US-Zölle werden laut Studie den Welthandel verändern

US-Zölle werden laut Studie den Welthandel verändern
Donald Trump schwingt die Zoll-Keule.

Wien – Geopolitische Spannungen aber auch die Sorgen um die Energiepreise werden den Welthandel massiv beeinflussen. Zu diesem Schluss kommt der Global Trade Report der Boston Consulting Group (BCG).

Die geplante Erhöhung der US-Zölle auf 60 Prozent für Waren aus China, auf 25 Prozent für Kanada und Mexiko und auf 20 Prozent für andere Länder wird demnach die Veränderungen in den weltweiten Handelsströmen hin zu den ASEAN-Staaten und zum globalen Süden beschleunigen.

Die Erhöhung der Zölle werde die US-Importe aus den wichtigsten Handelsmärkten um 640 Mrd. Dollar verteuern, prognostiziert die BCG-Studie. Ohne diese Zollerhöhungen würde der Welthandel in den kommenden acht Jahren um durchschnittlich 2,9 Prozent jährlich wachsen. Allerdings werden sich durch die Zölle die Handelswege verändern. Denn China baut bereits die Handelsbeziehungen in den immer bedeutender werdenden Süden aus.

Welthandel wird auf 29 Billionen Dollar steigen
«Der Welthandel wird bis 2033 ein Volumen von 29 Billionen Dollar (zu Preisen von 2010, Anm.) erreichen, aber die Routen, auf denen diese Waren transportiert werden, ändern sich in einem bemerkenswerten Tempo», erklärte Aparna Bharadwaj, Managing Director und Partnerin bei BCG und Leiterin des Bereichs Global Advantage. «Die Handelswege haben sich bereits von den historischen Mustern entfernt und die drohenden US-Zölle werden dies noch beschleunigen.»

Die Zölle werden sich in den USA bei Autos und Autoteilen sowie bei der Unterhaltungselektronik am stärksten auswirken, geht aus der BCG-Studie hervor. Demnach werden die Zölle auf China-Importe die Unterhaltungselektronik um 61 Milliarden Dollar verteuern. Aber auch die Handelsbeziehungen zwischen USA, Kanada und Mexiko haben in den vergangenen Jahren wesentlich zum nordamerikanischen Wirtschaftswachstum beigetragen und könnten unter den Zöllen leiden.

Getrübte Handelsbeziehungen zu China
Ohne neue US-Zölle auf mexikanische Waren könnte laut BCG der jährliche Handel zwischen den USA und Mexiko bis 2033 um 315 Milliarden Dollar steigen. Dies entspreche einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 4 Prozent. Der Handel zwischen den USA und Kanada wird um 147 Milliarden Dollar zunehmen, da Unternehmen, die nordamerikanische Märkte beliefern, einen grösseren Teil ihrer Lieferketten in die Region verlagern.

Die Bestrebungen des Westens, die Abhängigkeit von China zu reduzieren, werden sich auf die Handelsbeziehungen negativ auswirken: So rechnet BCG, dass der jährliche Handel Chinas mit dem Westen bis 2033 um 221 Milliarden Dollar, beziehungsweise um 1,2 Prozent jährlich, zurückgehen wird. Der Rückgang des jährlichen Handels zwischen den USA und China um 159 Milliarden Dollar könnte noch stärker ausfallen, wenn die USA die Zölle auf chinesische Waren deutlich anheben. Im Extremfall könnte der Handel sogar um etwa ein Viertel einbrechen. Und die Kosten für importierte chinesische Waren würden um mehr als 200 Milliarden Dollar steigen, wenn keine alternativen Quellen zur Verfügung stehen und die Einfuhrmengen konstant bleiben.

Neue Handelspartner
China hat aber mit dem globalen Süden – einer Gruppe von 133 Entwicklungsländern – bereits neue Handelspartner gefunden: Er repräsentiert etwa 18 Prozent des globalen BIP, aber 62 Prozent der Weltbevölkerung. Ausserdem entfallen auf diese Länder etwa 30 Prozent des Welthandels. Der Handel Chinas mit dem globalen Süden werde bis 2033 um durchschnittlich 5,9 Prozent auf 1,25 Billionen Dollar steigen. Allerdings verzeichnete China auch hier mit 7,5 Prozent jährlich schon höhere Wachstumsraten. BCG geht in der Studie davon aus, dass Chinas Gesamthandelswachstum in den nächsten zehn Jahren auf jährlich 2,7 Prozent begrenzt sein wird.

Dafür wird der Handel zwischen den Ländern des globalen Südens in den kommenden zehn Jahren um 673 Milliarden Dollar steigen. Die jährliche Wachstumsrate wird von 2,8 auf 3,8 Prozent steigen, prognostiziert BCG. Hinzu kommt, dass der Handel zwischen dem Süden und dem Norden bis 2033 um durchschnittlich 3,7 Prozent jährlich auf 1,67 Billionen Dollar in 2033 ansteigen wird.

Der gesamte Handel der EU wird bis 2033 um jährlich 2 Prozent steigen. Mit China wird er zwar eher stagnieren, aber mit Afrika und Indien Fahrt aufnehmen. Und der Handel mit Russland wird bis 2033 voraussichtlich um rund 106 Milliarden Dollar zurückgehen, da die EU ihre Importe russischer Energie weiter reduzieren und Wirtschaftssanktionen durchsetzen wird. Dass der Handel mit den USA in den nächsten zehn Jahren auf 303 Milliarden Dollar steigen wird, ist nicht zuletzt auf Flüssiggas-Importe aus den USA zurückzuführen.

ASEAN-Staaten profitieren
Die südostasiatischen Staaten (ASEAN) zählen zu den Profiteuren der geänderten Handelsbeziehungen. Der gesamte Handel dieser Staaten wird 3,7 Prozent jährlich wachsen, jener mit China wahrscheinlich um 5,6 Prozent jährlich auf 558 Milliarden Dollar im Jahr 2033. Der Handel mit der EU und den USA wird hingegen abnehmen.

Zu den grossen Gewinnern des globalen Südens entwickelt sich Indien: Der Gesamthandel des bevölkerungsreichsten Landes wird laut der Studie bis 2033 um 6,4 Prozent jährlich auf 1,8 Billionen Dollar ansteigen. Indien profitiere von der steigenden Beliebtheit als Produktionsstandort für Unternehmen, die ihre Lieferketten weg von China diversifizieren wollen. Hohe staatliche Anreize für die Fertigung, ein riesiges Arbeitskräfteangebot zu niedrigen Kosten und eine sich rasch verbessernde Infrastruktur sind weitere Vorteile dieses Standortes. (awp/mc/pg)

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