Hanspeter Rhyner, CEO Zuger Kantonalbank, im Interview

von Bob Buchheit
Moneycab.com: Herr Rhyner, das Zinsergebnis stieg im letzten Geschäftsjahr trotz sinkendem Zinsniveau leicht an. Geht das so weiter?
Hanspeter Rhyer: Die rückläufigen Zinsen haben bereits im Berichtsjahr 2024 für Herausforderungen gesorgt. Dank einem verhältnismässig starken Kreditwachstum und einer proaktiven Bilanzsteuerung ist es uns gelungen, das Brutto-Zinsergebnis um 0,7 Prozent zu steigern. Prognosen zur Zinsentwicklung sind mit sehr grosser Un-sicherheit behaftet und hängen von der Inflation sowie Entwicklung des Frankens ab. Weitere Zinssenkungen sind wahrscheinlich, auch wenn die SNB diese Entscheidung nicht leichtfertig fällen wird. Wir sind auf sämtliche Szenarien, inklusive mögliche Negativzinsen, vorbereitet.
Ein deutliches Plus gab es mit rund einem Achtel im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Das ist wohl dem guten Börsenumfeld geschuldet?
Mit einem Zuwachs von 12,5 Prozent hat sich der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft in der Tat sehr erfreulich entwickelt. Den bedeutendsten Beitrag leistete hierbei der höhere Erfolg aus dem Anlage- und Vermögensverwaltungsgeschäft. Natürlich hat uns das positive Anlageumfeld und damit die Marktperformance geholfen. Durch Akquisitionen konnten wir mit 500 Millionen Franken einen beachtlichen Netto-Zufluss bei den betreuten Depotvermögen erzielen.
«Wir sind auf sämtliche Szenarien, inklusive mögliche Negativzinsen, vorbereitet.»
Hanspeter Rhyner, CEO Zuger Kantonalbank
Der Erfolgsautor Robert T. Kiyosaki rechnet schon in diesem Jahr mit einem Vermögenswertecrash. Was meinen Ihre Anlageexperten?
Der Start ins neue Anlagejahr war turbulent, zumindest was die geopolitischen Entwicklungen betrifft. Die Hoffnung auf eine Lösung im Ukraine-Krieg und die Neuwahlen in Deutschland treiben die Märkte an. Sie zeigen sich indes vorerst unbeeindruckt. Wir erwarten in den nächsten Monaten eine erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten. Ein weit ausgedehnter Crash ist nicht ein von uns angenommenes Szenario. Für die Schweiz erwarten wir dank der robusten Wirtschaft trotz der anhaltenden geopolitischen Span-nungen ein solides Jahr 2025.
«Ein weit ausgedehnter Crash ist nicht ein von uns angenommenes Szenario.»
Der Kanton Zug ist seit jeher von Krisen unberührt. Brauchen Sie überhaupt nennenswerte Rückstellungen?
Rückstellungen werden vorsorglich für generelle und allgemeine Risiken im Bankgeschäft vorgenommen. Für Kreditrisiken werden vorsorgliche Rückstellungen sowie ausfallrisikobedingte Wertberichtigungen gebildet. Zusätzlich verfügen wir über eine sehr solide Eigenmittelausstattung. Auch wenn wir nicht von Krisen im Kanton Zug ausgehen, wären wir sehr gut darauf vorbereitet.
Gibt es bei Ihren Ausleihungen eine Tendenz, sei es zu Saron- oder zu Festhypotheken?
In den letzten zwei Monaten blieb die Nachfrage nach kurzfristigen Ausleihungen stabil. Die Nachfrage nach Festhypotheken ist leicht gestiegen, wobei die durchschnittliche Laufzeit geringfügig zurückging.
Was würde eine Abschaffung des Eigenmietwertes, über den wahrscheinlich im Herbst in der Schweiz abgestimmt wird, für den Kanton Zug und speziell für das Hypothekargeschäft Ihrer Kantonalbank bedeuten?
