Bern – In der Schweiz sorgen Gemeinden, Städte und Zweckverbände mit 839 Kläranlagen tagtäglich für die Reinigung des Abwassers. Eine neue Studie des Verbandes Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA und der Organisation Kommunale Infrastruktur zeigt auf, dass in den letzten fünf Jahren die Reinigungsleistung verbessert werden konnte – bei gleichbleibenden Jahreskosten von 200 Franken pro Einwohnerwert. Die Studie bestätigt auch, dass grössere Kläranlagen effizienter sind als Kleinanlagen.
Gemeinden, Städte und Zweckverbände sorgen mit 80 Milliarden Franken schweren Infrastrukturen für gereinigtes Abwasser und leisten damit unentbehrliche Beiträge zur Siedlungshygiene und zum Gewässerschutz. Das Abwasser wird über ein Netz von 49’000 Kilometer öffentlicher Kanalisation zu den 839 Abwasserreinigungsanlagen (ARA) geleitet. An dieses System sind 96.7% der Bevölkerung angeschlossen.
Der Betrieb und Unterhalt dieser Infrastrukturen ist notwendig, um die Anforderungen des Gewässerschutzgesetzes zu erfüllen. Finanziert wird die Abwasserreinigung über Gebühren. Basierend auf den Daten aus dem Jahr 2010 aus allen Kantonen haben der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute VSA und die Fachorganisation Kommunale Infrastruktur in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt und den Kantonen zum zweiten Mal nach der ersten Erhebung im Jahr 2006 eine Studie zu den Kosten und Leistungen der öffentlichen Abwasserentsorgung erstellt.
Trend zu grösseren Anlagen und verbesserter Reinigungsleistung
Seit der letzten Datenerhebung sind in der Schweiz 36 meist kleinere ARA aufgehoben und an grössere Anlagen angeschlossen worden. Im Vergleich zur letzten Datenerhebung sind die Reinigungsleistungen der organischen Schmutzstoffe (CSB), Stickstoff (N) und Phosphor um durchschnittlich 2 bis 3% gestiegen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass einerseits bestehende Anlagen modernisiert wurden und andererseits ein Trend zu grösseren und leistungsfähigeren Anlagen besteht.
Höhere wirtschaftliche Effizienz
Obwohl die Teuerung der Konsumentenpreise in den letzten fünf Jahren bei rund 5% lag, sind die ermittelten Gesamtkosten für die Abwasserentsorgung mit 2.2 Milliarden Franken pro Jahr stabil geblieben. Gleichzeitig ist die Kanalisationslänge durch Neuerschliessungen von Bauzonen gewachsen und die Reinigungsleistungen der ARA wurden verbessert. Die Effizienz der Abwasserentsorgung ist damit gestiegen: Die Aufhebung kleinerer, spezifisch teurerer ARA beeinflusst die Kosten und Leistungen positiv. Der Betrieb und Unterhalt der gesamten Abwasseranlagen ist kapitalintensiv: Von den 2.2 Milliarden Franken fallen jährlich 1.4 Milliarden Franken auf Kapitalkosten und 0.8 Milliarden Franken auf Betriebskosten.
Werterhalt: Finanzierungslücke droht
Diese Kosten werden aber heute nur zu 77 Prozent durch Einnahmen aus den Abwassergebühren – total 1.7 Milliarden Franken pro Jahr –
gedeckt. Es wird schweizweit jährlich eine halbe Milliarde Franken zu wenig in den Werterhalt investiert, um den Wertverlust der Anlagen durch Erneuerungsinvestitionen auszugleichen. Die beiden Fachverbände VSA und Kommunale Infrastruktur haben daher für die Gemeinden und Abwasserzweckverbände gleichzeitig auch eine neue Orientierungshilfe für eine nachhaltige Finanzierung der Abwasserentsorgung publiziert.
Sie empfehlen den Gemeinden in der mittelfristigen Finanz- und Gebührenplanung auch die Ersatzinvestitionen genügend zu berücksichtigen, damit kommende Generationen nicht mit massiven Gebührensprüngen konfrontiert werden, wenn der Werterhalt vernachlässigt wurde.Im Vergleich mit anderen Ausgaben im Haushaltsbudget (Quelle: BfS) sind die jährlichen Kosten für die Abwasserentsorgung pro Person und Jahr gering: Die Abwasserreinigung kostet pro Kopf und Jahr 200 Franken, was mehr als zehnmal weniger ist als die Kosten der obligatorische Krankenkasse. (VSA/mc)