US-Schluss: Verschärftes Abwärtstempo – Zoll-Unsicherheit bleibt

New York – Die US-Aktienmärkte haben am Donnerstag im Handelsverlauf nach dem fulminanten Aufschwung vom Vortag ihre Verluste deutlich ausgeweitet. Zuletzt verlor der Dow Jones Industrial 3,3 Prozent auf 39.267 Punkte. Der marktbreite S&P 500 gab um 4,1 Prozent auf 5.233 Zähler nach, während der techlastige Nasdaq 100 um 4,8 Prozent auf 18.220 Punkte fiel.
Der weiter schwelende Zollkonflikt der USA mit dem Rest der Welt bleibt das Hauptthema an den Börsen. Die US-Regierung teilte am Donnerstag mit, dass der Zoll auf chinesische Einfuhren nun bei 145 Prozent liegt. Am Vorabend hatte US-Präsident Donald Trump den Zollsatz auf 125 Prozent erhöht. Hinzu komme eine 20-prozentige Abgabe, die bereits Anfang des Jahres wegen Chinas Rolle im Fentanyl-Handel eingeführt worden sei, hiess es in einem Memo des Weissen Hauses.
Tags zuvor hatten die US-Anleger mit spürbarer Erleichterung auf Trumps ausgerufene Zollpause für viele Länder – ausser China – reagiert. Der Dow hatte knapp 8 Prozent gewonnen, der S&P 500 fast 10 Prozent. Der Nasdaq 100 hatte sogar um mehr als 12 Prozent zugelegt.
Die überraschend etwas besser als erwartet ausgefallene Entwicklung der Verbraucherpreise im März fand angesichts der Zollthematik weniger Beachtung. Dass sich auch die Kerninflation abgeschwächt und die Konsensschätzung unterschritten habe, dürfte von der US-Notenbank Fed zwar mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen werden, hiess es seitens der Landesbank Helaba. «Angesichts der Verunsicherung wegen der Zölle liessen Fed-Vertreter aber bislang keine Eile erkennen und sind in einer abwartenden Haltung.» Spekulationen auf Zinssenkungen könnten mit den aktuellen Daten aber wohl zunehmen.
Die Aktien der «Glorreichen Sieben», also der sieben bedeutendsten US-Tech-Unternehmen, gaben nach der Vortagesrally mit Verlusten zwischen 3,3 und 8,7 Prozent deutlich nach. Tags zuvor hatten die Aktien von Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla Kursanstiege zwischen knapp 10 und knapp 23 Prozent verbucht.
Die Anteilsscheine von Nike sackten am Donnerstag um mehr als 10 Prozent auf den tiefsten Stand seit siebeneinhalb Jahren ab. Der Sportartikelkonzern fertigt einen hohen Prozentsatz seiner Waren in China und leidet deshalb besonders stark unter den massiv erhöhten Einfuhrzöllen für Waren aus der Volksrepublik.
US Steel verbilligten sich um 7,0 Prozent, weil US-Präsident Donald Trump einen Verkauf des Stahlherstellers an Nippon Steel ablehnt. Zu Wochenbeginn waren die Papiere um 16 Prozent nach oben geschnellt, als die Nachricht kursierte, dass Trump eine weitere Überprüfung des Deals angeordnet hatte. Trumps Vorgänger Joe Biden hatte die Transaktion im Wert von rund 14 Milliarden Dollar kurz vor Ende seiner Amtszeit blockiert.
Die Papiere von Capri Holdings büssten nach der Bekanntgabe des Verkaufs des Luxuslabels Versace an Prada 9,5 Prozent ein. (awp/mc/ps)