A.T. Kearney: 2016 wird M&A-Rekordjahr in der Chemiebranche

A.T. Kearney: 2016 wird M&A-Rekordjahr in der Chemiebranche
Edward Breen, CEO DuPont und Dow-CEO Andrew Liveris bei der Bekanntgabe der Mega-Fusion zu DowDuPont am 11.12.2015. (Foto: DuPont)

Edward Breen, CEO DuPont und Dow-CEO Andrew Liveris bei der Bekanntgabe der Mega-Fusion zu DowDuPont am 11.12.2015. (Foto: DuPont)

Zürich – „In diesem Jahr wird die Konsolidierungswelle in der Chemiebranche einen historischen Höhepunkt erreichen“, sagt Dr. Joachim von Hoyningen-Huene, Partner bei A.T. Kearney und zustän­dig für M&A im Chemiesektor. Er beruft sich auf die Ergebnisse der fünften Ausgabe des Chemicals Executive M&A Reviews. „Die aktiven Gestalter der Konsolidierung sind Dow, Dupont und ChemChina. Europas Unternehmen geraten unter Zugzwang. Die fundamentale Neuordnung der Wettbewerbslandschaft birgt aber auch Chancen für europäische Chemiefirmen, ihrerseits Konsolidierungsmöglichkeiten zu nutzen oder von Marktchancen zu profitieren.“

Für den fünften Chemicals Executive M&A Review hat A.T. Kearney die weltweiten Transaktionen in der Chemieindustrie von 2001 bis Ende 2015 untersucht und Führungskräfte von Chemiekonzernen und Investmentbanken zur ihren Einschätzungen für 2016 befragt.

Mega-Deals treiben M&A-Volumen
2015 ist der Wert der M&A-Transaktionen in der Chemieindustrie bereits zum vierten Mal in Folge gestiegen, um 30 Prozent auf 110 Mrd. Dollar, wie die Studie zeigt. Ausschlaggebend für den Anstieg sind Mega-Deals wie Mercks Übernahme von Sigma Aldrich – mit USD 17 Mrd. die grösste Transaktion seit 2009 – oder ChemChinas Akquisition von Pirelli in Höhe von USD 9 Mrd. Kommen die angekündigte Fusion von DowChemical und DuPont sowie ChemChinas-Übernahme von Syngenta zustande, die zusammen einen Wert von USD 173 Mrd. haben, wird sich das Volumen des vergangenen Jahres in 2016 verdoppeln.

Dabei wird der Zusammenschluss von DowChemical und DuPont die Chemieindustrie auf Jahre beschäftigen, schätzt A.T. Kearney. Aus der Verschmelzung entsteht zunächst der weltgrösste Chemiekonzern und schliesslich sollen drei selbständige Einheiten hervorgehen, die sich auf Agrochemie, Kunststoffe und Spezialchemie konzentrieren. Die Fusion folgt dem weltweiten Trend zur Fokussierung auf das Kerngeschäft.

Entsprechend sieht A.T. Kearney fünf Haupttreiber für die starke Deal-Aktivität: Zunehmende Optimierung des Geschäftsportfolios, der steigende Druck durch aktivistische Investoren, die begrenzte Renditeerwartung aus organischem Wachstum, sowie die niedrigen Rohstoff- und Ölpreise.

Europäisches Firmen im Spannungsfeld
Den grössten Zuwachs an M&A-Aktivitäten erwartet A.T. Kearney in Nordamerika: Vom niedrigen Ölpreis profitieren vor allem die dort ansässigen Spezialchemie-Unternehmen. Die amerikanische Schiefergas-Revolution hat zu einer Schwemme an billigem Rohstoff geführt, was US-amerikanischen Chemiefirmen erhebliche Wettbewerbsvorteile gegenüber westeuropäischen Unternehmen verschafft.

Auch im Schwellenland China wird die Anzahl an Fusionen und Akquisitionen voraussichtlich deutlich wachsen: „Chinas Einfluss auf dem weltweiten M&A-Markt wird 2016 weiter zunehmen“, kommentiert von Hoyningen-Huene die Rolle Chinas bei der weltweiten Konsolidierung: „Erst Pirelli, dann KraussMaffai und nun Syngenta – diese Transaktionsserie von ChemChina verdeutlicht, mit welcher Entschiedenheit chinesische Unternehmen ihre strategischen Ziele verfolgen.“ Und sie wird weiter fortgesetzt. Die Marktteilnehmer aus Schwellenländern seien auf der Suche nach Know-how und Wachstumsmöglichkeiten ausserhalb ihrer Heimatmärkte. “Unterbewertete Ziele in reifen Märkten wie in Europa sind attraktive Übernahmeziele“, fügt er hinzu.

Für die europäische Chemiebranche eröffnen die Mega-Deals aber auch Chancen. Wettbewerbsbehörden werden darauf bestehen, dass Unternehmensteile mit Milliarden-Umsätzen veräussert werden, um Marktdominanz in allen Märkten zu vermeiden. „Diese Unternehmensteile können dann weniger spektakulär aber durchaus profitabel das Kerngeschäft europäischer Unternehmen verstärken.“, gibt von Hoyningen-Huene zu bedenken. Ferner stellt er fest: „Die Integration von Mega-Deals absorbiert viel Aufmerksamkeit. Wer sich ausschliesslich weiterhin auf seine Kunden konzentriert, kann auf dem hart umkämpften Markt Anteile von Wettbewerbern gewinnen, die mit Integrationen beschäftigt sind.“ (A.T. Kearney/mc/ps)

Über A.T. Kearney
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