SGKB investment views: Zentralbanken betreten die Bühne
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Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank
St. Gallen – Der März ist der Monat der Zentralbanken. Die EZB wird diese Woche den Reigen eröffnen. Die Fed wird am 19. März ihren Zinsentscheid bekanntgeben, am Tag danach die SNB und die Bank of England. Die Entscheide werfen an den Finanzmärkten jedoch bereits ihre Schatten voraus. Von der Fed wird keine Veränderung der Leitzinsen erwartet. Vielmehr werden der Kommentar von Jerome Powell und die Zinsprognosen der einzelnen FOMC-Mitglieder interessieren. Bisher ging die Mehrheit von ihnen von zwei Zinssenkungen bis Ende Jahr aus. In Europa werden die Leitzinsen sinken. Sowohl von der EZB wie auch von der SNB wird eine weitere Zinssenkung von 0.25% erwartet. Einzig bei der Bank of England gehen die Märkte von konstanten Zinsen aus.
Die Ausgangslage ist für die Fed am schwierigsten. Welche Auswirkungen die angedrohten Handelszölle und der Kahlschlag in der Bundesverwaltung auf die US-Wirtschaft haben werden, ist aus heutiger Sicht nicht zu beurteilen. Viel wird davon abhängen, wie konsequent Trump sein wird, wenn die Konjunkturdaten, insbesondere aus dem Arbeitsmarkt, schlechter werden oder die Aktienkurse sinken. Die Handelszölle werden weniger ins Gewicht fallen, da der Binnenmarkt in den USA im Vergleich zum Aussenhandel dominant ist. Schwerwiegender sind die willkürlichen Entlassungen in der Verwaltung und die Blockierungen von Bundesgeldern, da davon auch viele Zulieferer im Inland betroffen sind. Dazu kommt die drohende Schuldenobergrenze, die vom Kongress nächstens angehoben werden muss. Insgesamt gehe ich davon aus, dass die US-Wirtschaft durch diese Effekte weniger stark wächst, eine Rezession aber nicht wahrscheinlich ist. Wie sich die Politik von Trump auf die Inflation auswirken wird, ist ebenfalls unklar. Die Zölle wirken inflationstreibend, können aber durch den preisdämpfenden Effekt eines schwächeren Arbeitsmarktes und einer aufgrund der Unsicherheit der Konsumenten höheren Sparquote mehr als kompensiert werden. Nicht zuletzt sieht die Fed ihre Unabhängigkeit durch Trump bedroht. Wie weit das die Entscheide der Fed beeinflussen wird, ist offen. Als Konsequenz aus dieser Ausgangslage erwarte ich, dass die Fed zumindest bis Mitte Jahr abwartet, bevor sie die Richtung der Zinspolitik festlegt.
EZB hat es einfacher
Einfacher gestaltet sich die Ausgangslage für die EZB. Die Inflation in der Eurozone liegt mit 2.5% zwar über dem angestrebten Zielwert von 2%, hält sich in diesem Bereich aber ruhig. Die EZB kann damit der Konjunkturschwäche in wichtigen Euroländern wie Deutschland oder Frankreich Rechnung tragen und den Leitzins senken. Lösen wird das die wirtschaftlichen Probleme in diesen Ländern nicht, da diese mehr durch strukturelle und politische Faktoren als durch eine restriktive Zins- und Kreditpolitik bestimmt sind. Wichtiger wird sein, welche wirtschaftspolitischen Massnahmen die neue deutsche Regierung umsetzen wird.
Wird die SNB die Märkte enttäuschen?
Komplexer gestaltet sich die Lage für die SNB. An sich sieht es für sie gut aus. Der Zinsdruck aus dem Ausland hat nachgelassen. Die Inflationsrate bewegt sich in ihrem Zielband von 0% bis 2%, wenn auch am unteren Ende. Der Franken hält sich stabil und eine Flucht in den sicheren Hafen des Frankens ist trotz der politischen Umbrüche in der Welt nicht zu sehen. Durch ihre aggressive Zinspolitik und ihre Kommunikation im letzten Jahr hat sie jedoch Erwartungen auf weitere Zinssenkungen geschürt. Zuletzt hat Martin Schlegel versucht, seine früheren Aussagen zu relativieren, geglückt ist ihm das aber nur beschränkt. Die Markterwartungen gehen davon aus, dass zumindest im März eine weitere Zinssenkung der SNB auf 0.25% folgen wird. Das ist auch meine Meinung. Wenn die SNB nichts machen wird, was ökonomisch durchaus angebracht wäre, läuft sie Gefahr, dass sich der Franken deutlich aufwertet. Die Schweizer Industrie, die unter den Problemen in Deutschland und der Unsicherheit bezüglich möglicher Strafzölle leidet, kann das nicht auch noch gebrauchen. (SGKB/mc/ps)