Zürich – Rund 1600 Tonnen gesundheitsschädliche Stickoxide pro Jahr belasten die Luft in der Schweiz zusätzlich, weil VW Fahrzeuge mutmasslich betrügerisch manipuliert hat. Finanzielle Kompensationen nützen Menschen und Umwelt nichts. VW kann jedoch Realersatz leisten, indem sie etwa bei Zementwerken bessere Anlagen zur Rauchgasreinigung finanzieren und die Schadstoffe so kompensieren.
Die manipulierten Autos stossen im Normalbetrieb durchschnittlich 25 Mal so viel Stickoxide aus wie während der offiziellen Abgas-Tests. Alleine in der Schweiz sind rund 130‘000 solche Fahrzeuge unterwegs. Sie werden gemäss VW auch noch monatelang als Dreckschleudern weiterfahren, bevor die Software oder gar die Motoren repariert werden. Die Folge: Pro Jahr stossen diese Autos 1600 Tonnen Stickoxide mehr aus, als sie dürften. Für den WWF ist klar: Diese Emissionen können und müssen an anderer Stelle reduziert und damit kompensiert werden. Dafür bieten sich etwa die Zementwerke an, die grössten einzelnen Stickoxid-Quellen der Schweiz.
«Atemluft und damit die Allgemeinheit geschädigt»
Die sechs Schweizer Zementwerke stossen pro Jahr rund 3200 Tonnen Stickoxide aus. Eine bessere Rauchgas-Reinigung könnte diese Emissionen stark reduzieren. Mit entsprechenden Investitionen könnte VW die durch ihre Fahrzeuge ausgestossenen illegalen Mehremissionen kompensieren. „Mit den Abgas-Betrügereien hat VW vor allem unsere Atemluft und damit die Allgemeinheit geschädigt“, sagt Elmar Grosse Ruse, Klimaexperte beim WWF Schweiz. „Folglich müssen auch vor allem Mensch und Umwelt entschädigt werden – und das geht nur über einen solchen Realersatz.“
Für den WWF ist zudem zwingend, dass die Politik endlich handelt: Bei Abgas-Betrügereien muss Realersatz wo möglich zur gesetzlich zwingenden Sanktion werden. Zudem müssen die seit Jahren als unzuverlässig bekannten offiziellen Abgas-Tests endlich ein realistisches Bild der ausgestossenen Schadstoffe liefern. „Es geht um die Gesundheit von Menschen und Umwelt, da haben weder legale noch illegale Tricksereien Platz“, sagt Elmar Grosse Ruse.
Stickoxide verstärken Allergien, schädigen Atemwegen, begünstigen Herzinfarkte und Schlaganfälle und führen so zu vorzeitigen Todesfällen. Zwar ist die Konzentration in der Luft gesunken, doch wird der gesetzliche Grenzwert in städtischen Lagen mit viel Verkehr immer noch oft überschritten. Zudem tragen Stickoxide zur Versauerung von Gewässern und Böden bei. (WWF/mc/ps)