Börse Asien: Kräftige Gewinne – Massive Erholung in Tokio und Taiwan

Tokio/Hongkng/Shanghai/Sydney – Die asiatischen Börsen haben am Donnerstag zu einer überwiegend kräftigen Gegenbewegung auf den jüngsten Kursrutsch angesetzt. Sie reagierten damit auf die von US-Präsident Donald Trump verkündete Zinspause. Damit setzte sich die Phase extremer Kursbewegungen fort.
Das Echo bei Experten fiel unterschiedlich aus. «Die Nachrichten zeigen, dass die Trump-Administration auf die verschlechterten volkswirtschaftlichen Aussichten und die Marktturbulenzen reagiert», stellte Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank mit verhaltenem Optimismus fest. Seiner Ansicht nach könnte das aktuelle Kursniveau auf längere Sicht interessant sein.
Kritischer fiel das Urteil von Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets aus. «Wirtschaft besteht aus Vertrauen und hier hat der US-Präsident in den vergangenen Wochen viel Porzellan zerschlagen», so Stanzl. Universelle Zölle von zehn Prozent würden zudem unvermindert gelten.
Trump hatte auf der Plattform Truth Social geschrieben, er habe eine 90-tägige Pause angeordnet und während dieses Zeitraumes greife ein gesenkter Zollsatz in Höhe von zehn Prozent. Für China gilt das jedoch explizit nicht: Für chinesische Einfuhren hob Trump den Zollsatz vielmehr noch mal an – auf insgesamt 125 Prozent. Er geht jedoch weiterhin davon aus, eine Verhandlungslösung zu finden. «China will einen Deal machen», sagte der Republikaner, kurz nachdem er die Sonderzölle gegen das Land weiter erhöht hatte. «Sie wissen nur nicht so recht, wie sie es angehen sollen.»
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index gewann nun 9,13 Prozent auf 34.609,00 Punkte. Dabei halfen die wieder gesunkenen Anleiherenditen.
Auch andere Börsen, die zuvor kräftig unter Druck geraten waren, legten stark zu. So ging es in Südkorea um mehr als sechs Prozent, in Taiwan sogar um über neun Prozent nach oben. Dazu trugen auch die Zahlen von TSCM bei. Der taiwanesische Chiphersteller TSMC war im ersten Quartal schneller gewachsen als vom Markt erwartet wurde. Das Unternehmen profitierte von einer steigenden Nachfrage nach KI-Servern und Smartphones, ausserdem machten sich Vorzieheffekte vor Inkrafttreten der US-Zölle bemerkbar. Elektronikhersteller hatten in Erwartung möglicher Handels- und Versandunterbrechungen Waren in US-Lagern aufgebaut.
Der Inselstaat, der sich in einer ständigen Bedrohung durch China ausgesetzt sieht, das die Inselrepublik zu seinem Gebiet zählt und sie sich einverleiben will, sagte Washington seine Bereitschaft zu, über die Reduzierung aller Zölle zu verhandeln und mehr Waren aus den USA zu importieren. Die USA sind Taiwans wichtigster Verbündeter im Konflikt mit China.
Auch der australische Leitindex S&P/ASX 200 zog merklich an, und zwar um 4,54 Prozent auf 7709,60 Punkte.
Sogar die chinesischen Märkte verzeichneten Gewinne, obwohl sie weiterhin unter dem Bann der Strafzölle stehen. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong tendierte im späten Handel 2,58 Prozent fester mit 20.787,20 Punkten. Der CSI-300-Index mit den wichtigsten chinesischen Festlandaktien gewann 1,29 Prozent auf 3.734,28 Punkte. Die Börsen profitierten damit von Hoffnungen auf Massnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft. Die Marktstrategen der Deutschen Bank verwiesen zudem auf die Schwäche der Landeswährung zum Dollar. Dabei wirkten sich auf Spekulationen auf eine lockere Geldpolitik aus. (awp/mc/pg)