Kühne+Nagel bleibt trotz zweistelligem Wachstum vorsichtig

Schindellegi – Der Logistikkonzern Kühne+Nagel hat im ersten Quartal 2025 den Umsatz zweistellig gesteigert. Mit Blick auf die hohen Unsicherheiten wegen der Handelszölle bleibt das Unternehmen aber vorsichtig und behält die bisherige Prognose für den Betriebsgewinn bei.
Kühne+Nagel hatte im März erstmals ein Ziel für den wiederkehrenden EBIT formuliert. Die Bandbreite der Prognose für das laufende Jahr ist mit 1,50 bis 1,75 Milliarden Franken noch relativ breit.
CFO Markus Blanka-Graff fühlt sich mit dieser Vorhersage aber weiterhin wohl. «Wegen der Zölle aber auch wegen anderen Regulierungen dürfte das Umfeld wohl bis ins dritte Quartal hinein sehr volatil und dynamisch bleiben», sagte er im Gespräch mit AWP.
Der Finanzchef verwies dabei auf die erhöhte Unsicherheit wegen der Zollproblematik, bleibt gleichzeitig aber relativ gelassen. Die Situation habe sich seit dem Investorentag von Ende März dynamisch weiterentwickelt und sei schwer einzuschätzen.
Stornierungen und Neuaufträge wechseln stetig
Mit Blick auf die deutlich nach unten revidierten Prognosen der Welthandelsorganisation WTO, welche gar einen möglichen Rückgang beim globalen Handelsvolumen um bis zu 1,5 Prozent in Aussicht gestellt hat, meinte Blanka-Graff: «Es gibt für unsere Kunden vor allem zwei wichtige Bereiche.»
Der eine sei der E-Commerce, wo grosse Händler wie Temu oder Shein zuletzt einen relativ starken Einbruch erlebt hätten. Der zweite seien die Zölle an sich. Selbst in der Verwaltung der USA sei nicht klar, welche Tarife nun gälten und ab wann.
«Es gibt sehr viel Bewegung im Markt. So kommt es in einer Woche zu Stornierungen von Frachtaufträgen im Umfang von 15 Prozent, in der nächsten Woche wird dies wieder kompensiert.» Der CFO erwartet, dass es während der gesamten Amtsperiode Trumps Zolltarife geben wird. Und er geht auch in 2025 von einem Wachstum der globalen Wirtschaft aus.
Mit dem Ergebnis im ersten Quartal zeigte sich das Unternehmen zufrieden. «Kühne+Nagel ist sehr gut in das neue Geschäftsjahr gestartet», liess sich CEO Stefan Paul in der Mitteilung zitieren. «Wir konnten unseren Marktanteil erhöhen, neue Kunden gewinnen und dabei auch die Profitabilität verbessern.»
So legte der Nettoumsatz um 15 Prozent auf 6,33 Milliarden Franken zu und der um die volatilen Frachttarife bereinigte Rohertrag um 8 Prozent auf 2,24 Milliarden. In der Folge verbesserten sich auch die Gewinnzahlen. Der operative Gewinn (EBIT) legte um 7 Prozent auf 402 Millionen und der Reingewinn um 9 Prozent auf 303 Millionen Franken zu.
Seefracht mit stärkstem Wachstum
Am besten lief es in der grössten Sparte Seefracht. Dort zog der Umsatz um 30 Prozent auf 2,50 Milliarden Franken an und Rohertrag um 15 Prozent auf 577 Millionen. Hier spielte auch die Erstkonsolidierung der amerikanischen IMC Logistics aus Tennessee eine Rolle. Diese trägt seit Januar einen – laut Mitteilung aber noch geringen – Betrag zum Ergebnis bei.
Auch die Luftfracht steigerte Umsatz und Rohertrag jeweils im zweistelligen Prozentbereich. Die beiden kleinere Sparten Landverkehr und Kontraktlogistik wuchsen hingegen nur leicht. (awp/mc/ps)