Andreas Waespi, CEO Bank Coop, zu Nachhaltigkeit

Andreas Waespi

Andreas Waespi, CEO Bank Coop

Von Natalie Waltmann, Bank Coop

Herr Waespi, die Bank Coop ist bereits seit 2003 im Bereich der nachhaltigen Vermögensverwaltung tätig. Was war die ursprüngliche Intention, die Sie zu diesem Schritt veranlasst hat?

Nachhaltigkeit ist ein Teil unserer Strategie und umfasst unterschiedliche Dimensionen. Es geht dabei einerseits um soziale und ethische Komponenten und andererseits um ökologische sowie ökonomische Fragestellungen. Diese sind für uns alle existenziell und es war deshalb für uns nur folgerichtig, neben der traditionellen Vermögensverwaltung auch nachhaltige Mandate anzubieten.

«Die Wettbewerbsfähigkeit von Solarstrom im Vergleich zu konventionellem Strom, rückt in greifbare Nähe.» Andreas Waespi, CEO Bank Coop

Nun liest man ja sehr oft, dass mit einer nachhaltigen Vermögensverwaltung ähnliche, teilweise sogar höhere Rendite zu erzielen sind. Ist das wirklich der Fall?

Es existieren zahlreiche Performance-Vergleiche, die aufzeigen, dass nachhaltige Anlagen mittel- und langfristig eine ähnlich gute Wertentwicklung aufweisen wie traditionelle Investments. Nachhaltigkeit setzt gerade im ökologischen Bereich auf bestimmte Themen. Dies sind unter anderem Wind- und Solarenergie. Entsprechend kann es in bestimmten Perioden zu starken Schwankungen im Vergleich zu den traditionellen Vergleichsindizes kommen, also auch zu Phasen, in denen sich nachhaltige Produkte gegenüber diesen sogenannten Benchmarks besser oder schlechter entwickeln.

Sie haben gerade die Solar- und Windbranche angesprochen. Lassen sich in der Entwicklung Parallelen zu anderen Branchen feststellen?

Sowohl die Solar- als auch die Windindustrie sind noch relativ junge Industrien. Wie bei allen Branchen kann man auch hier bestimmte Entwicklungsphasen identifizieren. Dies gilt besonders auch für die Entwicklung an den Finanzmärkten. Nach einem ersten Hype, in welchem die Zukunftsaussichten neuer Industrien viel zu optimistisch eingeschätzt werden, setzt oftmals eine Ernüchterung bei Unternehmen und Anlegern ein. Nach der anschliessenden Konsolidierung in den Branchen können die Unternehmen zu einem gesunden und nachhaltigen Wachstum ansetzen. Dieser Prozess kann meines Erachtens zumindest bis zu einem gewissen Teil auch bei den erneuerbaren Energien festgestellt werden.

«Meines Erachtens befinden sich die erneuerbaren Energien aktuell in der notwendigen Konsolidierungsphase.»

In der Solar- und der Windbranche hat man im letzten Jahr Geld verloren. Können Sie uns hier etwas über die Hintergründe sagen?

Die Idee, konventionelle Ernergieerzeugung durch Strom aus regenerierbaren Energiequellen zu ersetzen, war ursprünglich stark politisch getrieben. Entsprechend hoch war die Abhängigkeit von staatlichen Subventionen, um diese neue Industrie überhaupt lebensfähig zu machen. Durch den deutlichen Preisanstieg von Energierohstoffen wie zum Beispiel Öl und Kohle in den Jahren vor dem Platzen der Immobilienblase bekam man zunehmend den Eindruck, dass regenerative Energien früher als erwartet wettbewerbsfähig werden könnten. Entsprechend legten die Aktienkurse in diesem Bereich deutlich zu. Mit der Finanzkrise und der dadurch ausgelösten Rezession platzten dann die Blütenträume vieler Investoren. Der Ölpreis stürzte von fast 150 US-Dollar je Barrel auf unter 40 US-Dollar. Die konventionellen Energierohstoffe konnten ihren Preisvorteil wieder ausbauen. Hinzu kam, dass sich die Industrienationen enorm verschulden mussten, um die Banken und damit das Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Die Folge sind heute rekordhohe Verschuldungsquoten. Um das Vertrauen der Investoren nicht noch stärker zu strapazieren, sind diese Länder zunehmend zum Sparen gezwungen. Die Folge: Subventionen werden gekürzt. Dies trifft auch den Bereich der erneuerbaren Energien, wie ein Blick auf die aktuelle Diskussion in Deutschland zeigt. Entsprechend haben sich die Aussichten für die Unternehmen im Bereich der Solar- und Windenergie in den vergangenen zwei Jahren eingetrübt. Die Aktienkurse kamen unter Druck.

Wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die Zukunft der erneuerbaren Energie? Sehen sie hier wieder bessere Zeiten?

Meines Erachtens befinden sich diese aktuell in der notwendigen Konsolidierungsphase. Für die Zukunft sind wir für das Thema optimistisch. Es ist uns in der Zwischenzeit allen bewusst: die fossilen Energien neigen sich dem Ende zu und die Welt braucht neue Energienquellen. Das Problem akzentuiert sich noch zusätzlich, indem sehr grosse, aufkommende Länder wie China, Indien oder Brasilien einen stark wachsenden Energie-Bedarf haben. Zudem zwingt uns die Klimaproblematik zur Energiewende hin zu erneuerbaren Energien. Wir gehen davon aus, dass die konventionellen Energierohstoffe wie Öl und Kohle teurer werden. Der Ölpreis bewegt sich bereits heute wieder fast bei 100 USD je Barrel und auch der Kohlepreis hat 2010 deutlich zugelegt. Andererseits wird die Abhängigkeit der Branche von Subventionen zunehmend geringer. So kamen beispielsweise die Solarmodulpreise in Europa nicht zuletzt aufgrund der starken Konkurrenz aus China in den letzten beiden Jahren zwischen 35% und 45% unter Druck. Die Folge: Die Netzparität, also die Wettbewerbsfähigkeit von Solarstrom im Vergleich zu konventionellem Strom, rückt in greifbare Nähe.

Was denken Sie, wie lange wird es noch dauern, bis sich die Kosten für die Energiegewinnung angeglichen haben?

In bestimmten Regionen – beispielsweise in Portugal, Spanien aber auch in Kalifornien – ist dies bereits teilweise erreicht. Das zeigt unter anderem eine aktuelle Studie des deutschen Frauenhoferinstituts. Die Forscher erwarten, dass bis 2030 auch Offshore-Windanlagen, in Deutschland installierte Photovoltaik-Anlagen und solarthermische Anlagen in Südspanien Kostenniveaus erreichen können, die für konventionelle, fossile Kraftwerke prognostiziert werden. Für Deutschland gehen Experten davon aus, dass Solarstrom bis 2013 im Vergleich zur konventionellen konkurrenzfähig ist. Entsprechend sind wir für die weitere Entwicklung dieses Bereichs positiv gestimmt.

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