Zürich – Der Kanton Aargau belegt im diesjährigen Standortqualitätsranking der Credit Suisse den fünften Rang. Zu seinen grössten Standortvorteilen zählen die zentrale Lage und die entsprechend gute verkehrstechnische Erreichbarkeit. Auch bei der steuerlichen Attraktivität für natürliche Personen schneidet der Kanton im schweizweiten Vergleich überdurchschnittlich ab. Verbesserungspotenzial besteht bei den Unternehmenssteuern sowie bei der Verfügbarkeit hoch qualifizierter Arbeitskräfte.
Der Aargau gehört gemäss dem Standortqualitätsindikator der Credit Suisse zu den attraktivsten Unternehmensstandorten der Schweiz (vgl. Box). Wie auch im Vorjahr belegt er im Kantonsranking 2021 den fünften Platz hinter Zug, Basel-Stadt, Zürich und Genf. Ausserdem bewegen sich alle Aargauer Regionen punkto Standortqualität im oberen Drittel aller 110 Schweizer Wirtschaftsregionen. Mit Baden (Rang 6) und Mutschellen (Rang 10) befinden sich sogar zwei Aargauer Wirtschaftsregionen unter den besten zehn (vgl. Abb.). Starke Konkurrenz liegt allerdings in geografisch unmittelbarer Nähe.
Zentrale Lage als Trumpf – Aufholbedarf bei den Unternehmenssteuern
Eine Stärke des Wirtschaftsstandorts Aargau ist seine zentrale Lage im Dreieck Zürich–Bern–Basel. Die drei Grosszentren sind aus den allermeisten Aargauer Gemeinden innert maximal einer Stunde mit dem ÖV oder dem Auto erreichbar. Um der steigenden Belastung der Infrastruktur zu begegnen und somit seine Standortattraktivität zu wahren, tätigt der Kanton Aargau im Verkehrsbereich jährlich hohe Investitionen.
Im Standortqualitätsranking 2018 lag der Kanton noch auf Rang 3. Der relative Attraktivitätsverlust ist primär auf steuerpolitische Entwicklungen zurückzuführen: Während natürliche Personen im Aargau im landesweiten Vergleich von relativ tiefen Steuern profitieren, hat der Kanton bei der steuerlichen Attraktivität für juristische Personen seit 2019 zehn Plätze verloren und liegt 2021 nur noch auf Rang 19. Dies lässt sich dadurch erklären, dass der Aargau im Gegensatz zu den meisten anderen Kantonen im Rahmen der kantonalen Umsetzung des Bundesgesetzes über die Steuerreform und AHV-Finanzierung (STAF) vorerst auf eine Reduktion der ordentlichen Gewinnsteuersätze verzichtete. Er setzt aber gleichzeitig auf die volle Ausschöpfung der neuen steuerlichen Instrumente für innovative Unternehmen (z.B. Patentbox, zusätzlicher Abzug für Forschung und Entwicklung).
Reservoir an Hochqualifizierten unterdurchschnittlich
Bei der Verfügbarkeit von Fachkräften mit mindestens einem Bildungsabschluss auf Sekundarstufe II schneidet der Aargau im interkantonalen Vergleich leicht überdurchschnittlich ab. Im Gegensatz dazu liegt die Dichte an Hochqualifizierten mit einem tertiären Abschluss in allen Aargauer Wirtschaftsregionen – mit Ausnahme der Region Baden – unterhalb des Landesmittels. Dies, obschon der Aargau mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) selbst eine bedeutende Fachhochschule beheimatet. Hoch qualifizierte Arbeitskräfte sind auf dem Aargauer Arbeitsmarkt aber durchaus gefragt. Davon zeugt nicht zuletzt die Tatsache, dass in den Aargau zupendelnde Erwerbstätige im Durchschnitt ein höheres Ausbildungsniveau aufweisen als die ansässige Bevölkerung.
Diversifizierte Branchenstruktur als Stabilisator
Die Aargauer Wirtschaft hat im letzten Jahrzehnt einen tiefgreifenden Strukturwandel durchgemacht. In der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sind mehrere tausend Arbeitsplätze verloren gegangen, während insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen, bei Unternehmensdienstleistern, in der Transport- und Logistikbranche sowie in der Pharmaindustrie neue Stellen entstanden sind. Insgesamt verzeichnete der Kanton Aargau in den 2010er-Jahren ein im Schweizer Vergleich unterdurchschnittliches Beschäftigungswachstum, dafür wuchs aber die Produktivität stärker als in den meisten anderen Kantonen. Wie die Ökonomen der Credit Suisse in ihrer Analyse zeigen, punktet die Aargauer Wirtschaft mit einer breit diversifizierten Branchenstruktur, die in der aktuellen Corona-Krise stabilisierend gewirkt haben dürfte. (Credit Suisse/mc/ps)
Die Regionalstudie Aargau 2021 «Aargau im Standortwettbewerb gut positioniert» ist auf Deutsch verfügbar hier: credit-suisse.com/regionalstudien
Die diesjährige Studie zur Standortqualität der Kantone und Regionen finden Sie hier: credit-suisse.com/standortqualitaet
Über den Standortqualitätsindikator und die Regionalstudie Aargau
Das langfristige Wirtschaftspotenzial der Schweizer Kantone wird insbesondere durch die Rahmenbedingungen für Unternehmen geprägt. Der intensive Standortwettbewerb zwingt die Schweizer Kantone und Regionen, ihre Attraktivität kontinuierlich zu optimieren. Der jährlich erhobene Standortqualitätsindikator (SQI) der Credit Suisse misst die Attraktivität der Schweizer Kantone und Regionen für Unternehmen basierend auf den folgenden sieben Teilindikatoren: Steuerbelastung der natürlichen und juristischen Personen, Verfügbarkeit von Fachkräften und Hochqualifizierten sowie Erreichbarkeit der Bevölkerung, Beschäftigten und Flughäfen. Er gilt als Wegweiser für Unternehmen und Unternehmer, die verschiedene Standorte evaluieren und dient zudem als Benchmarking-Instrument für die Optimierung der kantonalen und auch regionalen Standortpolitik. In ihrer neuen Regionalstudie beleuchten die Ökonomen der Credit Suisse die zugrundeliegenden Faktoren dieser Bewertung speziell für den Kanton Aargau.