2. Säule: Schweizer Pensionspläne sind nicht fit für 2020

Pensionskasse

(Foto: eyetronic - Fotolia.com)

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Zürich – Der demografische Wandel ist die grösste Herausforderung für die Altersvorsorge in der Schweiz wie auch in ganz Europa. Nur knapp ein Viertel der Schweizer Führungskräfte glaubt, dass die Pensionspläne ihrer Unternehmen im Jahr 2020 den Bedürfnissen noch gerecht werden. Mit dem Reformpaket Altersvorsorge 2020 werden die Weichen in der Schweiz neu gestellt. Um das heutige Leistungsniveau halten zu können, werden die Kosten für die Vorsorge jedoch steigen.

Knapp ein Drittel (30%) der in der Studie befragten Schweizer Führungskräfte führte den demografischen Wandel als grösste Herausforderung für die 2. Säule an. Da das Rentenalter in der Schweiz vorerst nicht nach oben angepasst wird, muss das angesparte Alterskapital für eine immer längere Pensionsdauer ausreichen. Nur knapp ein Viertel (24%) der Schweizer Führungskräfte hält die Vorsorgepläne ihrer Unternehmen für zukunftstauglich, fast die Hälfte (46%) glaubt hingegen, dass in den nächsten Jahren Anpassungen notwendig sind.

Umwandlungssatz versicherungstechnisch immer noch zu hoch
„Mit der Altersvorsorge 2020 wurden z.B. die Weichen bezüglich des Umwandlungssatzes richtig gestellt; eine Senkung von 6.8% auf 6.0% ist vorgesehen. Doch der Satz ist versicherungstechnisch immer noch zu hoch und einige Unternehmen haben ihn bereits bis auf 5.4% gesenkt“, erklärt Peter Zanella, Leiter Retirement Solutions bei Towers Watson in Zürich. „Die Umverteilung von Jung zu Alt wird durch die Senkung substantiell verringert, besteht aber immer noch.“ Im Rest von Europa scheint man sich der Problematik weniger bewusst zu sein: 35% aller Befragten sind der Meinung, dass die Vorsorgelösungen ihrer Unternehmen den Anforderungen auch noch im Jahr 2020 gewachsen sind.

Steigende Kosten
„Das Reformpaket Altersvorsorge 2020 strebt eine Erhaltung des Leistungsniveaus an, das ist ohne Mehrkosten jedoch nicht zu erreichen“, weiss Peter Zanella. Diese Meinung teilen auch die in der Studie befragten Schweizer Führungskräfte: Mehr als die Hälfte (54%) geht von steigenden Kosten für die Pensionspläne aus, nur gerade 8% halten sinkende Kosten für plausibel. „Die Studie zeigt, dass die Kostenkontrolle weiterhin eine wichtige Rolle für Unternehmen spielt. Sie sollten deshalb das diesbezügliche Risiko bei ihren Vorsorgeplänen durch geeignete Massnahmen minimieren“, so Zanella. Ein Drittel (32%) der Schweizer Unternehmen kämpft zudem mit dem Fehlen von Instrumenten zur Messung der Rentabilität von Vorsorgeplänen.

2. Säule als Instrument zur Mitarbeiterbindung
Heute sehen Schweizer Unternehmen ihre Vorsorgepläne als Mittel, um adäquate Altersrenten für ihre Mitarbeitenden (32%) entrichten und talentierte Fach- und Führungskräfte rekrutieren (30%) zu können. Bis 2020 verlieren diese Ziele an Bedeutung und werden von der Mitarbeiterbindung (33%) als primärem Zweck abgelöst. „Es ist vorstellbar, dass es in Zukunft eine Zweiteilung gibt, bei welcher die höchstqualifizierten Talente sehr gute Vorsorgepakete erhalten und die restlichen Mitarbeitenden weniger gut gestellt sind“, so Zanella. Gerade qualifizierte Fach- und Führungskräfte mit den grosszügigeren Vorsorgeleistungen haben jedoch tendenziell eine höhere Lebenserwartung als der Durchschnitt, sodass dieser Trend ebenfalls zu steigenden Kosten für Unternehmen führt.

Wenig Wahlfreiheit für Versicherte
Ein wichtiger Trend in der Vorsorgelandschaft ist die Flexibilisierung der Vorsorgepläne, bei welcher der Versicherte aus verschiedenen Optionen seinen Arbeitnehmerbeitrag selbst wählen kann. Bis 2020 will die Hälfte (49%) aller Unternehmen in Europa seinen Mitarbeitenden mehr Wahlfreiheit geben. Die Schweizer sind konservativer: Weniger als ein Drittel (30%) plant eine Individualisierung der Beiträge.

Wer für die Altersvorsorge zuständig ist, auch darüber sind sich die Schweizer und der Rest von Europa uneinig. 61 Prozent der Schweizer Führungskräfte sehen die Verantwortung bei den Unternehmen, 25 Prozent beim Individuum und 14 Prozent beim Staat; dagegen sind im Rest von Europa der Staat (26%) und das Individuum (32%) stärker gefragt. „Dieses Ergebnis zeigt den Glauben an ein freiheitliches System mit einer starken Einbindung des Unternehmens, also Vertrauen in das Schweizer 3-Säulen-Prinzip“, so Peter Zanella. (Tower Watson/mc/pg)

Hintergrundinformationen zur Studie
Die Studie „Is 75 the new 65? Rising to the Challenge of an Ageing Workforce“ wurde von der Economist Intelligence Unit in Partnerschaft mit Towers Watson durchgeführt. Im Oktober und November 2013 wurden 480 Führungskräfte von Unternehmen aus 30 europäischen Ländern befragt, davon 37 in der Schweiz. Zusätzlich wurden 7 Tiefeninterviews geführt. Die Studie untersucht die Zukunft von Arbeit und Pensionierung in Europa sowie die Implikationen für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und die Gesellschaft.

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