Frankfurt – Investoren rechnen mit einer unrealistisch langen Nullzinsphase. Es liegt nun in der Verantwortung der EZB, diese Erwartungshaltung schrittweise zu verändern. Für die EZB-Sitzung am 25. Januar erwarten wir als weiteren Schritt in Richtung Normalisierung zunächst eine Änderung in der Forward Guidance.
„Für die erste EZB-Ratssitzung in diesem Jahr erwarten Investoren eine Änderung in der Forward Guidance der Europäischen Zentralbank und möglicherweise eine Ankündigung über das Endes ihres Wertpapierkaufprogramms.
In den letzten Wochen hat der Druck einiger bedeutender Mitglieder im EZB-Rat, insbesondere von Seiten des Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann und EZB-Direktoriumsmitglied Benoît Cœuré, in Richtung einer klaren Ankündigung hinsichtlich des Endes des Ankaufprogramms zugenommen. Laut des am 11. Januar veröffentlichten Protokolls der letzten Ratssitzung befürwortet eine wachsende Zahl an Ratsmitgliedern nun eine Änderung in der Kommunikation ab Anfang diesen Jahres. Das ein wichtiger Punkt, der die tief verwurzelte Überzeugung von Investoren, dass die Zinssätze länger niedrig bleiben, beeinflusst.
Bislang hat die EZB darauf verwiesen, dass der Inflationsausblick unter dem mittelfristigen Ziel bleibt, um die Fortführung des Wertpapierkaufprogramms zu rechtfertigen. Trotz eines breit angelegten, stetigen und nachhaltigen Wirtschaftswachstums in der Eurozone verharrt der Inflationsausblick unter der Zielmarke von 2 Prozent. Das Problem hierbei ist, ein Festhalten am Junktim zwischen Inflation und quantitativer Lockerung würde die Überzeugung vieler Investoren, dass die Zinssätze dauerhaft niedrig bleiben werden, verfestigen. Dies wiederum könnte sich letztendlich zu einem Risiko für die Finanzstabilität entwickeln.
Schrittweiser Normalisierungsprozess
Die EZB wird voraussichtlich erneut bekräftigen, dass sie ihren geldpolitischen Normalisierungsprozess schrittweise vollziehen wird, indem sie erst die quantitative Lockerung beendet und zu einem späteren Zeitpunkt die Leitzinsen erhöht.
Wir gehen davon aus, dass die Leitzinsen nicht vor 2019 angehoben werden. Die extreme Anfälligkeit der Rentenmärkte gegenüber der Normalisierung der Geldpolitik hat sich zuletzt am Anstieg der langfristigen Renditen in den USA gezeigt und auch an den Marktturbulenzen infolge der Ankündigung der Bank of Japan, ihre Anleihekäufe leicht zu reduzieren. Die Märkte müssen offensichtlich sehr vorsichtig vorbereitet werden. Wir erwarten daher, dass die EZB im ersten Quartal ihre Kommunikation entsprechend anpassen wird.
Im globalen Kontext zeichnet sich für 2018 immer deutlicher eine fortschreitende Divergenz zwischen der europäischen und US-amerikanischen Geldpolitik ab. Während die EZB ihre Zinsen bis 2019 unverändert lassen dürfte, gehen wir davon aus, dass die Federal Reserve die Zinsen in diesem Jahr drei- bis viermal erhöhen wird. Die Märkte erwarten nur zwei Zinserhöhungen.“ (AllianzGI/mc/ps)