Devisen: Angst vor Handelskrieg lässt Dollar steigen
Zürich – Der Dollar hat über das Wochenende gegenüber dem Euro und dem Schweizer Franken an Wert gewonnen. Grund dafür ist die Sorge um einen eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und wichtigen Partnern. Dies könnte die Inflation wieder anheizen. Der Dollar profitiere aber auch von seinem Ruf als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten, heisst es am Markt.
Der Dollar notiert aktuell bei 0,9171 Franken und hat damit seit dem Morgen (0,9157) weiter zugelegt. Am Freitagabend wurde der Greenback noch zu 0,9106 gehandelt. Auch zum Euro hat der Dollar angezogen. Derzeit müssen für einen Euro 1,0237 Dollar bezahlt werden. Das ist weniger als am Morgen mit 1,0246 oder 1,0374 noch vor dem Wochenende. Derweil hat der Euro auch zum Franken Terrain eingebüsst. Aktuell steht das Euro-Franken-Paar bei 0,9388 nach 0,9447 am Freitagabend.
Am Wochenende hatte US-Präsident Donald Trump seine Drohung wahr gemacht und weitreichende Zölle auf Waren aus Kanada, Mexiko und China verhängt. Der Handelskrieg der USA dürfte aber auch auf Europa ausstrahlen. Zwar sind die EU und die Schweiz nicht direkt von Trumps Einfuhrabgaben betroffen – noch nicht. Aber vor allem die deutsche Autoindustrie dürfte Auswirkungen spüren. Viele Unternehmen produzieren in Mexiko. Auch der stark exportorientierten Schweizer Industrie dürfte dies zu schaffen machen.
Angst vor anziehender Inflation
Gleichzeitig dürften die Zölle die Inflation in den USA wieder anheizen. «Der sich aus diesen Zöllen und weiteren künftigen Massnahmen ergebende Inflationsanstieg in den USA wird noch schneller und stärker ausfallen, als wir ursprünglich erwartet hatten», erklärte Paul Ashworth, Chefvolkswirt Nordamerika beim Analysehaus Capital Economics. Das Zeitfenster für die US-Notenbank Fed, Leitzinssenkungen in den nächsten 12 bis 18 Monaten wieder aufzunehmen, dürfte damit geschlossen sein
Ähnlich äussert sich Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Bei Zollstreitigkeiten gebe es bekanntlich keine Gewinner, sondern die USA dürften selbst langfristig dabei verlieren. Wenn sich durch die Zollmassnahmen der Preisanstieg wieder beschleunige, könnten Zinssenkungen vom Tisch sein, sagt Gitzel. Längerfristig höhere Zinsen dürften zudem spätestens dann zur Bürde werden, wenn US-Unternehmen in den kommenden Jahren im grossen Stil Anschlussfinanzierungen benötigen. «Es ist also nicht so, dass bei der Verhängung von Zöllen die USA Gewinner und die anderen Staaten die Verlierer sind.»
Derweil ist die Inflationsrate in der Eurozone zu Jahresanfang vor allem wegen höherer Energiepreise unerwartet auf 2,5 von 2,4 Prozent im Dezember gestiegen. Die Kernteuerungsrate blieb dagegen konstant bei 2,7 Prozent. In den kommenden Monaten dürfte die Inflation nach Ansicht von Ökonomen wieder sinken. Dies beeinflusste die Kurse am Devisenmarkt aber nur wenig. (awp/mc/pg)