Barry Callebaut verschreckt mit schwachem Ergebnis Investoren

Barry Callebaut verschreckt mit schwachem Ergebnis Investoren
Peter Feld, CEO Barry Callebaut. (Foto: zvg)

Zürich – Beispiellose Preisschwankungen am Kakaomarkt haben dem weltgrössten Schokoladenhersteller Barry Callebaut das Halbjahresergebnis verhagelt. Das Geschäft war schwächer als von Analysten erwartet. Das Unternehmen verkündete Gegenmassnahmen, doch die Investoren waren bereits verschreckt. Die Aktie brach drastisch ein.

Der Zürcher Weltkonzern verkaufte im ersten Halbjahr (September 2024 bis Februar 2025) weniger Schokolade, und er konnte die Preiserhöhungen beim Kakao nicht vollumfänglich den Kunden weitergeben. Hohe Finanzierungskosten belasteten die Rechnung.

«Wir segelten durch den perfekten Sturm», sagte CEO Peter Feld am Donnerstag in einem Webcast für Analysten. Nach seiner Auffassung hat das Unternehmen aber Schlimmste hinter sich. «Das zweite Quartal war der Tiefpunkt, den wir für das Geschäftsjahr erwarten.»

Kunden traten auf die Bremse
Das Volumen verkaufter Schokolade ging im ersten Halbjahr um 4,7 Prozent auf 1,085 Millionen Tonnen zurück. Nachdem der Kakaobohnenpreis im Dezember 2024 gegenüber dem Vormonat um 50 Prozent in die Höhe geschossen war, traten zahlreiche Kunden sofort auf die Bremse. Gewisse begannen sogar, selber Schokolade zu produzieren – zumindest vorübergehend.

Die höheren Preise trieben den Umsatz erwartungsgemäss massiv in die Höhe. Er stieg um 57 Prozent auf 7,29 Milliarden Franken. Das Unternehmen verdient allerdings nicht an den Rohstoffpreisschwankungen, sondern am verarbeiteten Volumen über einen festen Aufschlag.

Die Profitabilität verschlechterte sich nur leicht. Der Betriebsgewinn (EBIT) gab gegenüber dem Vergleichszeitraum um 2,9 Prozent auf 329,6 Millionen Franken nach. Aber der Reingewinn brach regelrecht ein. Dieser schmolz um 70,6 Prozent auf noch 63,5 Millionen Franken.

Für den Einbruch sorgten laut Barry Callebaut zum einen die deutlich gestiegenen Finanzierungskosten. Der plötzlich gestiegene Kakaopreis führte umgehend zu einem Anstieg des Warenlagers, der finanziert werden musste. So resultierte im letzten Halbjahr ein freier Cashflow von -2,1 Milliarden Franken.

Zum anderen brachte eine Marktstruktur das Unternehmen in die Bredouille, bei welcher der aktuelle Kakaopreis höher ist als der mit Kunden vereinbarte Preis für spätere langfristige Lieferungen. Barry Callebaut konnte damit die stark gestiegenen Preise nicht vollständig an die Kunden weitergeben. Der Kakaopreis verdoppelte sich im Berichtszeitraum nahezu.

Griff zu Kakao-Alternativen
Das Unternehmen kündigte umgehend Massnahmen an. Es plant Preisanpassungen, einen schnelleren Geldfluss mit Kunden und neue Finanzierungsformen für Lagerbestände. Zudem setzt man stärker auf Kakaoalternativen und Schokoladenmischungen. Erste Erfolge sollen in etwa einem Jahr sichtbar werden.

Gleichzeitig zieht sich aber das angekündigte 250-Millionen-Sparprogramm wegen der Marktturbulenzen in die Länge. Es dürfte sich ein Jahr später als geplant im Ergebnis niederschlagen. Bisher seien etwa 40 Prozent der geplanten Kosteneinsparungen erreicht worden, sagte CEO Peter Feld.

Das alles verdauten die Anleger nicht so richtig. Die Barry-Callebaut-Aktien rauschten nach Bekanntgabe der Zahlen in die Tiefe. Am Schluss des Tages stand ein Minus von 21,5 Prozent auf 828 Franken zu Buche, dies notabene in einem klar festeren Gesamtmarkt nach der Wende im Zollstreit «USA gegen den Rest der Welt».

«Risse in der Turnaround-Story»
Die Firmen-Papiere waren letztmals im Herbst 2013 unter die Marke von 900 Franken geraten. Und das Allzeithoch aus dem Herbst 2020 bei fast 2400 Franken blieb nur noch eine Erinnerung an bessere Zeiten.

Vor allem weil Barry Callebaut sein Kostensenkungsprogramm hinausschob, sah etwa Analyst Andreas von Arx von Baader Helvea «Risse in der Turnaround-Story».

Barry Callebaut ist der weltweit führende Schokoladenhersteller für die Lebensmittelindustrie. Es ist von der Rohstoffbeschaffung bis hin zur Herstellung von Schokoladeprodukten tätig. Zu den Kunden gehören sowohl kleine Partner im Einzelhandel als auch Branchengrössen wie Nestlé, Kraft, Hershey und Cadbury. Das Unternehmen beschäftigt an 60 Produktionsstandorten in 40 Ländern rund 12’500 Mitarbeitende. (awp/mc/ps)

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