„Arabischer Frühling ist besser als europäischer Winter“
Juan MarÍa Nin Génova, Deputy Chairman und CEO CaixaBank.
von Gérard Al-Fil
Juan MarÍa Nin Génova ist Deputy Chairman und CEO von Spaniens drittgrösstem Geldhaus CaixaBank, oder la Caixa, wie sie der Volksmund nennt. Hauptsitz der einstigen Sparkasse ist Barcelona. Im Moneycab-Kurzinterview verrät der Bankier, warum er gleich drei neue Niederlassungen in arabischen Ländern eröffnet und weshalb die Finanzbranche ihre soziale Ader nicht vergessen darf.
Moneycab: Herr Génova, im Mittelalter eroberten die Araber Spanien und blieben dort 700 Jahre. Heute haben Sie, die CaixaBank, in Dubai am persisch-arabischen Golf Fuss gefasst. Was haben Sie vor?
Juan MarÍa Nin Génova: Spanische Konzerne und mittelständische Unternehmen aus allen Branchen sind in den letzten Jahren im grossen Stil in die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) expandiert. Caixa Bank hält Anteile an Repsol und Telefónica. Mit unserer neuen Repräsentanz in Dubai wollen wir unsere bestehenden Kunden aus der Heimat vor Ort betreuen und neue Kundenbeziehungen in allen Golfstaaten aufbauen. Wir pflegen bereits Geschäftsbeziehungen zu über 50 Banken in den arabischen Ölstaaten.
Spanien ist nicht Griechenland, und doch wird Ihr Land in einem Atemzug mit den Wackelkandidaten der Eurozone genannt. Ein Manko?
Keine Sorge, CaixaBank ist die Nummer drei in Spanien. In Europa sind wir die Nummer 10 in puncto Marktkapitalisierung. Wir weisen mit 4,30% landesweit die niedrigste Rate dubioser Kredite auf. Auch unsere Core Capital Ratio (Basel II) kann mit 11,3% als solide bezeichnet werden.
Weniger solide sieht es leider auf dem Arbeitsmarkt in ihrer Heimat aus. Die Erwerbslosigkeit liegt in Spanien bei EU-rekordhohen 21 Prozent. Seit Monaten demonstrieren und kampieren Jobsuchende in Madrid. Was kann ein einflussreiches Geldhaus wie CaixaBank zur Linderung der Misere beitragen?
Wir haben unsere soziale Ader nie vergessen, und soziales Engagement sollte sich, finden wir, jeder Bankier zu Herzen nehmen. CaixaBank stellt jedes Jahr 500 Millionen Euro für die Förderung von Jugendlichen und für Kunst und Kultur bereit. Auch unterstützten wir mit diesem Budget Projekte im KMU-Bereich sowie die Aids- und Malariaforschung. Engagement abseits der Welt der Zahlen und Prozente schafft Vertrauen!
Algerien und Ägypten standen im Zentrum des Arabischen Frühlings. Trotzdem wird CaixaBank in Algiers und Kairo ihre nächsten beiden Repräsentanz-Büros eröffnen. Warum?
Algerien boomt! Wir sind dort im Öl- und Gasgeschäft involviert, u. a. mit Sonatrech, dem grössten Energiekonzern in Algerien. Die Algerier sind seriöse Menschen und zuverlässige Geschäftspartner. Wir haben volles Vertrauen in die Wirtschaftskraft in unserem nordafrikanischen Nachbarland. Unsere Leiterin der neuen Repräsentanz in Dubai, Frau Maya Khelladi, ist Algerierin.
Und Ägypten? Mubarak ist abgetreten, trotzdem gibt es sporadische Unruhen.
Was Kairo betrifft, so glauben wird, dass es gerade jetzt in der Zeit des Umbruchs ideal ist, nach Ägypten zu gehen. Jede Krise birgt Chancen. Offen gesagt: uns ist der Arabische Frühling lieber als der europäische Winter.
Herr Génova, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.