Joe Jimenez, CEO Novartis. (Foto: Novartis)
Zürich – Unter dem Motto «Strategien gegen den Stillstand» beging die Schweizerische Management Gesellschaft das 50. SMG Forum. Referenten wie Joseph Jimenez (CEO Novartis), Ex-Autorennfahrer Michael Schuhmacher, Patrick Odier (Präsident Bankiervereinigung) oder Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (Direktorin SECO) präsentierten ihre Gedanken zu den aktuellen Herausforderungen.
«Es wird mit Sicherheit keine Ruhe einkehren.» Mit diesen Worten setzte die SMG-Präsidentin Alice Šáchova den Ton für das Forum. Die aktuelle Wirtschaftslage verlange nach Dynamik und dem Mut, Dinge auf neue Weise anzugehen.
Novartis-CEO Joseph Jimenez schilderte eindringlich die Abhängigkeit seiner Firma von den besten Forschern. Die meisten von ihnen wollten an ihrem angestammten Wohnort leben, weshalb es Forschungszentren in mehreren Ländern brauche. Die Schweiz sei für Novartis aber klar der grösste Forschungsstandort und «so wird es auch bleiben». Er äusserte sich auch zur 1:12-Initiative. So etwas gebe es weltweit nirgends und «die Schweiz kann weiterhin wirtschaftsfreundlich agieren oder die bisherigen Errungenschaften leichtfertig aus der Hand geben.»
Michael Schuhmacher: «Ich fühlte mich nie als der Beste»
Moderatorin Mona Vetsch fragte den Rekord-Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher, wie er sich zu seinen Zeiten als Überflieger und Dominator überhaupt motivieren konnte, weiter aufs Gas zu drücken und nie nachzulassen. Seine erstaunliche Antwort: «Ich fühlte mich nie als der Beste und ich war immer der Meinung, dass ich mich weiterentwickeln musste, wie das ja auch beim Auto der Fall war.»
Schumachers Landsmann Marcus Schögel ist Professor am Institut für Marketing der Universität St.Gallen. Begeistert zeigte er sich von der uneingeschränkten Wirtschaftsfreundlichkeit des Stadtstaates Singapur. Ein Beispiel: «In Singapur starten Sie innert drei Tagen eine Firma». Bezüglich seines Fachgebiets Marketing berichtete er, dass Asien sich dem Mantra unterwerfen wird, das im bekannten Grundsatz «Think global, act local» anklingt: «Lokalisierung, Lokalisierung, Lokalisierung.» Den rund 300 Teilnehmenden im prall gefüllten Saal sagte er: «Singapur ist heiss auf alles Schweizerische: Wissen, Management, Qualität.»
SBB-Meyer sagt der Bahnhofstrasse den Kampf an
SBB-Chef Andreas Meyer sorgte mit einer Aussage zu den Immobilien beim Hauptbahnhof Zürich für Aufsehen. Deren Läden, Schulen und Bürogebäude werden unter dem Namen Europaallee vermarktet. Angriffslustig sagte er: «2014 wird Zürich einen von Europas komplettesten Bahnhöfen haben. Dann macht die Europaallee der Bahnhofstrasse mächtig Konkurrenz.»
Die Schweiz sei bezüglich Innovationskraft international hoch angesehen, rief SECO-Direktorin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch in Erinnerung. «Doch erstens war es lange anders und zweitens müssen wir diese Situation verteidigen.» Sie sang ein Hohelied auf die Schweizer Bildung und rief gleichzeitig dazu auf, den Transfer von Wissen zwischen Wirtschaft und Forschung auf ein neues Niveau zu heben.
Gerhard Schwarz von Avenir Suisse präsentierte die vier kontroversesten Thesen aus dem Buch «Ideen für die Schweiz: 44 Chancen, die Zukunft zu gewinnen». Klare Worte fand der Mitherausgeber zum gesellschaftlichen Auseinanderdriften: «Der soziale Graben ist offenkundig und er geht weit in den Mittelstand hinein.» Die Pflicht zum Einsatz zu Gunsten der Allgemeinheit – er fasste den Gedanken unter dem Begriff Miliz zusammen – bezeichnete er als möglichen Kitt.
«Es wird eine Konzentration im Bankensektor geben»
Um Anerkennung für die bisherigen Bemühungen zu Gunsten eines Finanzplatzes warb der Präsident der Bankiervereinigung, der gestärkt aus der Krise hervorgehen will. Patrick Odier verlangte intensive Gespräche mit den für die Industrie zuständigen Behörden und einen Geist, der die unternehmerische Freiheit fördert statt ihn mit übertriebenen Regulationen zu ersticken. «Ja, es wird eine Konzentration im Bankensektor geben», sagte er. Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Branche diese Konzentration geordnet managen könne.
Während des SMG Forums lösten die Gäste während Minuten in Duos strategische Aufgaben des Erfolgsautors Alexander Osterwalder. Er präsentierte den Kern seines Weltbestsellers «Business Model Generation». «Heute hat in sehr vielen Industrien praktisch jedes Businessmodell ein Verfalldatum», lautete seine eindringliche Botschaft. Und die Strategie gegen den Stillstand? «In iterativen Prozessen und mit Prototyping pausenlos experimentieren statt detaillierte Businesspläne auszuhecken, die als Papiertiger enden.»
Zum Schluss nahm die SMG-Präsidentin Alice Šáchova das Thema des gesellschaftlichen Grabens nochmals auf und sie rundete das ereignisreiche 50. SMG Forum mit einem persönlichen Wunsch ab: «Jeder soll wieder sagen können: Was der Wirtschaft nützt, nützt uns allen.» (SMG/mc/ps
Die Schweizerische Management Gesellschaft
Die 1961 aus dem Betriebswissenschaftlichen Institut (BWI) der ETH hervor-gegangene Schweizerische Management Gesellschaft (SMG) ist die Vereinigung der Schweizer Führungskräfte aus Wirtschaft und Gesellschaft. Mit 1300 Mitgliedern ist die SMG eine Kontakt- und Weiterbildungsplattform für Persön-lichkeiten, die dem oberen Management angehören oder als Verwaltungsräte tätig sind. Die Schweizerische Management Gesellschaft bietet den Mitgliedern Veranstaltungen an, die der Wissensvermittlung, dem Erfahrungsaustausch sowie der Beziehungspflege dienen. Ein Kernpunkt ist das jährliche Forum, das relevante und aktuelle Themen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft aufgreift.