US-Eröffnung: Trumps Zoll-Jo-Jo erschwert Anlegern Orientierung

US-Eröffnung: Trumps Zoll-Jo-Jo erschwert Anlegern Orientierung
(Adobe Stock)

New York – Die erratischen Entscheidungen in der US-Zollpolitik unter dem neuen Präsidenten Donald Trump haben es Anlegern am US-Aktienmarkt am Montag erneut schwer gemacht. Zum Handelsstart sackten die wichtigsten Indizes deutlich ab, nachdem Trump am Wochenende die Einführung hoher Zölle auf Einfuhren in die USA aus Mexiko, Kanada und China genehmigt hatte. Nun gab Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum nach einem Telefonat mit Trump bekannt, dass die Zölle für mexikanische Produkte um einen Monat verschoben werden. Daraufhin verringerten die Indizes einen Grossteil ihrer Auftaktverluste wieder.

Der Dow Jones Industrial, der am Freitag zeitweise dicht an sein Rekordhoch von Anfang Dezember geklettert war, verlor zuletzt noch 0,23 Prozent auf 44.441,59 Punkte. Im frühen Handel war der bekannteste Wall-Street-Index noch um bis zu 1,5 Prozent abgesackt. Der S&P 500 , der sich vor dem Wochenende ebenfalls zeitweise seinem Rekordhoch bis auf wenige Punkte genähert hatte, sank zuletzt um 0,65 Prozent auf 6.000,71 Punkte.

Dass die Nervosität und Sorgen der Anleger zunehmen, zeigte zugleich ein Blick auf den VIX-Index , das sogenannte Angstbarometer. Es misst die kurzfristig erwarteten Schwankungen im marktbreiten S&P und erreichte an diesem Montag den höchsten Stand seit der Vorweihnachtszeit. Damals hatte die US-Notenbank Fed den Erwartungen an künftige Zinssenkungen einen deutlichen Dämpfer versetzt.

Der Nasdaq 100 verlor am Montag zuletzt noch 0,74 Prozent auf 21.318,30 Zähler. Auch dieser überwiegend mit Technologiewerten bestückte Index hatte am Freitag wie die anderen Indizes zunächst zugelegt. Medienberichte hatten die Hoffnung geschürt, dass die avisierten Zölle erst im März eingeführt werden. Im späteren Handelsverlauf dementierte jedoch das Weisse Haus die Spekulationen und kündigte die Zollmassnahmen für Anfang Februar an, was in eine Talfahrt der US-Börsen mündete.

Die kurz nach dem Handelsstart veröffentlichten Daten zur Stimmung in der US-Industrie sowie zu Investitionen im Bausektor fanden vor diesem Hintergrund wenig Beachtung. Beide Wirtschaftsindikatoren waren besser als erwartet ausgefallen. Vor allem das US-Industriebarometer stach positiv heraus, denn der ISM-Index und auch der Beschäftigungsindex kehrten im Januar in die Wachstumszone zurück. «Die Fed wird sich wohl in ihrer abwartenden Haltung bestätigt sehen, zumal mit dem Beginn der Handelskonflikte ein hohes Mass an Verunsicherung besteht», kommentierte Analyst Ralf Umlauf von der Helaba.

Aktien von Autobauern, die besonders unter der Sorge vor einem Handelskrieg leiden, erholten sich zuletzt spürbar: Für General Motors (GM) ging es noch um 2,4 Prozent abwärts, für Ford um 1,0 Prozent und für die in New York gelisteten Anteilscheine (ADR) der Autoholding Stellantis , zu der auch der US-Hersteller Chrysler zählt, um 3,3 Prozent. Unter den Elektroauto-Herstellern gaben Tesla um 4,8 Prozent und Rivian um 1,7 Prozent nach. Lucid verloren 0,5 Prozent. Laut Houchois begrenzt bei diesen Herstellern die komplette Montage in den USA die Risiken bei Preisen für Zulieferteile.

Experte Philippe Houchois vom Analysehaus Jefferies verwies darauf, dass die US-Hersteller einen vergleichsweise hohen Anteil der Endmontage ins Ausland verlagert hätten, weshalb ohne eine Deeskalation im Zollstreit auch in den USA die Fahrzeugpreise und Produktionskosten steigen dürften.

Im Halbleitersektor verringerten sich die Kursverluste ebenfalls. So verloren Nvidia zuletzt noch 2,1 Prozent und Broadcom 0,9 Prozent. Die Branche hatte bereits vor einer Woche einen Schock erlitten, weil das KI-Start-up DeepSeek mit einem angeblich besonders preisgünstigen und wettbewerbsfähigen KI-Modell Ängste vor der chinesischen Konkurrenz schürte.

«Die jüngsten Massnahmen werden nicht viel dazu beitragen, die Spannungen im Halbleitersektor zu beruhigen», schrieb etwa Expertin Susannah Streeter vom Vermögensverwalter Hargreaves Lansdown mit Blick auf das Thema Zölle. Viele Teile, die zur Errichtung und zum Betreiben von KI-Rechenzentren benötigt würden und importiert werden müssten, könnten von Zöllen betroffen sein. Aus China zum Beispiel würden riesige Mengen an Elektronikprodukten in die USA importiert. (awp/mc/pg)

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