Die direkte Preisauswirkungen auf den Markt dürften gering sein. Grundsätzlich würden Eigentümer von Liegenschaften mit tiefer Belehnungsquote und geringem Renovationsbedarf von der Abschaffung profitieren. Eigentümerinnen oder Eigentümer mit höherer Belehnung von sanierungsbedürftigen Liegenschaften wären hingegen auf der Verliererseite. Wenn Unterhaltsarbeiten künftig nicht mehr abzugsfähig sind, könnte dies die Nachfrage nach älteren Liegenschaften bremsen. In der Zeit vor Inkrafttreten der neuen Regelung dürfte es zu einem Sanierungsboom und zu einem damit einhergehenden Handwerkermangel kommen. Wir rechnen nicht mit einem signifikanten Rückgang unseres Hypothekarvolumens. Unser Szenario geht davon aus, dass kleine Hypotheken auf gering belehnten Objekten zurückbezahlt werden könnten. Das davon betroffene Kreditvolumen schätzen wir als tief ein.
Kryptowährungen sind nach dem Trump-Wahlsieg weiter im Aufwind. Was merken Sie davon im kryptofreundlichen Zug?
Unser Krypto-Angebot, mit dem digitale Vermögenswerte einfach und sicher via E-Banking und Mobile Banking App gekauft, verkauft und verwahrt werden können, stösst auf reges Interesse. Seit der Lancierung im Oktober 2023 hat sich die Nachfrage deutlich über unseren Erwartungen entwickelt. Zwischenzeitlich zeigt sich, dass unsere Anlagekundinnen und -kunden zwecks Diversifikation gerne einen tiefen einstelligen Prozentsatz des Depotbestandes in Kryptowährungen investieren.
«Unser Krypto-Angebot, mit dem digitale Vermögenswerte einfach und sicher via E-Banking und Mobile Banking App gekauft, verkauft und verwahrt werden können, stösst auf reges Interesse.»
Gewerbe- und Firmenkunden können ihre Buchhaltungssoftware über standardisierte Schnittstellen mit Konten der Zuger Kantonalbank verbinden. Wird diese Lösung bald nicht nur von Swiss21.org, sondern auch von anderen namhaften Anbietern möglich sein?
Sämtliche Kunden von Buchhaltungssoftware-Anbietern, die bei der Plattform SIX bLink als Service User angemeldet sind, können über das E-Banking der Zuger Kantonalbank Kontodaten und Open Banking Dienstleistungen beziehen. Zahlungen können direkt in die Buchhaltung importiert oder ausgehende Vergütungen direkt aus dem Buchhaltungs-System generiert werden. Aktuell können die Buchhaltungsprogramme von elf Anbietern wie Klara, Bexio oder AbaNinja mit Konten der Zuger Kantonalbank verknüpft werden, wobei dieses Netzwerk ständig ausgebaut wird. Zudem können Kundinnen und Kunden via EBICS auch direkt Open Banking betreiben und Daten aus den ERP-Systemen mit der Zuger Kantonalbank austauschen.
Schaut man sich die Kursentwicklung der ZKB-Aktie an, so hat sie seit vielen Jahren eine stetige Aufwärtsentwicklung gemacht. Mit vielleicht bald 10’000 Franken ist sie aber entsprechend schwer. Würde ein Split Sinn machen?
Ein Split der Zuger Kantonalbank Aktie beurteilen wir derzeit als nicht im Interesse unserer Aktionärinnen und Aktionäre liegend. Deshalb steht diese Frage bei uns aktuell nicht auf der Agenda.
Die langfristigen Verbindlichkeiten der Zuger Kantonalbank werden mit AA+ bewertet. War die gerade aufgelegte 0,85%-Anleihe überzeichnet?
Ja, die Nachfrage übertraf das verfügbare Angebot.