Am günstigsten lebt es sich in Appenzell Innerrhoden, Uri und Glarus
Zürich – Das Leben in der Schweiz kostet nicht überall gleich viel. Die Ökonomen der Credit Suisse haben für jeweils über 120’000 Beispielhaushalte in jeder Gemeinde der Schweiz das frei verfügbare Einkommen berechnet – also denjenigen Betrag, der vom Haushaltseinkommen nach Abzug aller obligatorischen Abgaben und der Fixkosten für den freien Konsum oder das Sparen übrigbleibt. In den Zentren ist das Leben am teuersten, allen voran in den Städten Genf und Zürich. Aber auch von dort sind beispielsweise mit einer Pendelzeit von maximal 30 Minuten zahlreiche Gemeinden erreichbar, die eine deutlich höhere finanzielle Wohnattraktivität bieten.
Die Wahl des Wohnorts ist für viele Menschen eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben. Neben Wohnlage und Infrastruktur, Verfügbarkeit passender Wohnobjekte, emotionalen Kriterien und persönlicher Vernetzung spielen auch monetäre Faktoren eine zentrale Rolle. Basierend auf den Berechnungen der Ökonomen der Credit Suisse lebt der Durchschnittshaushalt im Kanton Appenzell Innerrhoden am günstigsten, gefolgt von Uri und Glarus (vgl. Abb. 1). Mit geringen Wohnkosten, einer tiefen Belastung durch Steuern und weitere Abgaben präsentieren sich die drei Kantone aus finanzieller Sicht am attraktivsten. In der Rangliste folgen weitere, eher ländlich geprägte Kantone wie Schaffhausen, Jura, Appenzell Ausserrhoden, Wallis und Thurgau. Das Mittelfeld besteht aus einer Reihe unterschiedlich positionierter Kantone mit ländlichem oder suburbanem Charakter. Die städtisch geprägten Kantone Genf und Basel-Stadt sowie Waadt, Zürich, Basel-Landschaft, Zug und Neuenburg erreichen im Schweizer Vergleich eine unterdurchschnittliche finanzielle Wohnattraktivität. Hohe Mieten und Immobilienpreise sowie teilweise hohe obligatorische Abgaben verteuern das Leben in den Zentren.
Familien leben im Wallis am preiswertesten
Verschiedene Kostenfaktoren variieren nicht nur regional, sondern auch je nach Haushaltstyp. Die Analyse der Credit Suisse Ökonomen zeigt, dass insbesondere bei Familien mit Kindern das Ranking anders ausfällt. Dies ist auf regional unterschiedliche Familienzulagen, Kinderbetreuungskosten und familienspezifische Steuerparameter wie Kinderabzüge zurückzuführen. Im interkantonalen Vergleich bietet der Kanton Wallis für Ehepaare mit Kindern unter dem Strich die günstigsten Lebensbedingungen. Dies gilt sowohl für Familien, die institutionelle Kinderbetreuung in Anspruch nehmen (siehe dazu auch Credit Suisse-Studie zu Kinderbetreuungskosten in der Schweiz, 16.05.2021), als auch für solche ohne derartige Kinderbetreuung. Die finanzielle Attraktivität einer Wohnregion hängt nicht zuletzt auch von der Einkommens- und Vermögenssituation eines Haushalts, von der angestrebten Wohnsituation (kleine Mietwohnung oder grosses Einfamilienhaus) und von zahlreichen weiteren Faktoren ab. Mit einem Wohnortswechsel – teilweise bereits in die nahe Umgebung – können Schweizer Haushalte beträchtliche Einsparungen erzielen und ihr Budget optimieren (vgl. Beispiel eines Modellhaushalts).
Beispiel:
Modellhaushalt Familie (zwei Kinder): Herr und Frau Schmid, wohnhaft in Liestal (BL)
Hypothetisches Beispiel für ein Ehepaar mit zwei Kindern
Herr und Frau Schmid und ihre zwei Kinder wohnen in Liestal in einer 100 m2 grossen Mietwohnung. Herr Schmid pendelt jeden Tag mit dem ÖV zu seinem Arbeitsplatz in Basel, Frau Schmid arbeitet von zu Hause, während die Kinder in der Schule sind. Gemeinsam erzielen sie ein Bruttoerwerbseinkommen von CHF 80’000. Das Ehepaar verfügt über ein erspartes Vermögen von CHF 50’000. Mit den Familienzulagen und dem Vermögensertrag erreicht der Haushalt ein Bruttoeinkommen von rund CHF 86’000 pro Jahr. Nach Abzug aller obligatorischen Abgaben beträgt das verfügbare Einkommen der Familie CHF 58’700. Nach Berücksichtigung der Miete, der Neben- und Elektrizitätskosten sowie der ÖV-Abonnementskosten für Herr Schmid bleibt der Familie ein Betrag von CHF 29’400 zur freien Verfügung übrig.
Familie Schmid zieht demnächst nach Kaiseraugst (AG) um, wo die Eltern von Herrn Schmid wohnen und sie eine vergleichbare Wohnung gefunden hat. Dadurch wird sich ihr frei verfügbares Einkommen um rund CHF 8’900 auf CHF 38’300 erhöhen (+30 %). Dafür verantwortlich sind primär die günstigere Miete und die tieferen Krankenkassenprämien. Derweil bleiben die Pendelzeit und die Mobilitätskosten von Herrn Schmid praktisch unverändert. (Credit Suisse/mc/ps)
Die Studie «Finanzielle Wohnattraktivität: Hier lebt es sich am günstigsten» finden Sie im Internet auf Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch unter: credit-suisse.com/rdi