CH-Verlauf: SMI setzt Erholung fort – Anleger bleiben verunsichert

Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am späten Donnerstagvormittag etwas fester. Dabei hatte der Markt zunächst nachgegeben, bevor es wieder nach oben ging. Das Geschäft verläuft laut Händlern dabei aber eher ruhig. Die Anleger blieben verunsichert ob der eskalierenden Handelsspannungen zwischen den USA und ihren Partnern, der steigenden Rezessions- und Inflationssorgen und der ungewissen Entwicklung im Ukrainekrieg, heisst es am Markt. Daher hielten sie sich zurück. Dabei könnte die Schweiz mittelfristig aber von der Dominanz der defensiven Unternehmen an der hiesigen Börse und dem Franken als sicherer Hafen profitieren, hofft ein Händler. Zunächst sorgt hierzulande aber eine Reihe von weiteren Bilanzvorlagen noch für Kursimpulse.
Mit Spannung verfolgten die Marktteilnehmer den von den USA losgetretenen Zollstreit. Inzwischen haben auch Kanada und die EU die Zölle für US-Importe erhöht. Dies schüre die Rezessions- und Inflationssorgen, heisst es. Vor diesem Hintergrund hätten Goldman Sachs Group, Citigroup und HSBC ihren Ausblick für US-Aktien gesenkt. Auch wollten die Anleger abwarten, ob die deutschen Rüstungs- und Infrastrukturpläne durchkommen würden und ob es nun endlich zu einem Ende des Kriegs und wenn ja zu welchen Bedingungen kommt, bevor sie sich wieder stärker engagieren wollten. «Bis dahin dürften sie dazu neigen, in steigende Kurse hinein eher Gewinne mitzunehmen», sagt ein Händler.
Der Leitindex SMI notiert nach einem Tagestief auf 12’812 Punkten gegen 11.10 Uhr um 0,39 Prozent höher bei 12’918,30 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,41 Prozent auf 2089,31 und der breite SPI 0,33 Prozent auf 17’093,17 Zähler. Im SLI ziehen 21 Werte an und neun geben nach.
Gefragt sind Geberit (+2,2% auf 589,40 Fr.). Auslöser ist Berenberg. Die Bank hat das Kursziel für den Bauzulieferer auf 649 von 604 Franken erhöht und die «Buy»-Einstufung bekräftigt. Auch Julius Bär (+1,1%) profitiert von einer Analystenempfehlung. Goldman Sachs hat die Abdeckung der «Bären» mit «Buy» wieder aufgenommen.
Weit oben stehen zudem die Aktien von Swiss Life (+1,4% auf 792,40 Fr). Die Aktie des Lebensversicherers steigt damit am Tag vor der Bilanzvorlage weiter in Richtung der Marke von 800 Franken, der sie sich anfangs Monat bis auf weniger als einen Franken schon einmal angenähert hatte.
Mit den Papieren von Swiss Re und Zurich (je +0,9%) werden weitere Versicherer gekauft. Ein Händler weist darauf hin, dass Anleger vielfach, wenn defensive Titel gesucht seien, auch Assekuranzwerte kaufen würden.
Tragende Säule des Marktes ist zudem das Schwergewicht Novartis (+1,1%) sowie der Luxusgüterhersteller Richemont (+1,7%) und der Hersteller von Computerzubehör Logitech (+1,8%). Auch Partners Group, Kühne + Nagel, Givaudan, Schindler und UBS rücken gegen 0,9 Prozent vor. Die Anteile von Richemont-Konkurrent Swatch (+0,1%) hinken hinterher.
Auf der anderen Seite werden der Technologiewert ABB (-0,9%) oder die Gesundheitstitel Sandoz (-1,0%) und Alcon (-0,6%) sowie die Lebensmitteltitel Lindt & Sprüngli (-0,9%) und Nestlé (-0,2%) verkauft.
Roche GS (-0,3%) konsolidieren den Kursanstieg vom Vortag, als der Pharmariese über ein Lizenzabkommen im Bereich Abnehmwirkstoffe informiert hatte.
Auf den hinteren Rängen stechen Interroll (+11%), Accelleron (+4,6%) und APG (+7,1%) nach Zahlen positiv hervor. Dagegen brechen DocMorris um mehr als einen Fünftel ein. Die Versandapotheke hat zwar für 2024 wie erwartet einen hohen operativen Verlust ausgewiesen und für 2025 keinen konkreten Ausblick abgegeben. Aber die Gruppe hat einen zusätzlichen Kapitalbedarf von rund 200 Millionen Franken angemeldet.
Rieter (-4,8%), Inficon (-5,9%) und VP Bank (-2,7%) geben nach Zahlen ebenfalls nach. Bei den beiden ersten Unternehmen monierten Händler den eher pessimistischen Ausblick. Bei der VP Bank sorgte der Gewinneinbruch für Unmut. (awp/mc/ps)