Felix Feather, Economic Analyst bei abrdn, kommentiert die Ergebnisse der heutigen EZB-Ratssitzung wie folgt:
«Die heutige Entscheidung war bis zuletzt eine knappe Angelegenheit.
Bis zur gestrigen Veröffentlichung der aktualisierten Inflationsprognosen deuteten die vom Markt implizierten Zinssätze, die Konsenserwartungen und unsere eigenen Prognosen auf eine Zinspause hin.
Letztendlich gab der jüngste Anstieg der Energierohstoffpreise den Ausschlag für eine zehnte Zinserhöhung in Folge. Mit dieser Entscheidung erreicht der Einlagensatz den höchsten Stand in der Geschichte der Institution.
Die Entscheidung erfolgte trotz der sehr schwachen Konjunkturdaten der letzten Monate. Wir denken, dass die EZB mit ihren Zinserhöhungen in eine Rezession hineinsteuert, die wahrscheinlich bereits im Gange ist. Die jüngste Zinserhöhung könnte diesen Abschwung noch verstärken und die Erholung verlangsamen. Trotz der Niederlage bei der Zinsentscheidung konnten die Tauben der Bank anscheinend einen gemässigten Rahmen für die Zinserhöhung durchsetzen. Es sieht so aus, dass die EZB ihren Zinserhöhungszyklus nun als abgeschlossen betrachtet (sofern es keine grossen Überraschungen gibt).
Wir glauben, dass dies tatsächlich die letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus sein wird. Wenn die Auswirkungen der bevorstehenden Rezession auf den Arbeitsmarkt und die Verbraucherpreise sichtbar werden, erwarten wir jedoch Zinssenkungen im Jahr 2024.» (abrdn/mc/ps)