Richemont legt umsatzstärkstes Quartal aller Zeiten hin
Genf – Der Luxusgüterkonzern Richemont hat überraschend das umsatzstärkste Quartal aller Zeiten hingelegt und massiv über den Markterwartungen abgeschnitten. Die Aktie sprang um ganze 18 Prozent an. Eine Trendwende ist damit aber noch nicht eingeläutet, denn die spezielle Weihnachtssaison ist immer mal für eine Überraschung gut.
Im dritten Quartal 2024/25 (per Ende Dezember) stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 10 Prozent auf 6,15 Milliarden Euro, wie der Genfer Konzern am Donnerstag mitteilte. Analysten hatten ihn im Durchschnitt lediglich bei 5,59 Milliarden gesehen.
In Lokalwährungen legten die Verkäufe ebenfalls um 10 Prozent zu, während am Markt mit einem Rückgang von 0,7 Prozent gerechnet worden war. Die optimistischste Schätzung lag bei lediglich +2,0 Prozent. Die Erwartung war, dass eine schleppende Erholung in China sowie eine schwache Konsumentenstimmung insgesamt weiterhin belastet hätten.
Uhrenbereich schrumpft langsamer
Die Analysten wurden auf dem falschen Fuss erwischt: Zum einen lief es in den ohnehin stark erwarteten Regionen (Europa, Americas) noch viel besser und in Asien deutlich weniger schlecht als zuletzt. Zum anderen erholten sich alle Geschäftsbereiche im Vergleich zum ersten Halbjahr.
Die Regionen Nord- und Südamerika, Europa, der Nahe Osten und Afrika sowie Japan verzeichneten ein zweistelliges Wachstum. Und der Rückgang in der grössten Region Asien-Pazifik (-7%) verlangsamte sich – trotz einer weiterhin schwachen Nachfrage in China. In Festlandchina, Hongkong und Macau ging der Umsatz um 18 Prozent zurück. Die meisten anderen asiatischen Märkten legten jedoch zu, einschliesslich eines zweistelligen Wachstums in Korea.
Mit Blick auf die Bereiche zeigte sich das Schmuckgeschäft mit der Vorzeigemarke Cartier sehr stark (+14% auf 4,50 Mrd). Zum Vergleich: Die Prognose der Analysten lag bei lediglich +2,7 Prozent. Im Uhrengeschäft mit Marken wie IWC harzte es zwar (-8% auf 867 Mio). Allerdings waren die Uhrenverkäufe im ersten Halbjahr mit -17 Prozent noch deutlich stärker zurückgefallen, und Analysten hatten für das Berichtsquartal mit -14 Prozent gerechnet.
«Fröhliche Weihnachten»
Die vier Schmuckhäuser der Gruppe – Buccellati, Cartier, Van Cleef & Arpels und Vhernier – hätten von Neuheiten profitiert, die insbesondere während der Festtage erfolgreich gewesen seien, hiess es von Richemont.
ZKB-Analyst Patrik Schwendimann umschreibt die Umsatzzahlen denn auch mit «fröhliche Weihnachten»: Richemont habe im wichtigsten Quartal des Jahres von einem saisonal bedingt besseren geografischen Mix (Umsatzanteil Amerika höher, Asien tiefer) und besserem Produktmix (Schmuck höher, Uhren tiefer) profitiert.
Wie üblich sei eine klare Outperformance der Schmuckmarken inklusive der Cartier-Uhrenmarke gelungen, so Schwendimann. Aber der Experte warnt auch: «Die Weihnachtssaison war auch in früheren Jahren speziell, weshalb dies noch nicht als neuer Trend genommen werden kann.»
Investition in Läden zahlt sich aus
Insgesamt verzeichnete Richemont in allen Vertriebskanälen einen Anstieg der Umsätze, wobei der Detailhandel (+11%) einen Anteil an den Verkäufen von über 70 Prozent ausmachte. Die Umsätze im Online-Einzelhandel machten rund 7 Prozent aus. Das starke Wachstum in den eigenen Läden sei das Ergebnis der Investitionen der jüngsten Jahre, kommentiert Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy.
Er lobt auch die Nettoliquidität von Richemont, die per Ende Dezember auf 7,9 Milliarden von 6,8 Milliarden Ende 2023 angestiegen ist. Das zeige, dass das Unternehmen in der Lage war, das starke Umsatzwachstum in Gewinne umzuwandeln, so Bertschy. «Es scheint, dass Richemont trotz der herausfordernden Situation in China und bei den Uhren so stark wie nie zuvor ist.»
An der Börse legen Richemont gegen 11.30 Uhr 17,9 Prozent auf 163,95 Franken zu. Im Tageshoch kurz nach der Eröffnung stiegen sie bis auf 164,45 Franken und markierten damit ein neues Allzeithoch. Im Sog von Richemont ziehen auch die Inhaberaktien von Swatch um 8 Prozent an. Auch die Bieler dürften bald über das Weihnachtsquartal berichten. Für Swatch rechneten Analysten – bis dato – mit einem Ergebnisrückgang im Gesamtjahr 2024 von gut 50 Prozent. (awp/mc/ps)