Artur P. Schmidt: Die Lösung der Krimkrise
Russische Truppen blockieren am vergangenen Freitag die Zufahrtsstrasse zum Militärflughafen Sevastopol auf der Krim.
Von Artur P. Schmidt
Chruschtschow war Ukrainer
Viele Europäer denken aktuell, dass Putins Intervention ein Rückfall in den Kalten Krieg ist. Doch „wait a minute“. War die Krim nicht seit Katharina der Grossen russisches Gebiet? Seit 1774 wurde die Krim vom Osmanischen Reich unabhängig und zunehmend vom Russischen Reich abhängig, bis Katharina II die Krim am 8. April 1783, nachdem sie unter Grigori Potjomkin von Russland annektiert worden war, „von nun an und für alle Zeiten“ als russisch deklarierte. Erst nachdem der Ukrainer Nikita Chruschtschow sowjetischer Parteichef geworden war, der damals nicht wissen konnte, dass die UdSSR später auseinanderbrechen würde, ist die Krim 1954 an die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik angegliedert worden. Ist nicht auf der Krim die russische Schwarzmeerflotte stationiert? Auch die neue ukrainische Regierung sollte vielleicht erkennen, dass das, was die Ukraine aktuell erreicht hat, mehr ist, als man noch vor einigen Wochen erhoffen konnte. Die Integrität der Ukraine zu wahren, vor allem der Ostgebiete scheint legitim zu sein und sollte auch unter allen Umständen angestrebt werden, aber bei der Krim stehen die historischen Gegebenheiten auf Seiten der Russen. Eine mögliche Lösung der Krise wäre die Krim, die eh eine autonome Republik innerhalb der Ukraine ist, zu einem unabhängigen Staat zu erklären. Damit wäre beiden Seiten geholfen: Putin würde seine Gesicht waren und nicht als kaltblütiger Macho-Aggressor in die Geschichte eingehen und für die Ukrainer wäre der Weg in die Europäische Gemeinschaft frei.
Ein unabhängiger Krim-Staat
Die Situation in der Ukraine gleicht aktuell einem Pulverfass. Eine falsche Aktion, möglicherweise ein Schuss am falschen Ort könnte einen Krieg auslösen, der niemanden weiterhilft. Kein Krieg hat je ein Problem gelöst, sondern nur neue Probleme geschaffen. Deshalb sollte der Westen erkennen, dass Putins Anrecht, die russischen Bürger auf der Krim zu schützen, nicht so weit hergegriffen ist, wie es zunächst erscheint. 1917 nach der Oktoberrevolution wurde auf der Krim die Taurische Sowjetische Sozialistische Republik (russisch: Советская Социалистическая Республика Тавриды) gegründet, gleich danach jedoch wurde die Volksrepublik Krim wieder als unabhängige krimtatarische Republik ausgerufen. Die Volksrepublik Krim (krimtatarisch Qırım Halq Cumhuriyeti) war zwar nur ein kurzlebig gegründeter Staat, sie existierte zwischen dem Dezember 1917 und dem 23. Februar 1918, jedoch war die Republik der erste erfolgreiche Versuch, in der islamischen Welt einen souveränen Staat zu etablieren. Und in dieser geschichtlichen Entwicklung liegt der Schlüssel in der Lösung des Problems. Warum nicht die Krim wieder als unabhängigen Staat neu gründen? Da der heutige Staat hauptsächlich von Russen bewohnt würde, könnten russische Interessen, vor allem im Hinblick auf die Schwarzmeerflotte, ausreichend vertreten werden und eine Eskalation der Ereignisse könnte verhindert werden. Dies wird der Preis sein, den Europa zu bezahlen hat, wenn es die Ukraine in die Europäische Gemeinschaft integrieren will. Dieser Preis ist es wert, wenn ein Krieg zwischen Brüdern und Schwestern im historischen Kontext verhindert werden kann. Die Situation auf der Krim ist ein typisches Gefangenendilemma. Nur ein Zerschlagen der Gordischen Knotens durch einen eigenen Krimstaat ist eine nachhaltige Lösung, in der beide Seiten, sowohl die Ukraine, als auch Russland, ihr Gesicht waren können.
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Über Artur P. Schmidt
Der Wirtschaftskybernetiker Dr.-Ing. Artur P. Schmidt wurde in Stuttgart geboren. Er besuchte im Stadtteil Zuffenhausen das Ferdinand-Porsche-Gymnasium und machte dort das Abitur. Das Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart und Berlin schloss er im Alter von 27 Jahren mit der Bestnote im Fachgebiet Raketentechnik ab, so dass ihm von Prof. H.H. Koelle die Promotion angetragen wurde. Im Alter von 30 Jahren erhielt Artur P. Schmidt den Doktortitel für ein kybernetisches Marktanalyse-Verfahren am Beispiel der Strategischen Planung von Airbus Industries. Nach einer Beratungstätigkeit bei Anderson Consulting sowie als Leiter der Strategischen Analyse der Ruhrgas AG war Dr. Schmidt Stipendiant der Stiftung zur Förderung der systemorientierten Managementlehre und letzter Schüler von Prof. Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Ansatzes. Während dieser Zeit begann Dr. Schmidt seine publizistische Laufbahn, aus denen Bestseller wie «Endo-Management» und «Der Wissensnavigator» sowie Wirtschaftsbücher wie «Wohlstand_fuer_alle.com» oder «Crashonomics» hervorgingen. Sein neuestes Buch, welches im EWK-Verlag erschienen ist, heisst «Unter Bankstern».
Heute ist Artur P. Schmidt Herausgeber des Online-News-Portals www.wissensnavigator.com sowie der Finanz-Portale www.bankingcockpit.com, www.wallstreetcockpit.com und thenavigator.mobi sowie Geschäftsführer der Tradercockpit GmbH. Dr. Schmidt ist ein gefragter Keynote-Speaker sowie Kolumnist für zahlreiche Finanzpublikationen.