AMAS-Studie zu Schweizer Pensionskassen: Erhebliches Potenzial für höhere Rendite
Basel – Pensionskassen nutzen häufig weder ihre Risikofähigkeit noch ihr Renditepotenzial aus. Optimierungen der Anlagestrategien bergen auf einem Zeithorizont von 10 Jahren Leistungsverbesserungen für Versicherte im zweistelligen Prozentbereich. Dies zeigt eine von der Asset Management Association AMAS in Auftrag gegebenen Studie der Beratungsgesellschaft WTW, die zum ersten Mal die Risikofähigkeit von Schweizer Pensionskassen in Verbindung mit Anlagestrategie und Renditepotenzial untersucht hat.
Die Studie «Risikofähigkeit und Anlagerisiken von Schweizer Pensionskassen» führt zur Erkenntnis, dass Pensionskassen in der Schweiz bei gleichem Anlagerisiko häufig über ein erhebliches Potenzial für Mehrrendite verfügen. Gleichzeitig nutzen zahlreiche Pensionskassen ihre Risikofähigkeit nicht vollständig aus, wodurch weiteres Renditepotenzial entsteht. Dies sind zwei der Kernaussagen der Studie, welche die Beratungsgesellschaft WTW im Auftrag der Asset Management Assocation Switzerland (AMAS) auf Basis von Pensionskassen-Daten erstellt hat, die 61% aller Pensionskassen-Vermögenswerte sowie 67% aller Versicherten respektive 66 % aller Rentnerinnen und Rentner abdecken.
Basis zur Festlegung der optimalen, individuellen Anlagestrategie
Anhand eines proprietären Modells hat WTW die Risikofähigkeit einer Pensionskasse direkt mit den Anlagerisiken und dem Renditepotenzial verbunden. «Die Anwendung dieses neuen Modells von WTW hat erstmals überhaupt mathematisch robuste, quantitative Auswertungen der Risikofähigkeit ermöglicht. Dies ist die Basis zur Festlegung der optimalen, individuellen Anlagestrategie. Neben der Wahl des angemessenen Risikoniveaus ist auch die Optimierung der Anlagestrategie bei gegebenem Risiko entscheidend für die erwarteten Anlageerträge. Beides wurde in der Studie untersucht», sagt Michel Bossong, Senior Experte Vorsorge bei der AMAS. «Mit inzwischen über rund CHF 600 Milliarden generierter Nettorendite sind die Anlageerträge zentral für das Schweizer Vorsorgesystem. Mit dem Aufzeigen von zusätzlichem Renditepotenzial will sich die AMAS für optimale Rahmenbedingungen für Pensionskassen in der Schweiz einsetzen.»
Relativ grosser Streubereich
Gemäss der Analyse von WTW ist der Streubereich innerhalb der Pensionskassenlandschaft bezüglich der Optimierung des Renditepotenzials bei gleichbleibendem Risiko recht gross. Jene 25% der Pensionskassen mit dem höchsten Verbesserungspotenzial könnten ihre erwartete Rendite durchschnittlich um 0.84% pro Jahr steigern. Über 10 Jahre würde eine solche Optimierung die Leistungen dieser Pensionskassen um 11.7% pro versicherte Person erhöhen. Aufgrund der Analyse der Anlagestrategien ergeben sich drei Massnahmen, wie Pensionskassen das Renditepotenzial besser ausschöpfen können: Durch die Reduktion von Anleihen, durch den Abbau des Home Bias (die Neigung, Anlagen aus der Schweiz den Vorzug zu geben) sowie durch den Aufbau alternativer Anlagen wie Hedgefonds, Infrastruktur und Private Equity. «Wir haben die maximal tragbaren Volatilitäten von Anlagestrategien für jede erfasste Pensionskasse berechnet», sagt Senior Director und Pensionskassen-Experte Christian Heiniger von WTW. «Die meisten Schweizer Pensionskassen bleiben mit dem Anlagerisiko ihrer Portfolios unterhalb ihrer Volatilitätsgrenze, welche zu nicht tragbaren Unterdeckungen führen würde.»
Die ungenutzte Risikofähigkeit lässt weiteres Renditepotenzial entstehen. Die 25% der Pensionskassen mit der tiefsten Ausnutzung ihres Risikobudgets könnten ihre erwartete Rendite durchschnittlich um 0.95% pro Jahr steigern. Über einen Zeitraum von 10 Jahren liessen sich die Leistungen pro versicherte Person um 13.6% erhöhen.
Die Studie geht auch auf die rechtlichen Vorgaben für die Stiftungsräte als oberstes Organ einer Pensionskasse im Spannungsfeld von Sicherheit und Rendite ein. Das Gesetz zwingt den Stiftungsrat zu einem Balanceakt von zwei gegensätzlichen Prinzipien in Bezug auf die Anlage des Vorsorgevermögens: Hinreichende Sicherheit zu gewährleisten und gleichzeitig einen genügenden Ertrag zu erwirtschaften. Dabei gehören die Bestimmung der Risikofähigkeit einer Pensionskasse sowie Ausarbeitung, Umsetzung und Überwachung der Anlagestrategie zu den nicht übertragbaren Aufgaben des Stiftungsrates.
Wenn eine Pensionskasse deutlich weniger Ertrag erwirtschaftet, als aufgrund ihrer Risikofähigkeit möglich wäre, nutzt der Stiftungsrat sein Ermessen bei der Vermögensanlage nicht aus. Nicht nur überhöhte Anlagerisiken, sondern auch allzu passives oder konservatives Verhalten bei der Festlegung der Anlagestrategie kann mangelnde Sorgfalt begründen und die Ziele der beruflichen Vorsorge gefährden, lautet eine Schlussfolgerung der Studie. (AMAS/mc)