Schweizer Teuerung sinkt erneut

Schweizer Teuerung sinkt erneut
(Bild: Schlierner / Adobe Stock)

Neuenburg – Die Jahresteuerung in der Schweiz ist im Januar weiter gesunken. Der Rückgang hielt sich aber in Grenzen, was für die Nationalbank eine gute Nachricht ist.

Konkret betrug die Inflation im Januar noch 0,4 Prozent nach 0,6 Prozent im Dezember, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Das heisst: Schweizer Konsumgüter waren im Januar durchschnittlich um 0,4 Prozent teurer als im entsprechenden Vorjahresmonat.

Die Inflation in der Schweiz ist seit Monaten auf dem Rückzug. Seit dem letzten September liegt sie wieder unter 1 Prozent, letztmals über 2 Prozent lag sie im Frühling 2023. Tiefer als aktuell war sie lediglich im April 2021 mit 0,3 Prozent.

Am oberen Ende der Prognosen
Ein neuerlicher Rückgang der Inflation war von Experten erwartet worden. Zum Teil waren aber sogar noch deutlich tiefere Werte nahe der 0-Prozent-Marke prognostiziert worden. Und solche hätten bei der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wohl Stirnrunzeln ausgelöst.

Denn bekanntlich strebt diese eine Teuerung im Bereich von 0 bis 2 Prozent an, da eine negative Teuerung – also Deflation – Gift für das Wachstum ist. Notenbanken können Deflation mit Zinssenkungen bekämpfen, allerdings ist der Spielraum der SNB dabei mit einem aktuellen Leitzins von 0,5 Prozent nicht mehr allzu gross.

Kerninflation gestiegen
Umso erfreuter dürfte sie nun feststellen, dass sich der Rückgang in Grenzen hielt und die sogenannte Kerninflation sogar leicht gestiegen ist. Diese kam im Januar bei 0,9 nach 0,7 Prozent im Dezember zu liegen. Bei der Kerninflation werden Preisveränderungen für Nahrungsmittel und Energie herausgerechnet, die oft sehr volatil sind. Notenbanken schauen bei der Bekämpfung der Teuerung oft mehr auf diesen Wert als auf die allgemeine Inflationszahl.

«Allerdings sollte der Anstieg der Kerninflation nicht als erstes Zeichen eines Endes des Desinflationsprozesses verstanden werden», meint VP-Bank-Ökonom Thomas Gitzel. Denn ein Anstieg im Januar sei typisch, weil viele Branchen und Unternehmen per Jahresanfang die Preise erhöhten. Ausserdem sei der Warenkorb neu gewichtet worden, was den Effekt noch verstärkt habe.

Er streicht ausserdem heraus, dass die Jahresteuerung ohne die preistreibenden Effekte bei den Mieten negativ ausgefallen wäre. Die Wohnungsmieten kosteten im Januar 3,4 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Werden die Mieten aus dem Index herausgenommen, hätte die Jahresteuerung konkret -0,3 Prozent betragen. Auf der anderen Seite sorgten die per Januar gesunkenen Strompreise für einen Sondereffekt in die andere Richtung.

Was tut die SNB?
Die Einschätzung, welche Folgen die neusten Inflationsdaten auf den nächsten Zinsentscheid der SNB haben, gehen auseinander. Für manche Ökonomen sprechen die Zahlen für ein Verharren auf dem aktuellen Niveau. Ohne grosse Überraschungen auf der Währungsseite oder sonstige Verwerfungen in der Geopolitik werde sie den Leitzins an der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung vom März kaum antasten, heisst es etwa von BAK Economics.

Anders sehen es die Experten von Capital Economics: Eine weitere Lockerung sei wahrscheinlich, da sich die Teuerung am unteren Ende des Zielbandes befinde.

Thomas Gitzel von der VP Bank meint: «Es ist nicht die Frage, ob die SNB den Leitzins bis auf Null senkt, sondern ob sie dies bereits schon auf ihrer kommenden Sitzung im März macht.» Und die noch spannendere Frage sei, wie der geldpolitische Kurs nach Erreichen der Nullmarke aussehe. (awp/mc/ps)

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