Vertrauen in die Wissenschaft weiterhin hoch

Vertrauen in die Wissenschaft weiterhin hoch
(Bild: ZVG - iStock.com/metamorworks)

Zürich – Eine interdisziplinäre Umfrage in 68 Ländern zeigt: Weltweit ist das Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler moderat hoch. Die Schweiz befindet sich im globalen Vergleich allerdings im unteren Mittelfeld.

Das Vertrauen in Wissenschaftler ist laut einer neuen Studie weltweit auf einem moderat hohen Niveau. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team von 241 Forschenden unter der Leitung von Viktoria Cologna von der ETH Zürich und Niels Mede von der Universität Zürich (UZH). Eine Mehrheit der Befragten wünscht sich zudem ein Engagement der Forschenden in Politik und Gesellschaft. Für eine oft kolportierte «Vertrauenskrise» der Wissenschaft findet die Studie also keine Belege.

Für die Studie befragten die Autorinnen und Autoren 71,922 Personen in 68 Ländern, darunter viele wenig erforschte Länder des «Globalen Südens». Die Untersuchung liefert erstmals seit der Corona-Pandemie weltweite, repräsentative Umfragedaten dazu, in welchen Bevölkerungsgruppen und Weltregionen Forschende als besonders vertrauenswürdig wahrgenommen werden, inwiefern sie sich öffentlich engagieren sollten und ob die Wissenschaft wichtigen Forschungsthemen genügend Priorität einräumt. Zudem zeigt die Studie, wie die Schweiz im internationalen Vergleich abschneidet.

Keine Vertrauenskrise der Wissenschaft
Ein zentraler Befund: In allen 68 Ländern vertraut eine Mehrheit der Bevölkerung den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern: Sie hält sie mehrheitlich für qualifiziert (78%), ehrlich (57%) und um das Wohl der Gesellschaft besorgt (56%). «Dieses Ergebnis stellt die These einer «Vertrauenskrise» der Wissenschaft in Frage», so Co-Autorin Viktoria Cologna.

Allerdings glauben weltweit weniger Menschen, dass Forscherinnen und Forscher anderen Meinungen Beachtung schenken (42%). Die Autorinnen und Autoren der Studie empfehlen den Forschenden deshalb, sich vermehrt dem Dialog und der Interaktion mit der Gesellschaft zu öffnen.

Unterschiede zwischen den Ländern und Polarisierung der Bevölkerungsgruppen
Im weltweiten Vergleich liegt die Schweiz mit Rang 47 im unteren Mittelfeld: Zwar ist das Vertrauen in die Wissenschaft auch hierzulande moderat hoch, doch liegt der Durchschnittswert knapp unter dem Mittelwert aller untersuchten Länder (auf einer Skala von 1 = sehr niedrig bis 5 = sehr hoch) und damit unter dem vieler afrikanischer und nordeuropäischer Länder – aber noch vor Russland und einigen ehemaligen Sowjetrepubliken.

Die Autorinnen und Autoren der Studie stellen nicht nur Unterschiede zwischen den Ländern, sondern auch zwischen Bevölkerungsgruppen fest: «In vielen Ländern, so auch in der Schweiz, bringen beispielsweise Personen mit einer rechtsgerichteten und konservativen politischen Einstellung den Forschenden weniger Vertrauen entgegen», erklärt Niels Mede. Dies deutet auf eine Polarisierung der Einstellungen zur Wissenschaft entlang politischer Positionen hin.

Aktive Rolle der Wissenschaft erwünscht
Dennoch befürwortet eine Mehrheit der Bevölkerung eine aktive Rolle der Wissenschaft in Politik und Gesellschaft. Weltweit wünschen sich 83% der Befragten, dass Forschende mit der breiten Öffentlichkeit kommunizieren sollten. Nur eine Minderheit von 23% heisst es nicht gut, wenn sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aktiv für bestimmte politische Massnahmen einsetzen. In der Schweiz sind 55% der Befragten der Meinung, dass sich Forschende vermehrt in politische Entscheidungsprozesse einbringen sollten; 20% stimmen dieser Aussage nicht zu.

Hohe Priorität sollte gemäss Umfrage der Forschung in den Bereichen Gesundheit, Energie und Armutsbekämpfung eingeräumt werden, während die Rüstungsforschung als weniger wichtig erachtet wird und die Befragten sogar der Meinung sind, dass die Wissenschaft ihr zu viel Bedeutung beimisst. (mc/pg)

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