Dominik Arnold, CEO Coltene, im Interview

Dominik Arnold, CEO Coltene, im Interview
Dominik Arnold, CEO COLTENE. (Foto: COLTENE)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr Arnold, der Gruppenumsatz profitierte im letzten Geschäftsjahr besonders von Coltène/Whaledent in den USA. Gibt der Amerikaner viel für sein Gebiss aus?

Dominik Arnold: Das wünschen wir uns im speziellen für die persönlichen natürlichen Zähne. Leider ist der Markt nicht gewachsen in den USA. Die Gründe für unser gutes Jahr sind andere. Zum einen haben wir davon profitiert, dass Händler ihre Lagerbestände normalisiert haben. Zum anderen konnten wir Marktanteile vor allem mit unseren Workflow-Lösungen im Bereich Infection Control gewinnen.

Bleaching bleibt sehr in Mode. Wie läuft Ihr Zahnaufheller BRILLIANT Lumina?

Absolut. Ästhetische Dentistry ist einer der schnellst wachsenden Dentalmärkte weltweit und Zahnaufhellung ist ein wichtiger Teil davon. Die hochkonzentrierten Bleichmittel, die vom Zahnarzt angewendet wurden, sind in Europa neu verboten. Davon profitiert unsere schonendere Lösung. Gleichzeitig verlagert sich die Anwendung aber auch weg vom Zahnarzt hin zum Patienten nach Hause. Während wir Dank des erfreulich positiven Kundenfeedbacks weiter Potential sehen, arbeiten wir gleichzeitig auch an neuen Anwendungen, inklusive einer für zu Hause, um diesem Trend gerecht zu werden.

«Die hochkonzentrierten Zahn-Bleichmittel sind in Europa neu verboten. Davon profitiert unsere schonendere Lösung.»
Dominik Arnold, CEO Coltene

Hat sich der Hype um Veneers etwas gelegt?

Ich glaube das Gegenteil. Das Potential von Veneers wurde noch gar nicht ausgeschöpft. Heutige Veneers sind zu hart, sehen unnatürlich aus und können die bestehende Zahnsubstanz beschädigen. Neue Composites, aber auch die Entwicklung von 3D Printing ergeben ganz neue Möglichkeiten, ein natürlich schönes Lächeln in einem Tag zu erreichen, ohne im besten Fall die Zahnsubstanz zu verändern. Unser Composite Brilliant Everglow ermöglicht schon heute Veneers auf bestehender Zahnsubstanz, die ein Transluzent und eine Farbabstufung ermöglicht, die vom Auge nicht von der natürlichen Farbe unterschieden werden kann.

Die Zahlen für 2024 waren für Coltene erfreulich, lediglich UK stach leicht negativ heraus. Liegt es am dortigen Gesundheitssystem?

Auch. Nicht nur in UK, auch in anderen Ländern wird der Bedarf stark durch das öffentliche Gesundheitssystem beeinflusst. Leider selten mit einem positiven Ergebnis für Patienten, Zahnärzte aber auch Hersteller.

In Asien ging der Umsatz leicht zurück. Mangelt es dort an Zahnschönheitsbewusstsein?

Ganz im Gegenteil. Asien hat noch riesiges Potential. Wir als Schweizer Firma haben aber zwei signifikante Herausforderungen. Der chinesische Markt wird zunehmend schwieriger ohne lokale Produktion und ist im weiteren sehr kostenoptimiert. Zudem hat sich die lokale Konkurrenz sehr stark weiterentwickelt. Wir sehen aber Wachstumspotential mit teilweise lokaler Produktion. Im Weiteren besteht eine grosse Nische in Asien für zuverlässige Qualitätsprodukte.

Der Umsatz liegt jetzt ziemlich genau bei einer Viertelmilliarde. Welche Umsatzgrösse wäre für Ende des Jahrzehnts realistisch?

Wie wir an der Bilanzmedienkonferenz kommuniziert haben, wollen wir langfristig organisch 3-5% wachsen in einem Markt der 1-3% wächst. Daran halten wir fest. Wir sind daneben gut aufgestellt, auch anorganisch zu wachsen, wenn sich gute Möglichkeiten ergeben.

Welche Rolle spielen Sales Reps/Vertreter bei Coltene?

Sie sind absolut entscheidend für unseren Erfolg. Der grösste Teil des Neugeschäftes wird von unseren eigenen Verkäufern generiert. COLTENE Produkte sind High Performance Produkte, die mit Fachwissen ihr volles Potential entwickeln.

«Der grösste Teil des Neugeschäftes wird von unseren eigenen Verkäufern generiert.»

Die EBIT-Marge ist wieder zweistellig und soll 2025 leicht weiter auf 11 Prozent steigen. Bis 2027 soll sie zwischen 13 und 15 Prozent zu liegen kommen. Ist das auch die langfristige Norm?

Unsere Qualitätsprodukte erlauben uns, auch eine höhere Marge zu generieren – in all unseren Business Units. Das Wichtigste für uns ist das Volumen. Das ist unser Fokus mit unserem Digitalen Marketing und der Neuausrichtung unseres Verkaufs. Längerfristig ist im Weiteren die Innovation entscheidend. Natürlich fokussieren wir uns auch auf die Kostenseite mit unserem Operational Excellence Programm. Im letzten Jahr konnten wir bereits sehr gute Fortschritte erzielen. So werden wir 13-15% EBIT nachhaltig erreichen können.

Eine um 50 Rappen erhöhte steuerfreie Ausschüttung von 2,50 Franken pro Aktie machen Coltene zu einer Dividendenperle. Ist die Ausschüttungsquote von 70 Prozent in Stein gemeisselt?

Eher in die Aktie! Im Ernst. Wir sind in der Tat eine attraktive Dividendenaktie und wollen dies für unsere Aktionäre auch bleiben.

«Wir sind offen für anorganisches Wachstum.»

Bei einer Eigenkapitalquote von 58,2 Prozent stellt sich jetzt wie selbstverständlich die Frage nach passenden Arrondierungskäufen.

Der Markt konsolidiert sich langsam. Auch werden die Bewertungen realistischer, was Opportunitäten eröffnet. Wir sind offen für anorganisches Wachstum vor allem im Bereich, der natürliche Zähne verschönert und verbessert.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert