abrdn: 2025 – Mut zur Rendite; Anleger müssen neu denken

abrdn: 2025 – Mut zur Rendite; Anleger müssen neu denken
Peter Branner, Chief Investment Officer (CIO) von abrdn. (Foto: APG)

Von Peter Branner – abrdn, Chief Investment Officer

Flexibilität, Diversifikation und ein strategischer Blick über traditionelle Anlageklassen hinaus werden entscheidend sein, um von den makroökonomischen Trends zu profitieren und Risiken zu minimieren.

Die Weltwirtschaft wird 2025 durch geopolitische Spannungen, protektionistische Massnahmen und die Dynamik nachhaltiger Investitionen, aber auch durch Makrotrends geprägt werden. Letztere bieten sowohl Risiken als auch Chancen für Anleger.

USA: Wachstum unter Druck
Die wirtschaftliche Lage in den USA bleibt robust, gestützt durch Steuererleichterungen, eine zunehmende Digitalisierung im öffentlichen Sektor und eine expansive Fiskalpolitik. Diese Faktoren könnten das Wachstum ankurbeln und Unternehmensrisiken abfedern. Allerdings bergen protektionistische Massnahmen, wie höhere Zölle und eine restriktive Migrationspolitik, potenzielle Gefahren. Gleichzeitig bleibt die Inflation in den USA voraussichtlich oberhalb des Zielwertes, was die Federal Reserve dazu veranlassen wird, ihren aktuellen Zinssenkungszyklus in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 zu beenden.

In Europa stehen die Volkswirtschaften vor erheblichen politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Deutschland und Frankreich erleben politische Instabilität, die die Umsetzung notwendiger Reformen erschwert. Während die Peripherie der Eurozone weiterhin stark wächst, bleibt die deutsche Automobilindustrie besonders anfällig für Handelsbeschränkungen. Um das Wirtschaftswachstum zu stützen, wird die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik weiter lockern müssen. Langfristig werden Strukturreformen, wie sie im Draghi-Bericht vorgeschlagen wurden, entscheidend sein, um die Wettbewerbsfähigkeit und Produktivität Europas nachhaltig zu verbessern.

Geopolitik und ihre Folgen
Die geopolitische Lage bleibt angespannt und beeinflusst die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. In der Ukraine zeichnet sich für 2025 ein brüchiger Waffenstillstand ab, während im Nahen Osten die Spannungen mit dem Iran zunehmen. Sanktionen und mögliche militärische Auseinandersetzungen könnten die Region weiter destabilisieren. Obwohl die Auswirkungen auf den Ölpreis bisher gering sind, besteht die Gefahr plötzlicher Preisschwankungen. Trumps Handelspolitik wird weiterhin signifikante Auswirkungen auf China und andere Schwellenländer haben. Die erwartete Erhöhung der US-Zölle auf chinesische Importe auf 40 Prozent könnte eine Abwertung des Yuan und protektionistische Gegenmassnahmen Chinas nach sich ziehen. Gleichzeitig profitieren Länder wie Indien, Mexiko und Taiwan von der Verlagerung globaler Lieferketten und der verstärkten Fokussierung auf «Friend-shoring».

Im Bereich nachhaltiger Investments bleibt Europa ein Vorreiter. Trotz des Rückzugs der USA aus dem Pariser Klimaabkommen dürfte der Inflation Reduction Act viele grüne Investitionen in den Vereinigten Staaten weiterhin unterstützen. Nachhaltigkeit bleibt somit ein zentraler Faktor für Investoren, insbesondere in Europa, wo ESG-Kriterien zunehmend die Kapitalströme lenken.

Über den Tellerrand hinausblicken
Für Anleger bietet 2025 eine Vielzahl von Möglichkeiten, ihre Portfolios strategisch auszurichten. Während US-Aktien weiterhin Potenzial zeigen, sollten Investoren über die traditionellen Sektoren hinausblicken. Private Markets können durch Diversifikation und attraktive risikobereinigte Renditen überzeugen. Ebenso gewinnen kurzfristige Kredite und Hedgefonds-Strategien an Bedeutung, insbesondere für jene, die eine ausgewogene Mischung aus Rendite und Risiko anstreben. In einer Welt, die von geopolitischen Spannungen und wirtschaftlichen Unsicherheiten geprägt ist, wird die Fähigkeit, flexibel und vorausschauend zu agieren, für Investoren von entscheidender Bedeutung sein.

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