.3% verbuchen. Die geringere Teuerung färbte positiv auf die Einzelhändler ab. Ob diese Entwicklung in Anbetracht der dunklen Wolken über dem Arbeitsmarkt anhält, bleibt fraglich.

Ein herausforderndes Jahr 2025 liegt vor uns. Die Vorgaben des Jahres 2024 – insbesondere die schwachen Auftragseingänge und die Risse am Arbeitsmarkt – werden das neue Jahr prägen. Gespannt darf man indes auf die Massnahmen der neuen Regierung sein. Die Herausforderungen könnten kaum grösser sein. Während die einen Unternehmen Stellen abbauen, suchen andere Unternehmen händeringend Arbeitskräfte – der demografische Wandel lässt grüssen. (VPB/mc)

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