Abu Dhabi: Musterschüler mit Makeln
Auch an der Corniche von Abu Dhabi ist nicht alles Gold was glänzt.
Abu Dhabi – Das Scheichtum Abu Dhabi erlangte als finanzielle Retterin des überschuldeten Dubai weltweiten Bekanntheitsgrad. Die Jahresverluste der Immobilienkonzerne Aldar und Sorouh zeigen indes, dass Ölreserven kein Garant für nachhaltiges Wachstum sind.
«Danke Abu Dhabi!», titelten die Börsenpflichtblätter, als im Dezember 2009 die Regierung des Scheichtums Abu Dhabi dem Nachar-Emirat Dubai mit einer 10-Milliarden-Dollar-Bürgschaft aushalf. Das «Gold-Emirat» Dubai, wo Öl nur mehr drei Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt, stand seinerzeit vor dem Offenbarungseid, weil es zu viel Geld in fantastische Bauprojekte investierte. Das Hauptstadt-Emirat Abu Dhabi, wo 90 Prozent der Energiereserven der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und neun Prozent des weltweit bekannten Erdöls lagern, galt seitdem als der ruhende Finanzpol am Golf.
Hochglanz-Image erhält Kratzer
Mitterweile ist das makellose Bild von AD, wie die Emirati ihre Kapitale kurz nennen, nicht mehr haltbar. So meldete der grösste Immobilienentwickler Aldar Properties am 9. Februar für 2010 einen Rekordverlust von 12,65 Mrd. Dirham oder 3,44 Mrd US-Dollar melden. Schon musste die Abu Dhabi-Herrscherfamilie al-Nahyan einspringen und Aldar für 10,9 Mrd. Dirham (2,97 Mrd. Dollar) Immobilien auf der Yas-Insel abkaufen, dem Zentrum des Formel 1-Zirkus von Abu Dhabi. Nicht besser geht es der Nummer zwei Sorouh Real Estate. Weil Sorouh im vierten Quartal 2010 erstmals rote Zahlen schrieb, stürtze die an der Börse ADX kotierte Aktie am Montag auf ein Fünfjahrestief. Demgegenüber hat Dubais Entwickler Emaar, der vor einem Jahr den 828 Meter hohen Burj Khalifa einweihte, im 2010 einen Milliardengewinn erzielt, die Aktie konnte sich stabilisieren.
Wann fliegt Etihad endlich Gewinne ein?
Vergeblich wartet die Herrscherfamilie zudem darauf, dass ihre im 2003 gegründete Fluggesellschaft Etihad Airways, die u.a. Abu Dhabi mit Genf verbindet, endlich Break-Even erreicht. Etihad-CEO James Hogan will eigentlich für 2011 Gewinne melden. Die Ägyptenkrise dürfte das Ziel nicht gerade in greifbare Nähe gerückt haben, ist Kairo doch eine der wichtigsten Reiseziele im Streckennetz der Etihad. Zum Vergleich: der Staats-Carrier Emirates Airline in Dubai fliegt seit 22 Jahren ununterbrochen Gewinne ein.
Fazit: Selbst ein Ölgigant wie Abu Dhabi kocht wirtschaftlich auch nur mit Wasser.