(Bild: © WWF)
Longyearbyen/Spitzbergen – Der beim immer rasanteren Rückgang der Arktis erzeugte Wasserdampf lässt das Eis noch stärker abschmelzen. Die Situation spitzt sich durch das fehlende Eis weiter somit immer weiter zu. «Weniger Meereis bedeutet mehr Wasser in der Atmosphäre», sagt Mark Serreze, Forscher an der University of Colorado, der zu diesem Effekt eine aktuelle Studie veröffentlicht hat.
Laut Robert Spielhagen vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung sind die Studienergebnisse jedoch keine sensationelle Entdeckung. Das erhöhte Potenzial höherer Luftfeuchtigkeit und damit zusammenhängender Erwärmung sei bekannt. «Das Besondere in der Arktis ist die Rückkoppelung, die sich mit dem Meereisrückgang ergibt. Dieser Rückgang lässt im Herbst weitaus grössere Wasserflächen offen als noch vor 20 Jahren», so Spielhagen.
Von diesen Wasserflächen kann wiederum Wasser verdunsten und Wärme an die Atmosphäre freigesetzt werden. Der Grund: Das Wasser ist im Herbst oft noch wämer als die schon kühle Luft. Die Feuchtigkeit wirkt als Wärmespeicher, was die Abkühlung und Neueisbildung noch weiter verzögert. «Da ergeben sich also Rückkoppelungen, die langfristig zu weiterer Erwärmung und immer weniger Meereis führen. Leider geht das sehr schnell, wie man in den letzten Jahren beim rapiden Rückgangs des Meereises gesehen hat», sagt Spielhagen.
Prognosen bleiben schwierig
Ein weiteres Problem liegt darin, dass Wasserdampf zudem ein starkes Treibhausgas ist. «Die höhere Aufnahmefähigkeit warmer Luft müsste grundsätzlich im Zuge der globalen Erwärmung zu einer immer weiteren Verstärkung des Treibhauseffektes von Wasserdampf führen», sagt der Forscher im pressetext-Interview.
Allerdings hat die Sache einen Haken: Immer mehr Wasserdampf in der Atmosphäre führt auch zu verstärkter Wolkenbildung. Zudem reflektieren die weissen Wolken Sonnenlicht zurück ins Weltall, was potenziell eher einen abkühlenden Effekt hat. Welcher dieser zwei Effekte – also die Erwärmung durch den Treibhauseffekt oder die Abkühlung durch mehr Wolken – sich am Ende stärker auswirkt, ist nicht so einfach zu verstehen und auch nicht leicht in Computer-Klimamodelle zu integrieren. (pte/mc/ps)