Ausschnitt Titelillustration Jubiläumsbroschüre. (Bild: Allianz)
Zürich – Eine rotierende Verdichterschaufel der tonnenschweren Gasturbine ist gebrochen, das Kraftwerk muss seinen Betrieb einstellen. Der Millionenschaden liegt auf der Hand, die Ursache jedoch völlig im Dunkeln: Designdefekt, Materialschwäche oder doch eine Fehlbedienung? Ein klarer Fall für die Schadenforscher des Allianz-Zentrums für Technik (AZT). Ihre Diagnose: Bei einem routinemässigen Austausch wurden Ersatzteile mit einer leicht abweichenden Materialzusammensetzung verwendet. Diese konnten die Schwingungen nicht ausreichend abdämpfen – der Schaden war quasi unausweichlich.
Viele solcher industrieller Grossschäden hat das AZT in den 80 Jahren seines Bestehens untersucht – von der Hindenburg-Katastrophe (1937) über die Irsching-Dampfturbinenwelle (1987) bis hin zu Werkstoffproblemen in heutigen Kraftwerkskesseln. Neben der Schadenursachenforschung ist das Zentrum, das heute Teil des Allianz Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) ist, auch in der Schadenprävention aktiv. In beiden Bereichen arbeiten die Experten des AZT übrigens seit mehr als 30 Jahren eng mit der Allianz Suisse zusammen. Einen Überblick über die Historie wie auch über aktuelle Projekte des AZT gibt der gerade erschienene Jubiläumsband.
Industrielle Herzstücke
Das AZT ist auf Industrietechnologie wie Energie- und Kraftwerkstechnik oder Anlagenbau spezialisiert. Die 15 AZT-Ingenieure – darunter Elektrotechniker, Maschinenbauer, Chemiker, Verfahrenstechniker und Werkstoffexperten – untersuchen Schäden an industriellen Herzstücken wie Dampferzeugern, Turbinen, Getrieben, Generatoren oder Transformatoren. «Von unseren Erkenntnisse profitieren wir selbst als Industrieversicherer, aber natürlich auch unsere Kunden», erklärt Dr. Johannes Stoiber, der das AZT zusammen mit Stefan Thumm leitet.
In der Schweiz ist das AZT in den letzten Jahrzehnten vor allem bei Schäden von Kraftwerken, darunter auch Wasserkraftwerke, tätig gewesen; etwa, wenn es um beschädigte Gasturbinen ging. Auch Schweizer Industrieunternehmen und Hersteller, die international aktiv sind, gehören zu den Kunden des AZT. Christoph Müller, Geschäftsführer der Schweizer AGCS Niederlassung, bestätigt den Mehrwert, den das Zentrum auch für seine Kunden erbringt: «Zwischen unseren lokalen Claims Managern und Risk Consultants und den Experten vom Allianz Zentrum für Technik gibt es eine enge Zusammenarbeit und einen regelmässigen Austausch. Die technischen Gutachten im Auftrag der AGCS fliessen in laufende Schadenabwicklungen mit ein. Zugleich verbessern sie auch die Entscheidungsgrundlage für unsere Underwriter, wenn technische Risiken versichert werden. Auch die betroffenen Unternehmen werden über die «lessons learned» informiert und können so gezielt daran arbeiten, künftig Schäden zu vermeiden.»
Weltweite Aktivitäten ausbauen
Seine Wurzeln hat das 1932 in Berlin gegründete AZT in Deutschland. Seit seiner Eingliederung in die weltweit tätige AGCS 2006 kommt das Zentrum zunehmend auch bei internationalen Schadenfällen zum Einsatz. Beispielsweise wenn ein Kraftwerk in Brasilien zu Schaden kommt oder ein Schnellzug in Shanghai Feuer fängt. Die internationalen Aktivitäten sollen in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden – vor allem in den Schwellenländern Asiens und Südamerikas. «Wir müssen uns in verschiedenen Welten der Schadenregulierung zurechtfinden», erklärt Stoiber. «Doch unsere Stärke ist universell – ein unabhängiges Urteil, das auf fundierter technischer Expertise beruht.» (Allianz-Suisse/mc/ps)
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